Sexuelle Übergriffe im Flugzeug nehmen zu

Es kommt immer öfter vor, dass vor allem weibliche Passagiere an Bord sexuell belästigt werden. Alaska Airlines und Southwest Airlines ermutigen ihre Reisenden nun vor dem Abflug, sich jederzeit zu melden, wenn sie sich durch Sitznachbarn sexuell bedrängt fühlen.

Laut FBI kommt es zu sexuellen Belästigung an Bord von Flugzeugen vor allem auf späten Abendflügen und bei den sogenannten "red-eyes-flights", Nachtflügen zwischen der West- und Ostküste in Nordamerika. Das Kabinenlicht ist abgedunkelt, die Passagiere dämmern vor sich hin. Dann werden Täter mutiger. Die Anzahl von Fällen sexueller Belästigung an Bord von Flugzeugen nimmt laut Zahlen des FBI in einer alarmierenden Geschwindigkeit zu.

Zwei Beispiele, wie sie das FBI beschreibt: Auf einem langen Delta-Nachtflug von Seattle nach Amsterdam griff ein Sitznachbar einer weiblichen Geschäftsreisenden, während sie halb vor sich hindöste, der Sitznachbar zwischen die Beine. Sie sei total schockiert gewesen, dass so etwas passiert“, sagte die Frau der Seattle Times. In Detroit holte die Polizei nach der Landung einen 22-jährigen besonders dreisten Inder aus dem Flugzeug und verhaftete ihn. Der junge Mann hatte während des Fluges vorher seiner Sitznachbarin mehrere Finger unter dem Rock … kräftig bewegt. Und das, obwohl die Ehefrau des Täters seelenruhig im Sitz nebenan gesessen hatte.

Die Hilflosigkeit der Opfer ist zudem groß, wenn sie in einer Sitzreihe neben dem Angreifer eingepfercht sind. Oft werden die Fälle daher erst nach der Landung bekannt – wenn überhaupt. Das haben die beiden US-Carrier Alaska Airlines und Southwest Airlines geändert, indem sie die Ansagen vor dem Start angepasst haben. Neben den obligatorischen Sicherheitsanweisungen machen die FlugbegleiterInnen neuerdings auch darauf aufmerksam, dass die Passagiere „unwillkommenes“ Verhalten der Mitreisenden sofort melden sollen.

Das Kabinenpersonal der Fluglinien wird zudem darin geschult, wie sie im Fall einer solchen Meldung damit umgehen sollen, berichtet der Nachrichtensender CNN. So können die Passagiere von der entsprechenden Person weggesetzt werden. Aber auch in der Konfrontation der übergriffigen Person wird das Personal geschult. Eine weitere Eskalationsstufe wäre es, die Piloten hinzuzuziehen, oder einen Polizeieinsatz nach der Landung auszulösen.

Übrigens sind nicht nur Passagiere von sexuellen Übergriffen betroffen: In 2019 hatte die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) über 1.000 ihrer Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter deutscher Airlines anonym gefragt, wie häufig sie an ihrem Arbeitsplatz schon sexuell belästigt wurden. Danach gaben 52 % der weiblichen Flugbegleiterinnen an, schon einmal bei der Arbeit Opfer sexueller Belästigung geworden zu sein – das ist etwas mehr als jede zweite Frau. Bei den Männern waren es rund 44 %. Bei der zwischen Dezember 2018 bis Ende März 2019 durchgeführten Befragung gaben knapp 46 % des Kabinenpersonals an, dass die Übergriffe durch Vorgesetzte an Bord stattgefunden hätten. In 26 % der Fälle waren die Täter direkte KollegInnen und ca. 25 % der Übergriffe erfolgten durch Passagiere. Quelle: CNN / FBI / UFO / DMM