Sex und Amsterdams Overtourism

Vor zwei Wochen sprach sich der Magistrat der Stadt Amsterdam für ein striktes Verbot von geführten Touren durch das Rotlichtviertel „De Wallen“ aus. Das sind sind jene Sex-Meilen, in denen Prostituierte in Schaufenstern auf Freier warten.

Zunächst sind die Erotik-Touren nach 19 Uhr abends untersagt; ab 01. Januar 2020 werden sie dann komplett verboten.

Nach 19 Uhr sind geführte Besuchertouren durch Amsterdams Rotlichtviertel jetzt verboten. Foto: Hallo Amsterdam

Das Rotlichtviertel De Wallen (auch: De Walletjes genannt) befindet sich östlich vom Damrak, das von Warmoesstraat, Zeedijk dem Nieuwmarkt und dem angrenzenden Chinatown-Viertel umschlossen wird. Die wichtigsten Straßen im Viertel sind der Oudezijds Voorburgwal und der Oudezijds Achterburgwal.

Zunächst sind die Erotik-Touren nach 19 Uhr abends untersagt; ab 01. Januar 2020 sind sie  dann komplett verboten. Hintergrund dieser Regelung: Primär der Respekt vor den Sexarbeiterinnen. Die Damen werden quasi als Touristenattraktion behandelt; außerdem sind die bis zu 1.000 Besucher-Gruppen, die wöchentlich durch das Viertel geschleust werden, für das Geschäfts der Ladies nicht unbedingt förderlich, so der Stadtrat. Der hatte sich in seiner vergangenen Sitzungen immer wieder mit dem Thema befassen müssen, auch vor dem Hintergrund, dass Bewohner und Unternehmer des Viertels wegen der enormen Besuchermengen über Lärm- und sonstige Belästigungen geklagt hatten. So gesehen ist das Verbot auch als Maßnahme im Kampf Amsterdams gegen den Overtourism zu verstehen.

Bemerkenswert: Es gibt Opposition gegen das Verbot. Und das ausgerechnet von jenen, die dieses Gesetz schützen soll - den Sexarbeiterinnen. Deren Gewerkschaft „Proud“ zweifelt daran, dass das Verbot Positives bewirkt. Zum einen werde es die Anzahl Touristen im Viertel kaum spürbar reduzieren, zum anderen haben geführte Touren den Vorteil, dass die Guides den respektvollen Umgang mit den Sexarbeiterinnen vermitteln können und sich die Besucher in diesen Gruppen in der Regel auch zurückhaltender verhalten. Unzufrieden mit dem Verbot sind auch Museen und andere Unternehmen, die indirekt von der Prostitution profitieren.

Übrigens: Das Prostitution Information Center, im selben Gebäude wie Proud untergebracht, bietet eigene Red-Light-District-Touren an. Die Behörden von Amsterdam haben eingestanden, dass nicht alle zufrieden sein mögen - auch Anbieter von historischen Touren, die durch De Wallen geleitet werden (z.B. weil dort Rembrandt einige seiner wichtigsten Werke malte). Quelle: City of Amsterdam / DMM