Rückschlag für Überschall-Projekt – Rolls Royce steigt aus

American Airlines hat kürzlich 20 Überschallflugzeuge beim US-Startup Boom Supersonic bestellt. Ab 2029 soll demnach wieder mit Überschallgeschwindigkeit geflogen werden, so das Management des US-Carriers. Die Bestellung enthält zudem eine Option über weitere 40 Flugzeuge, gaben Blake Scholl (Gründer und CEO von Boom Supersonic) und American Airlines bekannt. Nun ein böses Erwachen: Der bisher fest eingeplante Triebwerkhersteller Rolls Royce will nicht mehr mitmachen und hat seinen Ausstieg auch gegenüber DMM bekannt gemacht. Damit ist der Zeitplan perdu und das gesamte Überschallvorhaben fraglich.

 Fast 20 Jahre nach den letzten Flügen der legendären Concorde ist der kommerzielle Überschall-Flugverkehr auf dem besten Weg, wieder in Schwung zu kommen, hieß es noch vor wenigen Wochen. Die sogenannten „Overture-Jets“, die Geschwindigkeiten von bis zu Mach 1,7 über Wasser versprechen – das ist doppelt so schnell wie die derzeit schnellsten Verkehrsflugzeuge -, sollten ab 2025 vom Band laufen und die erste Maschine schon 2026 zum Jungfernflug aufsteigen. Ob die Boom Overture jemals als echtes Passagierüberschallflugzeug abheben wird, daran scheiden sich nach dem Ausstieg von Rolls Royce die Geister mehr denn je. Erst recht, da die zunehmende Zahl an Kritikern die Frage aufwirft, wie das Projekt mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen sein soll. Neben American Airlines hatte sich Mitte 2021 sich mit United (15 Festbestellungen der Overture mit Option auf weitere 35) ein weiteres Schwergewicht festgelegt und Overture-Optionen gezeichnet. Und Japan Airlines ist sogar als Investor bei Boom Supersonic eingestiegen (DMM berichtete). 

Die ungelöste Triebwerksfrage hängt nun wie ein Damoklesschwert über dem Vorhaben. Bis heute ist nicht klar, welches Triebwerk einmal die Overture auf die Reise schicken wird. Aufgrund der vorgegebenen Parameter - die Overture soll ohne Nachbrenner fliegen, trotzdem Mach 1,7 erreichen und 100 % nachhaltigen Kraftstoff verbrennen (die benötigten Mengen wird es bis 2029 vermutlich noch gar nicht geben), scheint klar, dass eine bereits existierende Lösung nicht infrage kommt. Zwei Jahre hatten Boom und Rolls Royce nach einem möglichen Antrieb für die Overture gesucht und waren bis heute zu keinem Ergebni gekommen. Jetzt ist klar: Der britische Triebwerkshersteller hat das Interesse verloren und wird sich nicht weiter an der Triebwerksentwicklung beteiligen. In einer Standardantwort an die Medien heißt es: "Nach reiflicher Überlegung ist Rolls-Royce zu dem Schluss gekommen, dass der Markt für Überschalltriebwerke für die kommerzielle Luftfahrt derzeit keine Priorität für uns hat und wir daher die Arbeit an diesem Programm derzeit nicht weiter verfolgen werden. Es war ein Vergnügen, mit dem Boom-Team zusammenzuarbeiten, und wir wünschen ihm viel Erfolg für die Zukunft."

Der Ausstieg der Briten bedeutet für Boom einen empfindlichen Rückschlag und zieht das gesamte Projekt noch mehr in Zweifel. Zumindest der - bereits zuvor sehr ehrgeizige - Zeitplan, wonach die erste Overture 2026 zum Jungfernflug abheben sollte, dürfte endgültig Makulatur sein. Quelle: Rols Royce / DMM / aero