Schweiz verbietet Genfer Autosalon und die ITB steht vor dem Aus

Die Schweiz verbietet ab sofort sämtliche Großveranstaltungen. Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus werde die Situation in der Schweiz als „besondere Lage“ gemäß Epidemiengesetz eingestuft, teilt die Regierung mit. Öffentliche und private Veranstaltungen, bei denen sich gleichzeitig mehr als 1.000 Personen aufhielten, werden untersagt. Das Verbot gilt mindestens bis zum 15. März 2020. Davon ist auch der Genfer Autosalon betroffen, der ab 05. März stattfinden sollte. Auch die ITB, die am 04. März starten sollte, steht vor dem Aus.

Der Genfer Autosalon wurde auf Geheiß der Schweizer Regierung agesagt. Foto: wikimedia

Der Genfer Autosalon 2020 wurde wegen des Coronavirus von der Schweizer Regierung verboten und musste deshalb am Freitag, 28. Februar 2020, abgeblasen werden. Allerdings hatten im Vorfeld bereits zahlreiche Teilnehmer ihr Engagement an der wichtigen Automobilmesse, die vom 0. bis 15. März in den Genfer Palexpo-Hallen stattfinden sollte, zurückgefahren oder ganz abgesagt. Im vergangenen Jahr hatten rund 600.000 Menschen die Automesse besucht. Der Autosalon versinkt in der Bedeutungslosigkeit wie einst Detroit. Die Eintrittskarten werden zurückerstattet. Die Wenigen Autohersteller, die noch in Genf präsent sein wollten, werden ihre Neuheiten online präsentieren. In wieweit die zum Salon ohnehin "sauteure Genfer Hotellerie" auf ihren Kosten sitzen bleibt oder nicht, ist die Frage.

Auch der Genfer Uhrensalon, der Ende April hätte stattfinden sollen, wurde wegen des Coronavirus abgesagt. Wie am Donnerstag bekanntgegeben wurde, hat die Organisatorin, die Fondation de la Haute Horlogerie, beschlossen, die bevorstehende Ausgabe von Watches & Wonders Geneva (früher bekannt als SIHH) abzusagen. Die Messe hätte vom 25. bis 29. April 2020 in Genf stattfinden sollen.

DMM-Leser haben sich gemeldet und befürworten eine Absage der ITB. Brancheninsider halten eine Absage der ITB für wahrscheinlich. Ein Krisenstab des Bundesgesundheits- und des Innenministeriums wird heute voraussichtlich entscheiden, ob die Messe wegen des Corona-Ausbruchs stattfinden kann – oder nicht. Alles andere als ein Aus  wäre allerdings unwahrscheinlich. Ein Krisenstab des Bundesgesundheits- und des Bundesinnenministeriums will sich an diesem Freitag, 28. Februar 2020, mit der Frage befassen, ob die Veranstaltung noch stattfinden darf. Abgewogen werden müssten Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Interessen, sagte schon mal Innenminister Horst Seehofer (CSU). Er persönlich sei der Meinung, dass man sie nicht durchführen sollte, weil das Risiko für zig Tausende Besucher nicht kalkulierbar ist. Denn die ITB mit rund 10.000 Ausstellern aus 181 Ländern und 160.000 Besuchern aus aller Welt ist der beste Weg, das Virus auf der ganzen Erde zu verbreiten.

Die Messe Berlin als Veranstalter sieht das ganz anders. Sie fürchtet um ein Millionengeschäft, dem freilich der Schutz der Besucher zum Opfer fallen wird, sollte die ITB wider Erwarten doch noch durchgeführt werden. 

DMM hatte schon vor einigen Tagen angekündigt, die ITB nicht besuchen zu wollen. Das Risiko dort, sich anzustecken, ist riesig. Bis Donnerstag, 27. Februar 2020 reagierte die  Tourismusbranche auf die Coronakrise mit einer Vogel-Strauß-Politik: Die Virusgefahr wird möglichst nicht erwähnt, der Vogel steckt den Kopf einfach in den Sand. Doch die Stornierungen häufen sich. So erklärte aktuell HRS-Chef Tobias Ragge die Absage von HRS in Berlin mit dem Hinweis, die Ausbreitung des Coronavirus habe inzwischen ein unübersichtliches Ausmaß erreicht. Das Hotelportal hrs.de wolle weder Kunden, Partner noch Mitarbeiter einem aktuell nicht einschätzbaren Risiko einer Ansteckung aussetzen. Auslöser für Ragges Entscheidung war die Äußerung Horst Seehofers, der vom „Beginn einer Epedemie in Deutschland“ gesprochen hatte. Auch Bundesgesundheitsminister Spahn warnt inzwischen vor der Epidemie, die Deutschland nicht mehr im Griff hat.

Der Reisekonzern DER Touristik sagte das geplante „Get-Together“ auf der ITB, sofern die überhaupt noch stattfindet, schon mal ab: „Eine unbeschwerte, fröhliche Feier wäre bei der allgemeinen Unsicherheit über eine Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus nicht möglich.“

Ein Beispiel der Ignoranz der aktuellen Corona-Entwicklung in Europa und auch Deutschland lieferte Deutsche Reiseverband DRV in seinem Branchenausblick am Donnerstag, 27. Februar 2020 in Frankfurt. Norbert Fiebig, seines Zeichens DRV-Präsident, sprach zwar von einem „herausfordernden Jahr“ für die Tourismuswirtschaft. Die Buchungszahlen für den Sommer lägen derzeit immerhin 3 % unter dem Vorjahr. Die Corona-Gefahr tauchte in seinem und dem schriftlichen Marktausblick des DRV erst in der vorletzten Zeile auf. Welche Folgen der Krankheitserreger auf das Buchungs- und Reiseverhalten der Deutschen haben werde sei „heute nicht abschätzbar“, erklärt dort der Verbandspräsident: Dennoch sei er recht zuversichtlich, was das laufende Jahr angeht.

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus streicht Easyjet Flüge und legt zudem ein Sparprogramm auf, ähnlich der Lufthansa. Vor allem Verbindungen nach und aus Norditalien, wo zahlreiche Infektionen gemeldet wurden, seien betroffen, teilte Easyjet mit. Quelle: Bundesrat der Schweiz / HRS / DER / DRV / Easyjet / DMM