Quarantäne statt kostenloser Tests?

Die Corona-Infektionszahlen steigen weltweit rasant, auch in Europa. Möglich gemacht hat das die Wiederaufnahme des Flugverkehrs u.a. in Risikogebiete – das sind die meisten Länder der Welt. In Europa legt vor allem in Frankreich und Spanien die Zahl der neuen Fälle deutlich zu. Spaniens Premier Sanchez spricht sich für regionale Notstände aus.

Neben Warnungen vor Reisen nach Frankreich und Spanien sind auch Reisen in die europäische Hauptstadt Brüssel nicht ungefährlich. Am Dienstag, 25. August 2020, übertraf Brüssel bei der Zahl der Neuinfektionen sogar die bisherige Krisenregion Antwerpen. Nach belgischen Medien sind kaum Menschen bei EU-Kommission, Europäischem Rat oder dem Europaparlament zu sehen. Dienstreisen der Beamten nach Brüssel sind so gut wie alle abgesagt. Weil die zweite Corona-Welle im Anrollen ist, muss nun auch die Bundesregierung handeln. 

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Montag, 24. August 2020,  dafür ausgesprochen, nach dem Ende der Sommerferien in Deutschland die kostenlosen Tests nach der Rückkehr aus Risikogebieten wieder abzuschaffen. Geplant ist nun, dass sich Rückkehrer aus Risikogebieten, zu denen weltweit zahlreiche Länder, in Europa aktuell ganz Spanien (außer Kanaren) inkl. der Balearen, Teile der kroatischen Küste, der Großraum Paris, die Region Provence-Alpes-Cote d‘ Azur, der Balkan, Belgien etc. gehören, wieder in 14-tägige Quarantäne begeben müssen. Wenn sich Rückkehrer testen lassen möchten, um die Selbstisolation früher zu beenden, müssen sie sich selbst um einen Test kümmern, diesen aus eigener Tasche bezahlen und bis zum Ergebnis in Quarantäne bleiben. Den Test darf man frühestens fünf Tage nach Rückankunft machen. Fraglich ist freilich, wie man die Quarantäne überwachen will. Gehen Infizierte trotzdem auf die Straße, forcieren sie die befürchtete zweite Coronawelle mit allen unangenehmen Konsequenzen, z.B. einem zweiten Lockdown.

Begründet wird die favorisierte Abschaffung der kostenlosen Tests seitens der Länder-Gesundheitsminister damit, dass die Testzentren an ihre Kapazitäten stießen. Zudem sei der Mehrheit der Bundesbürger nur schlecht zu vermitteln, weshalb die Kosten für die rücksichtslosen Touristen, die in Risikogebieten Urlaub machen, von der Allgemeinheit getragen werden sollen. Die Labore in Deutschland forderten wegen der nicht mehr zumutbaren Belastung eine schnellstmögliche Umsetzung der Pläne. Den Laboren geht es darum, den Fokus der Tests nach dem Sommer weg vom Reiseverkehr in Richtung Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zu verschieben.

Entschieden ist noch nichts. Über das Thema werden die Ministerpräsidenten der Bundesländer und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag, 27. August 2020, im Rahmen einer Videokonferenz beraten. Die Luftfahrtverbände machen gegen die Abschaffung der kostelosen Tests mobil. Sie fürchten einen erneuten Einbruch bei den Passagierzahlen der Airlines. Auch auf die Reisenden selbst kommen Probleme zu. Sie müssen sich fragen, ob sie von ihrem Arbeitgeber zusätzlichen Urlaub genehmigt bekommen, ob sie überhaupt noch die Erlaubnis ihres Arbeitgebers bekommen können, in riskanten Gebieten Urlaub zu machen, ob sie, wenn sie verschweigen, wohin sie reisen, ihren Job verlieren können, ob bei zusätzlichem Urlaub evtl. das Gehalt gekürzt werden kann und vieles andere mehr. Quelle: BDL / BARIG / DMM