SEAT TGI - Umweltfreundlichere Alternative

Emissionsarme Mobilitätskonzepte haben für den Volkswagen-Konzern nach wie vor eine hohe Priorität. Neben Elektro- und Hybridfahrzeugen vereinen auch die erdgasangetriebenen Modelle Verantwortungsbewusstsein und wirtschaftlichen Nutzen. Das gilt auch und insbesondere für die spanische Tochter Seat. Die bietet eine breite Modellpalette an Fahrzeugen an, die mit komprimiertem Erdgas (CNG) betrieben werden. Nur setzt sich der CNG-Antrieb in Deutschland eher zäh durch, anders als in den südeuropäischen Ländern.

 

DMM testete die Seat CNG-Modelle. Alle eignen sich bestens auch als Firmenfahrzeuge. Ob der Erfolg tatsächlich kommt, ist angesichts des E-Hypes fraglich. Fotos: G. Zielonka

Seat's CNG-Modelle vor dem Severin's Resort & Spa auf Sylt. Foto: Seat

Nahezu 900 CNG-Tankstellen gibt es aktuell in Deutschland, hier eine in Westerland. Foto: G. Zielonka

Vor allem tun sich Flottenmanager schwer, CNG-Automobile in ihre Fuhrparks einzugliedern. Zuviele Vorurteile machen es selbst Seat als führendem Hersteller für Antriebe mit komprimiertem Erdgas (CNG) nicht leicht, die Firmenklientel zu überzeugen. Wir von DMM hatten die Gelegenheit, die den Arona 1.0 TGI, den Ibiza 1.0 TGI und den Leon 1.5 TGI zu testen. Eines vorweg: Die Autos fahren such nicht anders als ihre Geschwister mit herkömmlichen Antrieben, nur sind sie sehr viel umweltfreundlicher unterwegs und auch preisgünstiger. Fakt ist: Alle drei sind echte und gute Alternativen für private wie gewerbliche Kunden.

Ob die CNG-Fahrzeuge die Antwort auf die Frage der Verbraucher nach dem richtigen Antrieb sein werden, wie es Johanes Flec, Leiter Produkt, Planung und Strategie bei Seat Deutschland formulierte, ist tatsächlich die Frage. Richtig ist natürlich, dass die CNG-Automobile 99 % weniger Rußpartikel ausstoßen als herkömmliche Antriebe, dass sie 95 % weniger Stickoxide (Nox) emittieren und 20 % weniger CO2 produzieren und sie ein riesiges Potenzial bei Bio-Methan haben. Fleck zeigte sich überaus optimistisch, was den Vertrieb von CNG-Fahrzeugen bei Seat betrifft. Er geht im Fall der drei Modelle von einem Anteil von 10 % aus, was ziemlich hoch gegriffen erscheint; denn die Zulassungszahlen des KBA besagen etwas ganz anderes. Danach spielen CNG-Fahrzeuge eine marginale Rolle weit unter 1 %. Um das Geschäft mit dieser Antriebsform anzukurbeln, gilt bis 30. Juni eine Gleichpreisstrategie zu vergleichbaren Modellen mit traditionellem Antrieb.

Überaus engagiert schwärmte Birgit Maria Wöber von "Gib Gas" von CNG-Fahrzeugen, zumal sie auf Bio-Methan setzt und auf die Umwandlung von mehreren Mio. t überschüssigem Stroh in Bio-Methan. Mit vier Ballen Stroh, aus denen 500 kg Bio-Methan gewonnen werden, so die Expertin, könne man ein Automobil ein ganzes Jahr lang betreiben. Ein ganz wesentliches Problem freilich ist, dass sich die deutsche Autoindustrie, allen voran Volkswagen, nun auf die batterieelektrische Zukunft eingeschossen hat. Ein weiteres ist die Tatsache, dass die Kommunikation in Sachen CNG tendenziell eher gegen Null läuft.

Die Erdgastanks sind platzsparend als Unterflurlösungen integriert und schränken so weder die Variabilität noch das Innenraum- und Ladevolumen ein.  CNG hat mit 130 Oktan eine höhere Energiedichte als Benzin, das bedeutet eine hohe Wirtschaftlichkeit, es verbrennt besonders sauber und Erdgas-Fahrzeuge verbinden den Komfort eines Benziners mit einem sparsamen Erdgas-Antrieb. Für Firmenkunden wichtig: Erdgasautos werden in verschiedenen Regionen in Form einer Anschaffungsprämie gefördert, mit der viele Energieversorger den Kauf eines Erdgasautos unterstützen.

Natürlich sind die Seat-Fahrzeuge bivalente Modelle: Sie haben neben den Erdgastanks auch immer einen Benzin-Reservetank mit an Bord. Zumeist reicht das Erdgas für mehrere 100 Kilometer aus. Sollte die Entfernung zur nächstgelegenen Erdgastankstelle weiter entfernt sein, so schaltet das System unmerklich auf Benzin um. Dank des flächendeckenden Netzes von über 850 Erdgas-Tankstellen ist das jedoch in der Regel nicht notwendig.

Sieben Fakten von Seat zeigen klar und auf einen Blick: CNG ist gegenüber konventionellen Antriebstechniken deutlich im Vorteil.

