Ryanair's Eddie Wilson zieht über Deutschland her

Eddie Wilson, seines Zeichens Chef des operativen Ryanair-Geschäfts, bezeichnet Deutschland als „dick, abgestumpft und selbstzufrieden“. Wilson hält hohe Flughafengebühren für ein Konjunkturrisiko und Nachhaltigkeitsauflagen für einen Skandal.

Zwei Aufreger sind es, die Europas führende LC-Fluglinie an Deutschland stören: Das eine Problem sind die aus Sicht von Ryanair zu hohen Flughafengebühren. Manche Airports verlangen pro Passagier mehr als 40 Euro und dann nochmal bis zu gut zehn Euro für die Sicherheitskontrolle. Das ist nicht nur mehr als doppelt so viel wie die meisten Flughäfen in Italien. Es ist zusammen auch ein Drittel höher als der durchschnittliche Ticketpreis der Iren. Dazu kostet die deutsche Flugsicherung fast doppelt soviel wie 2021.

Den jüngsten Termin bei Fraport bezeichnete Wilson in einem Interview mit der Wirtschaftswoche „fast wie eine Komödie“. Wilson wörtlich: „Das Management begrüßte uns nicht mit der Frage nach einer Krisenstrategie, sondern stellte zwei unverzichtbare Bedingungen: Wir sollten eine höhere Mindestanzahl von Passagieren garantieren und deutlich höhere Preise akzeptieren. Kurz: das Gegenteil von dem, was jetzt nötig wäre. Das haben wir abgelehnt. Jetzt lässt Fraport lieber ein teuer erbautes Terminal (T3 im Süden des Rhein-Main-Flughafens) weitgehend leer stehen, statt mit uns zu wachsen. Damit bringen sie nicht nur die von der Inflation geplagten Bürger um eine günstige Alternative zu Lufthansa. Zusammen mit anderen ähnlich denkenden Flughäfen in Staatsbesitz gefährden sie auch die Konjunktur und bremsen euer ohnehin schon schwaches Wirtschaftswachstum.“

Das zweite Ärgernis aus Sicht Ryanairs: die in der Bundesrepublik strengeren Nachtflugregeln als anderswo. Das hätte für Ryanair angeblich zur Folge, dass das Luftfahrtunternehmen weniger Flüge am Tag schafft und die Kosten weiter nach oben treibt.

Luftverkehr sei kein verzichtbares Extra, wie viele glauben, so Wilson weiter. Luftverkehr fördere den Wohlstand. Denn auch Low-Cost-Linien bringen nicht nur mehr Urlaubsreisende, die reichlich Geld in den lokalen Hotels oder Läden lassen. Mit Ryanair flögen jährlich auch zig Millionen preisbewusste Geschäftsreisende, vor allem aus dem Mittelstand. Flugverbindungen sorgen also für mehr wirtschaftlichen Austausch und Handel, was die Wirtschaft anregt. Darum sind alle Länder scharf auf mehr Flüge und fördern sie wie Spanien, wo die Regierung auf allen staatlichen Flughäfen die Gebühren bis 2027 gesenkt hat. Nur Deutschland sieht das anders und hat in der Krise lieber seine Lufthansa gefördert und vor allem die kleinen Airports im Regen stehen lassen. Darum sind jetzt die meisten Regionalairports zu schwach, um neuen Verkehr anzulocken. Und Lufthansa ist so stark, dass sie euch das Angebot verknappen kann. Also gehen die Preise durch die Decke und Lufthansa macht Profit im Überfluss. Quelle: Ryanair / wiwo.de / DMM