Siemens baut neues Werk in USA für Hochgeschwindigkeitszüge

Die USA waren bis in die 1960er Jahre die führende Eisenbahnnation der Welt. Auf den Magistralen zwischen Ost und West, von Nord nach Süd etc. waren zahlreiche berühmte Fernzüge unterwegs, die einen Komfort baten, von dem man selbst heute bei ICE & Co. nur träumen kann. Nun steigen die USA nach Jahrzehnten des Zuschauens, was in Europa und in Asien in Sachen Hochgeschwindigkeitsverkehr passiert, auch in den Schnellverkehr ein. Dazu wird Siemens Mobility als Steigbügelhalter die passenden Superzüge bauen.

Siemens Mobility baut für die US-Schnellstrecke Las Vegas - Südkalifornien mit dem "American Pioneer" die ersten Hochgeschwindigkeitszüge. Sie basieren auf dem Siemens Velare Novo. Foto: Siemens Mobility

US-Senatsmehrheitsführer Chuck Schumer, Brightline West und Siemens Mobility gaben heute bekannt, dass Horseheads im US-Bundesstaat New York Produktionsort für die ersten Hochgeschwindigkeitszüge in Nordamerika sein wird. In der neuen Fabrikationsstätte wird Amerikas erster Hochgeschwindigkeitszug, den American Pioneer 220, hergestellt. Der Zug soll auf der Strecke von Las Vegas nach Südkalifornien von Brightline West betrieben werden. 

Horseheads liegt im südlichen Teil des Bundesstaates New York und wurde aufgrund seiner reichlich vorhandenen qualifizierten Arbeitskräfte, seiner industriellen Geschichte und seiner Fähigkeit ausgewählt, als Standort die Bedürfnisse von Brightline West am besten zu erfüllen. Die Produktion des American Pioneer 220 soll dort schon 2026 beginnen.

„Dies ist nicht nur für Siemens Mobility eine aufregende Zeit, sondern für die gesamte Bahnindustrie“, sagte Michael Peter, CEO von Siemens Mobility. „Unser neues Werk in Horseheads markiert den Beginn einer völlig neuen Branche in den USA – es bringt sowohl die Produktion von Hochgeschwindigkeitszügen als auch einen der modernsten Züge der Welt erstmals in die Neue Welt. Der American Pioneer 220 ist mit digitaler Zwillingstechnologie entwickelt und bietet hochmoderne Bahnlösungen. Darunter auch ein revolutionäres getriebeloses Antriebssystem, das den Energieverbrauch um bis zu 30% reduziert und es ermöglicht, mühelos topographische Steigungen zu bewältigen." Der American Pionier basiert auf dem deutschen ICE Velaro Novo, den Siemens vor ein paar Jahren als mögliches Zukunftsmodell für die Deutsche Bahn vorgestellt hatte. 

„Amerikas Zukunft für Hochgeschwindigkeitszüge wird im Bundesstaat New York gebaut. Die Investition von Siemens legt den Grundstein für das nächste Kapitel des Transports in der Zukunft unseres Landes und macht Hochgeschwindigkeitszüge, die vor wenigen Jahren noch wie ein Traum erschienen, dank des Gesetzes zur Infrastrukturinvestition und Schaffung von Arbeitsplätzen zur Realität. Nach Monaten unermüdlicher Arbeit freue ich mich, diese Produktionsstätte als Erste ihrer Art mit 300 Arbeitsplätzen für Amerika im Upstate New York ankündigen zu können", sagte US-Senatsmehrheitsführer Charles Ellis „Chuck“ Schumer. Der US-Politiker der ist seit 20. Januar 2021 durch die working majority der Demokraten Mehrheitsführer des Senats. Schumer weiter: „Der Bundesstaat New York hat eine stolze Geschichte als Pionier der Eisenbahnindustrie und Menschen, die begeistert sind, an der Zukunft Amerikas zu arbeiten. Siemens Mobility ist eine ausgezeichnete Ergänzung zu den bereits herausragenden Herstellern in dieser Region, und ich bin begeistert, dass sie meinem Aufruf gefolgt sind, nach New York zu kommen und sich hier dem Schienenfahrzeugherstellungsökosystem anzuschließen. Alle Augen sind auf diesen bedeutenden Schritt bei der Modernisierung der Infrastruktur Amerikas gerichtet, und die Region wird an vorderster Front stehen! Dank der hier in Chemung County hergestellten Triebzüge geht es mit  voller Kraft in die Zukunft Amerikas, mit Hochgeschwindigkeitszügen gebaut hier im Bundesstaat New York." 

