Risiko Langstreckenflug

Eine junge kanadische Mutter fordert Passagiere dringend auf, während Langstreckenflügen aufzustehen und sich zu bewegen. Die 33-Jährige hat eine schreckliche Nahtoderfahrung gemacht, als sich in ihren beiden Lungenflügeln lebensbedrohliche Blutgerinnsel gebildet hatten. Die Dame hatte vorher zu lange während eines Langstreckenflugs von Toronto nach Dubai und mehr oder weniger bewegungslos in ihrem Sitz verbracht. Die Geschichte von Emily sollten sich vor allem auch Geschäftsreisende zu Herzen nehmen und sich auf Langstreckenflügen immer wieder mal gehend bewegen.

Auf der Social-Media-Plattform TikTok teilte die 33-Jährige unter dem Namen Emily schreckliche Details darüber, wie eine Traumreise nach Dubai sie fast das Leben gekostet hätte, obwohl ihr ein außer Dienst befindlicher Arzt und einige „sehr kompetente“ Flugbegleiter das Leben gerettet hätten.

„Ich wäre vor ein paar Wochen auf einem Flug von Toronto nach Dubai fast gestorben und möchte darüber sprechen“, sagt Emily in dem erschütternden TikTok. „Am 05. Februar flog ich in der Economy Class direkt von Toronto nach Dubai. Als es noch zweieinhalb Stunden Flugzeit bis zur Landung dauern sollte, musste ich aufstehen und auf die Toilette gehen“, fuhr Emily fort. „Das war das erste Mal während des gesamten Fluges, dass ich aufgestanden bin und zur Toilette gegangen bin. Gott sei Dank war jemand im Bord-WC, sonst wäre ich auf der Toilette gewesen und hätte die Tür hinter mir abgeschlossen, als das passierte.“

Zur angeblichen Vorbeugung einer Venenthrombose hatte sich die Kanadierin Kompressionsstrümpfe angezogen. „Ich wartete vor dem Lavatory und bekam aus heiterem Himmel diesen tiefen, dumpfen Schmerz in der Brust. Ich hustete dreimal und das war das Letzte, woran ich mich erinnern konnte. Ich war fünf Minuten bewusstlos. Ich fiel, brach zusammen, stieß mir den Kopf an und bekam so ein blaues Auge. Ich hatte eine Nahtoderfahrung. Gott sei Dank waren ein Arzt an Bord und einige wirklich tolle, sehr kompetente Flugbegleiter, die mir im Grunde das Leben retteten.“

Emily wurde sechs Stunden nach dem Vorfall in eine Klinik von Dubai eingeliefert, nachdem sie zunächst nach der Landung in die Flughafenklinik des Dubai Airport gebracht worden war. Erst in der Dubai-Klinik 
stellten die Ärzte fest, dass sie ein extrem lebensbedrohliches Blutgerinnsel hatte, und dass es an ein Wunder grenzte, dass sie noch am Leben war.. Emily hatte eine massive beidseitige Sattel-Lungenembolie, ein Blutgerinnsel in beiden Lungen. Normalerweise sterben die meisten Menschen sofort oder innerhalb der ersten ein bis zwei Stunden daran.“

Die Ärzte schlussfolgerten, dass das gut zehnstündige Sitzen in derselben Position ein wesentlicher Faktor dafür gewesen sein könnte, dass sich das  lebensbedrohliche doppelte Blutgerinnsel bildete, dies im Zusammenhang mit der Pille, die sie zur Empfängnisverhütung nahm. Und es stellte sich heraus, dass Kompressionsstrümpfe zwar seit Langem als Mittel zur Verringerung des Risikos eines Blutgerinnsels während des Fluges vermarktet werden, in Emilys Fall jedoch mehr Schaden als Nutzen hätten anrichten können. Wenn man Kompressionsstrümpfe trägt und sich nicht bewegt, wird tatsächlich die Blutzufuhr unterbrochen. Emily hatte solche Kompressionsstrümpfe an. In einigen Fällen kann sich das Gerinnsel lösen und in die Lunge wandern, was eine Lungenembolie verursacht. Weitere Risikofaktoren für eine tiefe Venenthrombose sind die Einnahme von Verhütungsmitteln oder Hormontherapien sowie Fettleibigkeit, Rauchen oder kürzlich erlittene Verletzungen oder nur kurz zurück liegende Operationen. Während ältere Menschen einem höheren Risiko einer TVT ausgesetzt sind, kann die Krankheit auch jüngere Reisende betreffen, insbesondere schwangere Frauen und Personen, die dehydriert sind.

Die australische Fluggesellschaft Qantas warnt schon lange, dass langes Sitzen ein Risikofaktor für tiefe Venenthrombosen sein kann – eine ernste Erkrankung, bei der sich in einer Vene, meist in den Beinen, ein Blutgerinnsel bildet, das Schwellungen, Schmerzen und Rötungen in der betroffenen Extremität verursachen kann. Qantas bietet zahlreiche Übungsvorschläge, die Passagiere an ihren Sitzen durchführen können, um das Risiko einer TVT zu senken. Die Fluggesellschaft empfiehlt den Passagieren jedoch auch, ihre Sitze zu verlassen und „gelegentlich“ einen Spaziergang durch die Gänge zu machen, wenn dies sicher ist.

Auch die Oneworld-Fluggesellschaft British Airways empfiehlt Passagieren, „regelmäßig einen Spaziergang durch die Kabine zu machen“, um das Risiko einer TVT zu senken.

Air Canada, die Nonstop-Flüge von Toronto nach Dubai anbietet, empfiehlt Passagieren, alle 60 bis 90 Minuten durch die Kabine zu gehen, während Emirates den Passagieren empfiehlt, die Gelegenheit zum Strecken zu nutzen, wenn sie aufstehen, um die Toilette zu benutzen. Die in Dubai ansässige Fluggesellschaft empfiehlt den Passagieren außerdem, in regelmäßigen Abständen Übungen an ihrem Sitz durchzuführen.

Sowohl Air Canada als auch Emirates berufen sich auf separate Studien, die nahelegen, dass kein direkter Zusammenhang zwischen Flugreisen und tiefer Venenthrombose besteht. Die Weltgesundheitsorganisation warnt jedoch, dass jede Form längerer Bewegungslosigkeit das Risiko einer tiefen Venenthrombose erhöhen kann. Quelle: TikTok / DMM