Reisen werden komplizierter und teurer

Nachhaltigen Tourismus gibt es nicht; es gibt lediglich nachhaltige Entwicklungen im Tourismus, so die Schweizer Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Universtität Bern, Dr. Monika Bandi Tanner. Von nachhaltigem Tourismus kann z.B. bei Lowcost-Flügen absolut keine Rede sein, so die Wissenschaftlerin.

Die Tourismusforschung und -lehre ist mit der Forschungsstelle Tourismus im Center for Regional Economic Development (CRED) integriert. Als interdisziplinäre Forschungsstelle der Universität Bern befasst sie sich mit touristischen Fragestellungen mit breiter volkswirtschaftlicher Perspektive und unter Einbezug anderer relevanter Aspekte und Disziplinen. Das CRED ist wissenschaftlicher Partner für regionale, kantonale, nationale und internationale öffentliche und private Stellen.

Dr. Monika Bandi kann sich vorstellen, dass es eine Chance für ein geschärfteres Bewusstsein der Reisenden gibt, sagte sie im Interview mit Travelnews.ch. Je länger die Corona-Pandemie anhält, umso eher kommt es dazu, dass die Anbieter ihre Kosten und Angebote verändern müssen. So wird es möglicherweise in Zukunft weniger Angebote geben, die dann aber auch teurer sein werden. Dann wird ein Flug nach Barcelona keine 40 CHF mehr kosten, sondern vielleicht 300. Und Flüge in die katalanische Metropole wird es vielleicht nur noch zwei pro Woche geben. Und je länger die Pandemie anhalten wird – Experten fürchten, dass sie uns möglicherweise Jahrzehnte erhalten bleibt – je größer das Verlangen wächst vereisen zu wollen und Unbekanntes zu erleben, nehmen die Menschen auch gewisse Konsequenzen auf sich. Sie planen ihre Ferien dann vielleicht länger, verreisen  weniger, aber dafür bewusster.

Bandi weiter: „Es wird schon jetzt davon ausgegangen, dass wir mit dieser Krise eine längere Zeit konfrontiert sein werden. So wird eine Angebotsbereinigung stattfinden, aber auch Weiterentwicklung, denn das Ferienbedürfnis wird es bei Wohlstand auch in Zukunft geben. Fernreisen werden vermutlich etwas abflauen, und die Ziele der Zukunft werden nicht mehr so weit entfernt sein wie es bis zum Ausbruch von Covid-19 der Fall war. Entscheidend sein wird, wie sich die Pandemie entwickelt, gesundheitlich gesehen. Darauf aufgebaut steckt die  Politik die Rahmenbedingungen ab, und erst dann kommen die Bedürfnisse der Wirtschaft und des Tourismus.

Generell wird Reisen kostspieliger werden, sagt die Expertin. Alle Sicherheitsvorkehrungen und Bestimmungen werden sich in der Kostenstruktur der Anbieter widerspiegeln. Wenn an einem Flughafen nicht mehr 1.000 Flieger am Tag landen, sondern nur noch 500, muss die Infrastruktur trotzdem im vollen Umfang finanziert werden, was sich automatisch in höheren Ticketpreisen niederschlagen wird. Quelle: travelnews.ch / CRED / DMM