Ryanair-Beschäftigte sind die Dummen

Wasser predigen und Wein trinken: Beschäftigte von Ryanair müssen weiter Krisenabschläge beim Gehalt hinnehmen, während Airline-Boss O’Leary wieder volles Gehalt bezieht. Die Vereinigung Cockpit spricht von einer Fortsetzung der mitarbeiterendlichen Linie der Iren.

Im Zuge der Corona-Krise mussten die Mitarbeiter von Ryanair harte Einschnitte hinnehmen. Heftige Gehaltseinbußen haben die Crews hart getroffen. Die Piloten haben sich darauf verlassen, dass ihre – zusätzlich zur Kurzarbeit implementierte – bis zu 20 %ige Gehaltskürzung schnellstmöglich wieder auf das Niveau vor der Krise angepasst wird. Zu diesem Vertrauen hat auch beigetragen, dass Michael O'Leary sein Gehalt damals freiwillig gekürzt hatte.

Was derzeit passiert, ist jedoch etwas ganz anderes: Ryanair bietet ihren Cockpitbesatzungen zwar eine Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau an, jedoch erst in ein bis zwei Jahren. Im Gegenzug will man die Einstiegsgehälter verringern und das Inflationsrisiko auf die Beschäftigten abwälzen. Von einer Wiederherstellung der Kaufkraft auf das Level vor Corona wären die Piloten, ginge es nach Ryanair, für die nächsten vier Jahre weit entfernt.

Dazu Dr. Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit: "Wie aus Protokollen von Investorengesprächen hervorgeht, ließ Michael O’Leary aber schon in der Krise keinen Zweifel daran, die Situation zum Nachteil der Beschäftigten ausnutzen zu wollen. Während mit einer zeitnahen Erholung gerechnet wurde, versprach er die Kürzungen auf drei bis vier Jahre strecken zu wollen, um Kostenvorteile für das Unternehmen zu generieren."

Dass der Ryanair-Chef nun wieder sein volles Vorkrisen-Gehalt bezieht, während seine Beschäftigten schlimmstenfalls noch Jahre unter gekürzten Bezügen leiden müssen, setzt die altbekannte mitarbeiterfeindliche Linie des Billigcarriers fort. Aus Sicht aller Ryanair-Beschäftigten ist dieses Vorgehen zutiefst unfair und zeigt das Mindset des Airline-Boss‘.

Die Vereinigung Cockpit kritisiert in diesem Zusammenhang die immer weiter um sich greifende Strategie vieler Airlines, Krisen nicht gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bewältigen, sondern unter dem Vorwand von Krisen temporär notwendige Kostensenkungen dauerhaft festschreiben zu wollen.

"Das zerstört das Vertrauen, sich noch auf irgendeine Zusage verlassen zu können, unterminiert die Loyalität der Beschäftigten und befördert die Abwanderung von Fachkräften aus der Branche", so Gröls abschließend. Quelle: VC / DMM