Schweiz beweist, wie man ohne Korruption kostengünstig baut

Die Kostenprognose für die Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT) kann aufgrund des guten Baufortschritts um 300 Mio. Schweizer Franken (CHF) gesenkt werden, meldet das Bundesamt für Verkehr (BAV). Anders als in Deutschland, wo dank korrupter Machenschaften Infrastukturprojekte gewöhnlich erheblich kostspieliger ausfallen als geplant (BER, Elbphilharmonie u.a.), bringen die Schweizer ihre umfangreichen Eisenbahn-Großprojekte sogar kostengünstiger als urspünglich veranschlagt zu Ende.

Der Gotthard-Basistunnel (hier Tunnelröhre bei Bodio) wird im Dezember 2016 planmäßig eröffnet. Bemerkenswert: Er wird kostengünstiger als veranschlagt. Foto: AlpTransit Gotthard AG

Bei den Hochgeschwindigkeitsanschlüssen, der Zukünftigen Entwicklung der Bahninfrastruktur (ZEB), der Lärmsanierung und dem Wechsel auf das Zugsicherungssystem ETCS schreitet die Realisierung wie geplant voran, so das BAV weiter. Heute schon steht fest, dass der Bau der NEAT weniger kosten wird als angenommen. Die Schlussrechnungen zu den Vortriebs- und Betonarbeiten am Gotthard lagen im vergangenen Jahr unter dem Budget und die finanziellen Risiken gehen mit dem Baufortschritt zurück. Das BAV konnte deshalb die NEAT-Endkostenprognose per Ende 2014 von 18,5 auf 18,2 Mrd. CHF senken (Preisstand 1998). Zu heutigen Preisen und unter Einbeziehung von Mehrwertsteuer und Zinsen sinkt die Kostenprognose dank der geringen Teuerung von 24 auf 23 bis 23,5 Mrd. CHF. Das geht aus dem "Standbericht 2014" hervor, den das BAV erstellt hat. Der Gotthard-Basistunnel soll im Dezember planmäßig 2016 in Betrieb gehen, der Ceneri-Basistunnel im Dezember 2019. Für Geschäftsreisene ergibt sich künftig eine sehr schnelle Durchquerung der Schweiz nach Italien mit dortigem Anschluss an das Hochgeschwindigkeitsnetz.

Das Ausbauprogramm Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur (ZEB) ist ebenfalls auf gutem Weg. Der Bundesrat genehmigte 2014 die vierte Umsetzungsvereinbarung und erteilte die Baubewilligung für den Vierspurausbau Olten–Aarau mit dem Eppenbergtunnel. Das Vorprojekt für den Ausbau des Bahnhofs Lausanne wurde fertiggestellt. BAV und SBB starteten zudem die Plangenehmigungsverfahren für die Entflechtung Wylerfeld und die Doppelspur Walchwil. Insgesamt wurden bisher 42 ZEB-Projekte im Umfang von rund 2 Mrd. CHF für die Realisierung freigegeben.

Auch beim Anschluss der Ost- und der Westschweiz an das europäische Eisenbahn-Hochleistungsnetz (HGV-Anschluss) verlief das Berichtsjahr nach Plan. Der Ausbau auf den beiden Korridoren Zürich–Winterthur und St. Margrethen–Sargans konnte abgeschlossen werden.

Seit Juli 2012 werden die bestehenden Zugssicherungssysteme durch das System European Train Control System (ETCS) Level 1 Limited Supervision (LS) abgelöst. Auch diesbezüglich, Steuerung und Sicherheit der Züge, sind die Schweizer der Deutschen Bahn um Lichtjahre voraus. Bis Ende 2017 soll das gesamte Normalspurnetz der Schweiz auf ETCS Level 1 LS, oder abschnittsweise auf ETCS Level 2, umgestellt sein. Das auf einzelnen Schweizer Strecken bereits verwendete ETCS Level 2-System erfüllt die hohen Erwartungen bezüglich Sicherheit, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. Die Vorbereitungsarbeiten für die Inbetriebnahmen von ETCS Level 2 auf den Zulaufstrecken zum Gotthard-Basistunnel verliefen im Berichtsjahr nach Plan. Quelle: BAV / DMM