  1. CNG ist umweltfreundlich: CNG-betriebene Motoren emittieren im Vergleich zu anderen Verbrennungsmotoren bis zu 25 Prozent weniger CO2 und bis zu 95 % weniger Stickoxide (NOx). Zudem werden im direkten Vergleich kaum Rußpartikel ausgestoßen.
  2. 2. CNG ist sicher und zuverlässig: CNG ist – entgegen manch unbegründeter Befürchtung – eine sichere Sache. Die in den Seat CNG-Modellen verbauten Gastanks werden nach den höchsten Branchenstandards konstruiert, produziert und zertifiziert. Außerdem sind sie, genau wie die TGI-Kraftstoffpumpen, mit einem Sicherheitsventil ausgestattet, das im höchst unwahrscheinlichen Fall eines technischen Problems dafür sorgt, dass das Gas auf kontrollierte Weise an die Außenluft abgegeben wird. Alle Bauteile des Gastanks sind darauf ausgelegt, extremen Bedingungen standzuhalten. So herrscht im Tank im Alltagsbetrieb maximal ein Druck von etwa 200 bar, zugelassen ist er mit bis zu 600 bar jedoch für die dreifache Belastung. Dass winterliche Temperaturen CNG etwas anhaben können, ist ebenfalls ein Mythos: Nach den Gesetzen der Physik müsste die Außentemperatur schon unter -160 Grad Celsius fallen, damit sich das CNG im Tank verflüssigt.
  3. CNG bietet identisches Fahrgefühl und Leistung: In puncto Leistung und Fahrdynamik stehen unsere CNG-Modelle ihren rein benzinbetriebenen Modellgeschwistern in nichts nach. So muss man schon sehr genau hinsehen, um überhaupt einen Unterschied zu erkennen. Im Kombiinstrument wird angezeigt, wenn das Fahrzeug im CNG-Modus angetrieben wird. Zudem sind getrennte Kraftstoffanzeigen für die Gastanks und den Benzin-Reservetank vorhanden. Ist der CNG-Tank leer, schaltet das Auto automatisch auf Benzin als Reservekraftstoff um – ohne dass der Fahrer etwas davon mitbekommt.
  4. CNG ist deutlich preiswerter: CNG-Fahrzeuge werden steuerlich begünstigt und in derselben Preiskategorie wie Diesel- und Benzinfahrzeuge verkauft. Nach dem Kauf sind die Betriebskosten besonders niedrig: Das liegt vor allem daran, dass CNG aufgrund seines höheren Energiegehalts effizienter verbrennt als herkömmliche Kraftstoffe. Da CNG kein Erdölderivat ist, bleibt es zudem vor unvorhersehbaren Ölpreisschwankungen geschützt. In der Praxis sind Einsparungen von 30 % im Vergleich zum Diesel und 55 % im Vergleich zum Benzinbetrieb möglich. 
  5. CNG ist wartungsfreundlich: In ihrer mechanischen Funktion unterscheiden sich CNG-Fahrzeuge nicht von konventionell motorisierten Modellen. Auch Zündkerzen oder Filter müssen nicht häufiger ausgetauscht werden als bei einem Ottomotor, wie manchmal fälschlicherweise behauptet wird. Der einzige Unterschied ist, dass die Dichtheit der Gasanlage vor jeder TÜV-Untersuchung geprüft werden muss. Unterm Strich haben CNG-Fahrzeuge – etwa im Vergleich zu Plug-in-Hybridfahrzeugen –viel niedrigere Betriebskosten, weil sie mit einem einzigen Motor auskommen, der auf beide Kraftstoffarten ausgelegt ist.
  6. CNG ist umweltfreundlicher als Benzin oder Diesel: Die international gebräuchliche Abkürzung CNG steht für „Compressed Natural Gas“ und bezeichnet unter starkem Druck (etwa 200 bar) komprimiertes Erdgas, das speziell zum Betanken von Autos aufbereitet und angeboten wird. Es enthält nur geringe Anteile von Stickstoff und Kohlendioxid – was dafür sorgt, dass es weitestgehend sauber verbrennt. Im Gegensatz zu Erdöl muss Erdgas nach der Förderung nicht erst aufwendig aufgearbeitet werden. Zudem ist CNG auch als regenerativer Energieträger verfügbar – einerseits in Form von aus biologischen und organischen Abfällen gewonnenem Bio-Methan, das bereits heute an der Tankstelle in unterschiedlichen Anteilen beigemischt oder als eigener Kraftstoff angeboten wird. Andererseits ist auch synthetisches Methan, das im Zuge des „Power-to-Gas“-Verfahrens, bei dem überschüssiger Ökostrom zur Gaserzeugung genutzt wird, eine vollwertige Alternative – und das sogar komplett klimaneutral. Denn im Fahrbetrieb wird dabei nur so viel CO2 ausgestoßen, wie zuvor bei der Produktion dieses „grünen“ Kraftstoffes durch Photosynthese in Sauerstoff umgewandelt wurde.
  7. CNG ist flächendeckend verfügbar: Bereits heute ist die nächste CNG-Tankstelle – anders als etwa beim Wasserstoff – nicht weit. Aktuell gibt es rund 900 Erdgas-Tankstellen im gesamten Bundesgebiet. Zusammen mit Industriepartnern aus den Bereichen Erzeugung, Versorgung und Tankstellenbetrieb hat sich Seat gemeinsam mit dem Volkswagen Konzern das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 das deutsche CNG-Tankstellennetz auf rund 2.000 Stationen auszubauen.

Das Jahr 2019 läuft für Seat bestens, erläuterte Fleck. Vom 01.01.2019 bis 28. Mai wurden 50.642 Neuzulassungen registriert, ein Plus von 8,7 %. Der Marktanteil in Deutschland kletterte auf 3,5 %. Und angesichts des Erfolgs sind die Pläne für die nahe und mittelfristige Zukunft schon weit gediehen. 2020 werden Hybride, Mildhybride, Plug-in-Hybride sowie das erste batterieelektrische Fahrzeug erscheinen. Seat entwickelt zudem für den VW-Konzern die kleine E-Auto-Plattform. Quelle: Seat / DMM