Regio-S-Bahn Donau Iller in Planung

Der geplante Ausbau der länderübergreifenden Regio-S-Bahn Donau-Iller kommt ins Rollen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse soll die Förderung des Projekts durch den Bund ermöglichen. Das gaben die Verkehrsminister Winfried Hermann (Baden-Württemberg/Grüne) und Hans Reichart (Bayern/CSU) am Dienstag, 24. Juli 2019, bei einem Treffen am Ulmer Hauptbahnhof bekannt. Hermann und Reichart unterstrichen die Wichtigkeit dieses Projektes für beide Länder. Auch für Firmenkunden und deren Geschäftsreisende ist ein besseres un zuverlässiges Bahnangebot von großer Wichtigkeit.

Grafik der künftigen Regio-S-Bahn Donau-Iller. Grafik DB

Nach der gemeinsamen Ministerratssitzung zwischen beiden Ländern haben sich Bayerns Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart und Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann gestern (23.07.19) am Ulmer Hauptbahnhof zu einer weiteren Stärkung des länderübergreifenden Schienenverkehrs bekannt. Gemeinsam mit dem Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch als Vorsitzender und dem Landrat des Landkreises Neu-Ulm, Thorsten Freudenberger, als Stellvertreter des Vereins „Regio-S-Bahn Donau-Iller e.V.“, haben sie den offiziellen Startschuss für eine Nutzen-Kosten-Analyse des Gesamtprojekts gegeben. Diese wird von der Region in Auftrag gegeben und von beiden Ländern zu jeweils einem Sechstel mitfinanziert. Mit einer positiven Untersuchung wollen beide Länder und die Region den Bund überzeugen, das Projekt länderübergreifend zu fördern.

Ausbau und Elektrifizierung, Schaffung neuer Haltepunkte, das sind nur einige der geplanten Ziele innerhalb des Konzepts für die Regio-S-Bahn Donau-Iller. Den Anreiz zum Umstieg vom Auto auf die Bahn zu schaffen sei in Zeiten einer Klimadebatte ein wichtiger Schritt, betonten beide Minister. Die Regio-S-Bahn Donau-Iller soll das Mobilitätsangebot in der Region deutlich verbessern und einheitliche Standards im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bieten, beispielsweise eine engere Taktung, barrierefreies Ein- und Aussteigen sowie bessere Verknüpfungen mit anderen Angeboten des Schienen- und öffentlichen Nahverkehrs. Hierfür sind Verkehrsexperten zufolge Ausbauten an den Strecken
• Aalen – Ulm (Brenzbahn),
• Neu-Ulm – Memmingen (Illertalbahn),
• Ulm – Riedlingen (Donautalbahn) und
• Ulm – Aulendorf (Südbahn)
sowie deren Stationen notwendig. Bereits 2017 bzw. 2018 haben die Länder Baden-Württemberg und Bayern jeweils mit der Region Donau-Iller eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, mit der sie ihre grundsätzliche Unterstützung bei der Umsetzung des Projektes Regio-S-Bahn Donau-Iller zugesagt haben. Auf baden-württembergischer Seite sollen vor allem neue Halte auf der Donautalbahn und Südbahn eingerichtet und die Brenzbahn ausgebaut werden. Mit dem Projekt Regio-S-Bahn Donau-Iller soll das Verkehrsangebot auf der Donautal- und Brenzbahn aber auch auf der Südbahn erheblich ausgeweitet und attraktiver werden.

Im bayerischen Bahnnetz soll in der Region Donau-Iller im Rahmen des Projekts insbesondere die vielbefahrene eingleisige Illertalbahn ausgebaut werden, indem sie samt der Stichstrecke nach Weißenhorn elektrifiziert und die Kapazität erhöht wird. Basis dafür sind einige Infrastrukturverbesserungen, die teilweise bereits umgesetzt worden sind. Dazu gehören die 2013 durchgeführte erfolgreiche Reaktivierung der Bahnstrecke von Senden nach Weißenhorn, der in den kommenden vier Jahren geplante Ausbau des Bahnhofs Senden samt Elektronischem Stellwerk und die Umsetzung von sechs neuen Haltepunkten rund um Memmingen, sofern deren Wirtschaftlichkeit bei den weiteren Planungen positiv ausfällt.

Vor über 30 Jahren wurde erstmals eine Untersuchung über die Verkehrsentwicklung in der Ländergrenzen überschreitenden Region Donau-Iller erstellt. Schon früh war die verkehrliche Verknüpfung der beiden auf baden-württembergischem und bayerischem Gebiet liegenden Teilräume der Region von besonderer Bedeutung. Damals wie heute wohnen mehr als die Hälfte der inzwischen ca. 1 Mio. Menschen der Region in Orten mit Bahnanschluss. Das Schienennetz ist quasi das Rückgrat für die Erreichbarkeit aller Teilräume der Region im Öffentlichen Personennahverkehr. In den vergangenen Jahren wurde in die Infrastruktur investiert und das Angebot auf den einzelnen Strecken kontinuierlich verbessert. Aufgrund der starken Fahrgastzuwächse reichen die Kapazitäten dennoch vor allem in den Hauptverkehrszeiten auf vielen Schienenstrecken nicht mehr aus.

