Schwergewichtigen-Problem: Hotel wird bedroht

Ein Designerhotel nahe Cuxhaven weist auf seiner Homepage darauf hin, dass die Einrichtung (Betten, Stühle) für Menschen über 130 kg Körpergewicht nicht geeignet ist. Daraufhin gab es einen Sturm der Entrüstung. Nun veröffentlichte das Hotel eine Klarstellung.

Der Hinweis, dass Mobiliar in einem Hotel für Schwergewichtige ungeeignet ist, brachte einem Designerhotel in Norddeutschland Riesenärger ein. Foto: Beachhotel Sahlenburg

Das Beachhotel in Sahlenburg bei Cuxhaven, en Designerhaus, sorgte im Internet und bei Experten für Schlagzeilen. Der Grund: das Haus ist mit teurem Deignermobiliar ausgestattet,  das Schwerstgewichtige laut den Möbelherstellern nicht aushält. „Aus Haftungsgründen weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass das Interieur unseres Hauses für Menschen mit einem Körpergewicht von mehr als 130 kg nicht geeignet ist“, erklärte das Beachhotel Sahlenburg auf seiner Internetseite. Hintergrund sind Erfahrungen und die Klage eines (mutmaßlich schwergewichtigen) Mannes gegen das Hotel, dessen Bett zusammengebrochen war.

Bei Menschen mit einem höheren Körpergewicht wirken auf Bettgestell, Lattenrost und Matratzen größere Kräfte. Die besondere Schwerkraft oder auch das Eigengewicht bringen es mit sich, dass z.B. der Lattenrost aufgrund des von oben wirkenden Gewichtes stärker durchgebogen wird, als bei normal gewichtigen Menschen. Grundsätzlich spielen immer die Materialgüte, die Stärke des eingesetzten Materials sowie die Statik der gesamten Konstruktion eine wichtige Rolle. Zur einfachen Orientierung geben seriöse Hersteller bei ihren Produkten an, welche Gewichtsbelastung maximal möglich ist. Wenn ein Hotel befürchten muss, dass sein Mobiliar durch Übergewicht zerlegt wird, ist es sein gutes Recht, darauf zu verweisen, so die Rechtsprechung. Das hat dann nichts, aber auch gar nichts mit Diskriminierung zu tun.

Die Besitzerin wird seit der Veröffentlichung des Magazins „bunten un binnen“ (Radio Bremen) massiv bedroht. Die Cuxhavener Polizei prüft u.a. ein anonymes Schreiben auf strafrechtliche Relevanz. Strafbar macht sich das Hotel mit dieser Einstellung nicht, so Rechtswissenschaftler. Aber auf Bewertungsportalen machen Schreiberlinge ihrem Ärger Luft. Der Wissenschaftler Friedrich Schrob (Uni Bremen), der zum Thema Gewichtsdiskriminierung forscht, befürchtet, dass sich übergewichtige Menschen durch solche „Herabwürdigungen“ noch mehr isolieren. Die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung fordert unterdessen die Aufnahme eines Diskriminierungstatbestands „Gewicht“ ins Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.

Nun findet sich auf der Homepage des Hotels eine Stellungnahme:
„In den letzten Tagen ist eine Welle der Empörung über das inhabergeführte Beachhotel Sahlenburg gerollt. Hierzu nehmen wir wie folgt Stellung:

  1. Bis heute ist kein einziger Gast aufgrund seines Körpergewichts in Beachhotel Sahlenburg abgewiesen worden und das wird auch zukünftig so sein! Aufgrund unserer negativen Erfahrung mit einem Gast fühlten wir uns gezwungen auf die Gegebenheiten in unseren Zimmern und sonstigen Räumlichkeiten hinzuweisen. Einige Möbelhersteller verweisen zudem in ihren Produktionsblättern auf eine maximale Belastungsgrenze. Dieses ist in fast allen Häusern die gleiche Situation. Wir haben jedoch zum Schutz vor weiteren Klagen eine Erklärung für unsere Gäste veröffentlicht. Dabei jemand zu verletzten lag uns fern.
  2. Wir wollten niemanden diskriminieren, ausgrenzen oder abweisen. Sollte dies durch eine unbedachte Äußerung oder durch ein falsch wiedergegebenes Zitat, das wir nicht zu verantworten haben, geschehen sein, bitten wir ausdrücklich um Entschuldigung.
  3. Wir möchten, dass jeder sich in unserem Haus wohlfühlt und seinen Urlaub genießen kann. Wir bemühen uns um jeden Gast gleichermaßen.

Die Urlaubszeit ist die kostbarste Zeit des Jahres – Wir wollen die Erwartungen unserer Gäste erfüllen, und niemand enttäuschen. Darum ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, die Gäste im Vorfeld einer Buchung so exakt wie möglich über unser Haus zu informieren. So beugen wir falschen Erwartungshaltungen vor, die sich häufig in entsprechend negativen Rezensionen niederschlagen. Unser Bestreben ist es weiterhin, Transparenz über unsere Situation vor Ort zu schaffen. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass dies nötig ist. Wir werden nun andere Wege finden, um unsere Gäste, aber auch uns und unsere Mitarbeiter zu schützen.

Abschließend möchten wir erwähnen, dass einige in den Medien wiedergegebene Sätze falsch bzw. aus dem Zusammenhang zitiert worden sind. Zum Schutz unserer Hoteldirektorin, die mittlerweile massive Drohungen gegen sich und ihre Familie erhält, möchten wir bitten, Anfrage. Ausschließlich an die nachstehende Mailadresse zu richten….“  Quelle: butenunbinnen / Beachhotel Sahlenburg / DMM