Schnappt sich Lufthansa nach ITA auch noch TAP?

Die Lufthansa Group strebt den Erwerb einer 19,9 %igen Beteiligung an der portugiesischen Fluggesellschaft TAP Portugal an. Zwar hat Europas Nr. 1 unter den Airlines erst vor zwei Monaten die Genehmigung der Europäischen Kommission für die geplante Übernahme von ITA Airways erhalten und übernimmt zunächst 41 % der Anteile an der italienischen Fluggesellschaft, würde trotz aller finanzieller Turbulenzen auch noch den Star Alliance-Partner aus Portgal unter ihre Fittiche nehmen.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr war diese Woche in Lissabon, um mit der portugiesischen Regierung über eine Einstieg bei TAP Air Portugal zu sprechen. Im Bild die jüngste Errungenschaft TAPs, ein A350. Foto: TAP Air Portugal

Spekulationen über eine weitere Fusion wurden Anfang dieser Woche bekannt, als sich LH-CEO-Chef Carsten Spohr am Montag mit portugiesischen Regierungsvertretern traf, um „offiziell“ das Interesse des Unternehmens an der staatlichen Fluggesellschaft zu signalisieren. Die 19,9-%ige Beteiligung sei von besonderem Interesse, berichtete die italienische Zeitung Corriere della Sera, da sie es Lufthansa ermöglichen würde, unter der 20 %-Schwelle zu bleiben, die einer Genehmigung durch die EU-Kartellbehörde bedürfe.

Wie DMM mehrfach berichtete, haben auch die Konkurrenten der Lufthansa Group, IAG und Air France-KLM, bereits Interesse an TAP bekundet, nachdem der Privatisierungsprozess im vergangenen September offiziell angekündigt worden war. 

Hin und Her bei TAP. TAP wurde am 14. März 1945 als "Transportes Aéreos Portugueses" (Portugiesischer Lufttransport) in Lissabon gegründet. Noch im selben Jahr erwarb die Gesellschaft zwei Douglas DC-3. Den ersten kommerziellen Flug führte sie am 19. September 1946 zwischen Lissabon und Madrid durch. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Fluggesellschaft, 1948 wurde sie Mitglied der IATA. Auch das Streckennetz wuchs weiter. 1960 flog die TAP als eine der wenigen Fluggesellschaften Europas nach Rio de Janeiro. Im Juli 1962 erhielt TAP die ersten Caravelle VI-R, mit denen sie ins Jet-Zeitalter einstieg. In der Folge nahm das Unternehmen weitere Ziele in den Flugplan auf, darunter Las Palmas de Gran Canaria und Santa Maria auf den Azoren (1962), München und Frankfurt (1963), Genf und Faro (1965) sowie weitere europäische Flugziele. 

Im Laufe des Jahres 2011 kündigte die portugiesische Regierung die Privatisierung des Unternehmens an. Dies gilt als Teil des 87 Mrd. Euro umfassenden Rettungspaketes der EU. Nach mehreren Anläufen scheiterte im Dezember 2012 der letzte Versuch der Privatisierung, die bis 2015 vertagt wurde. Im Frühling 2015 verblieben noch zwei Bieter: Avianca und Azul Linhas Aéreas. Daraufhin verkaufte der portugiesische Staat 61 % der TAP Portugal an den Azul-Gründer David Neeleman und den portugiesischen Unternehmer Humberto Pedrosa, Eigentümer der Gruppe Barraqueiro für ungefähr 350 Mio. Euro. 

Im Mai 2016 gehörten wieder 50 % der Fluggesellschaft dem Staat Portugal. Atlantic Gateway reduzierte seine Beteiligung auf 45 %, wobei die Geschäftsleitung privat bleibt; die restlichen 5 % der Anteile waren für Mitarbeiter reserviert. Vorgesehen war, dass die chinesische HNA mit ihren Hainan Airlines beim Konsortium einsteigen und indirekt bis zu 20 % bei TAP erwerben sollte. Im September 2017 wurde die Gesellschaft erneut in TAP Air Portugal umbenannt. Im Juli 2020 übernahm der portugiesische Staat weitere 22,5 % der Anteile von Atlantic Gateway und hielt damit 72,5 %. Ende September 2023 hat der portugiesische Ministerrat ein Dekret verabschiedet, mit dem die TAP wieder privatisiert wird. Dabei soll es ein Investor aus dem Luftfahrtsektor und nicht ein Finanzinvestor sein, neben der Veräußerung von 51 % der Anteile sind 5 % für die Arbeitnehmer reserviert.[  

TAP erzielte im ersten Halbjahr 2024 einen Nettogewinn von 400.000 Euro, wobei der Nettogewinn im zweiten Quartal 72,2 Millionen Euro betrug und ein negatives Ergebnis des ersten Quartals wettmachte. In den im August veröffentlichten Halbjahresfinanzberichten sagte Luís Rodrigues, CEO von TAP, dass die Fluggesellschaft „den notwendigen Weg der strukturellen Transformation fortgesetzt“ habe, bevor die Regierung plant, einen Anteil von 51 % zu verkaufen. Quelle: The Portugal News  / DMM