Alle Prognosen gehen davon aus, dass der Verkehr weiter ansteigen wird. Angesichts der zunehmenden Überlastungen des Straßennetzes und den damit verbundenen ökonomischen und ökologischen Auswirkungen, ist der Aufbau eines leistungsfähigen integrierten Verkehrssystems, das Menschen verbindet und Räume erschließt, erforderlich. Mit der Machbarkeitsstudie Regio-S-Bahn Donau-Iller wird aufgezeigt, wie die Verbindungen im Schienenpersonennahverkehr im Verdichtungsbereich der beiden Oberzentren Ulm/Neu-Ulm und Memmingen und den an diese anschließenden verdichteten Siedlungsräumen in den Tälern sowie auch die eher ländlich strukturierten Teilräumen sich nachhaltig verbessern lässt.

Mit Beschluss der Verbandsversammlung des Regionalverbandes am 24. November 2009 wurde der Geschäftsstelle des Regionalverbandes Donau-Iller die Aufgabe übertragen, gemeinsam mit den beiden Ländern Baden-Württemberg und dem Freistaat Bayern ein Regio-S-Bahn Konzept zu entwickeln. Bereits ein Jahr später konnte das positive Ergebnis der gemeinsam durch das Züricher Fachbüro SMA und Partner AG sowie INTRAPLAN Consult GmbH aus München erstellten Vorstudie vorgestellt werden. Im Januar 2011 wurde mit der auf die Vorstudie aufbauenden Hauptstudie begonnen. In sechs Arbeitskreissitzungen und mehreren Fachgesprächen in den Ministerien wurde ein Konzept für den Aufbau einer eigenständigen Konzeption „Regio-S-Bahn Donau-Iller“ entwickelt.

Durch die geplante „Regio-S-Bahn Donau-Iller“ soll eine deutliche Verbesserung der Stadt-Umland-Vernetzung im Ländergrenzen überschreitenden Nahverkehrsraum der Region Donau-Iller erreicht werden. Die wesentlichen Ziele sind:
•    ein durchgehendes, halbstündiges Angebot auf allen Schienenstrecken der Region
•    Erschließung zusätzlicher Nachfrage auf den bestehenden Strecken mit einem S-Bahn ähnlichen Angebot durch kürzere Fahrzeiten, dichtere Zugfolgen, optimierte Abfahrtszeiten sowie der Ausbau der Kapazitäten und die Verlängerung der Betriebszeiten.
•    Erschließung bisher nicht erschlossener Potentiale im Schienenpersonennahverkehr durch Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Strecke von senden nach Weissenhorn sowie die Reaktivierung und den Neubau zusätzlicher Haltestellen an den Strecken.
•    Verbesserung der Stadt-Umland-Vernetzung und der Flächenerschließung der gesamten Region auch abseits der Schienenstrecken durch Ausrichtung des Busnetzes auf die Bahn, Verknüpfung mit der Straßenbahn im Oberzentrum Ulm/Neu-Ulm sowie durch den Ausbau von Park+Ride und Bike+Ride.
•    Verkürzung der Fahrzeiten durch den Einsatz schnellerer Fahrzeuge und den Bau von Doppelspurabschnitten an eingleisigen Schienenstrecken für schnelle Begegnungsverkehre.

Die Merkmale der Regio-S-Bahn Donau-Iller sind zudem der Aufbau einer eigenen Marke bzw. eines eigenen Produktes.

Im Zeitraum von 2014 bis 2016 wurde zusätzlich das Regionale SPNV-Zielkonzept zur Regio-S-Bahn Donau-Iller erarbeitet. Es stellt explizit die Forderungen und Wünsche der Region Donau-Iller dar und integriert die verschiedenen, z.T. regionsübergreifenden Planungen entlang den Bahnstrecken der Region. Es bildet eine Klammer um die bisherigen Planungen und ergänzt diese um eine langfristige regionale Zielvorstellung.

Im Dezember 2015 gründeten die Landkreise Alb-Donau, Biberach, Günzburg, Heidenheim, Neu-Ulm, Unterallgäu und die Städte Memmingen, Neu-Ulm und Ulm den Verein Regio-S-Bahn Donau-Iller. Der Verein hat die Aufgabe, die Stadt-Umland-Mobilitätskonzeption für einen besseren Schienenpersonennahverkehr in der Region Donau-Iller und Teilen der Region Ostwürttemberg stufenweise in die Realität umsetzen. Der Regionalverband Donau-Iller wird, gemeinsam mit dem Regionalverband Ostwürttemberg, das Projekt weiterhin betreuen. Quelle: Ministerium für Verkehr des Landes BW / DMM