Reisebranche tritt Erstattungsrechte der Verbraucher systematisch mit Füßen

Harsche Worte findet der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverband, Klaus Müller, für die Reisebranche: Sie tritt die Erstattungsrechte der Verbraucher systematisch mit Füßen.

Die Corona-Pandemie hat die halbe Welt durcheinander geschüttelt. Übel traf es u.a. die Tourismusbranche; denn zahlreiche Länder machten dicht und verwehrten die Einreise, teils ist das noch so. Folge: Viele Fluggesellschaften, darunter auch die Lufthansa, mussten ihre Flieger am Boden lassen. Damit und weil es in nahezu ganz Europa einen Lockdown aller möglichen Einrichtungen, darunter Hotellerie, Restaurants, Freizeiteinrichtungen etc. gab, tendierten die Geschäfte von Reiseveranstaltern, Reisebüros, Airlines etc. gegen Null.

Während sich die einschlägigen touristischen Verbände für milliardenschwere Unterstützung ihrer Betriebe stark machten, ließen sie diejenigen, die eigentlich das Geld bringen, links liegen. Und es sollte noch schlimmer kommen: DRV & Co. verlangten allen Ernstes, dass die hunderttausende von Kunden, die bereits viele Millionen Euro vor Beginn der Corona-Pandemie bei Reisebüros, Reiseveranstaltern, Airlines etc. bezahlt hatten, per Zwangsgutschein auf die Rückzahlung verzichten. Einen starken Befürworter dieser ziemlich bösen Idee hatten die Tourismusverbände in der Bundesregierung gefunden. Zum Glück aber machte Brüssel dem üblen Vorstoß ein Ende.

Das Dumme nur ist: Die zig Millionen oder sogar Milliarden, die die Reiseveranstalter eingesackt haben, sind längst in irgendwelchen Kanälen verschwunden und ausgegeben. Damit wird ein riesiger Konstruktionsfehler der Reisewirtschaft deutlich: Vorher bezahlen und hinterher erst eine Leistung bekommen ist ein absolutes Unding. Wer eine Urlaubsreise bucht und bevor er diese antritt bezahlt, läuft immer Gefahr, das er die Katze im Sack kauft (weil er oft nicht weiß, wie sich das Angebot in der Realität darstellt)  oder leer ausgeht nach einer nie auszuschließenden Insolvenz eines Suppliers, zumal eine mehr als mangelhafte Kundengeldabsicherung in Deutschland Usus ist.

Nun kommt hinzu, dass das Geld aus der von der EU angemahnten Ticketerstattung häufig nicht fließt. Laut Müller bleibt es eine Unverschämtheit, auf welche Weise einige Reiseanbieter und Airlines mit ihren Kunden umgehen. Zwei Drittel der Anfragen in den Verbraucherzentralen haben sich in den vergangenen Wochen um die Ticketerstattung gedreht. Unzählige Menschen haben sich beschwert, dass sie hingehalten werden. Besonders das Verhalten der Lufthansa sei ein Unding, gerade weil der Staat das Unternehmen mit Milliarden Euro gerettet hat. Müller will deshalb, dass Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei Lufthansa-Chef Carsten Spohr anruft – und die Rechte der Verbraucher verteidigt. Quelle: Verbraucherzentrale / Interview t-online.de / DMM