„Wir haben von Anfang an gesagt, dass Brightline West die Fahne für Hochgeschwindigkeitszüge in Amerika setzen und die Grundlage für eine neue Industrie mit unvorstellbaren wirtschaftlichen Vorteilen legen wird. Die heutige Ankündigung, dass Tausende von Arbeitsplätzen, Tausende von Kilometern entfernt von der Bahnstrecke entstehen, ist nur der Anfang", sagte Michael Reininger, CEO von Brightline. „Zum ersten Mal überhaupt in den USA werden wir Züge herstellen, die mit den besten der Welt konkurrieren werden. Mit Geschwindigkeiten von über 300 km/h werden diese Züge durch Innovationen gekennzeichnet sein, die für den modernen Reisenden entwickelt wurden und einen neuen Maßstab im Transportwesen setzen."

Das neue Werk von Siemens Mobility wird eine Fläche von fast 28.000 m² haben und etwa 300 qualifizierte Arbeitsplätze schaffen – darunter Jobs in der elektromechanischen Montage, Qualitätsmanagement, Qualitätskontrolle, Industrieproduktion, Testentwicklung, Projektmanagement, Supply Chain Management und Logistik. Genau wie die Geschichte der Eisenbahn einst die Entwicklung des Bundesstaates New York geprägt hat, werden diese Arbeitsplätze erstmals die Produktion von Hochgeschwindigkeitszügen in Amerika prägen. Siemens Mobility hat auch eine Absichtserklärung mit der International Association of Machinists für die Gewerkschaftsvertretung an der neuen Betriebsstätte geschlossen. 

Siemens bringt mehr als zwei Mrd. Kilometer Einsatzerfahrung von über 1.000 Hochgeschwindigkeitszügen (vor allem in Deutschland und der Türkei)  in den Siemens American Pioneer 220 ein. Der Zug bietet neuste digitale Technologien, einschließlich des Railigent X Systems aus dem Siemens Xcelerator-Portfolio, welches für höchste Verfügbarkeiten der Züge sorgt. Zudem erfüllt der Zug die Sicherheitsanforderungen der Federal Railroad Administration. 

Brightline hat Siemens Mobility ausgewählt, um Züge für das Brightline West Hochgeschwindigkeitsbahnprojekt zu bauen, das Las Vegas und Südkalifornien in weniger als zwei Stunden verbinden wird. Der American Pioneer 220 wird der erste echte Hochgeschwindigkeitszug sein, der in Amerika gebaut wird.  Die neuen Züge zeichnen sich durch einen besonders breiten Wagenkasten aus und sorgen damit für ein unvergleichliches Fahrerlebnis. Das Konzept ermöglicht, dass sich auch Rollstuhlfahrende nahtlos von Wagen zu Wagen im gesamten Zug bewegen können. Mit großen, bequemen Sitzen und schnellem Internetzugang werden nicht nur Geschäftsreisende eine komfortable Bahnreise genießen, während sie an der oft von Stau geplagten Autobahn entlangfahren. Darüber hinaus schafft der sogenannte „Party-Wagen" ein aufregendes Fahrgasterlebnis. Der in dieser Form erstmalig entwickelte Lounge-Wagen ermöglicht es den Fahrgästen, sich während der Fahrt zu entspannen und während der Fahrt durch die Wüste die Aussicht bei einem Getränk zu genießen.

Siemens hat tiefe Wurzeln im Bundesstaat New York und eine fast 150-jährige Geschichte, die 1875 mit dem ersten transatlantischen Telegraphenkabel zwischen den USA und Europa begann. Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 2.500 Mitarbeiter in New York, darunter den nordamerikanischen Hauptsitz von Siemens Mobility, und umfasst 15 Büros und Einrichtungen in den Bereichen Infrastruktur, Finanzdienstleistungen, Mobilität und Gesundheitswesen. Über 1.100 Unternehmen in New York sind auch Teil der Siemens-USA-Lieferkette. Die neue Fabrik erweitert auch das wachsende Produktionsnetzwerk von Siemens Mobility in den USA, mit derzeit acht Produktionsstätten im ganzen Land - die mehr als 3.000 Schienenfahrzeuge, 30.000 Schienenübergänge und über 4.500 Arbeitsplätze in Nordamerika sicherstellen. 

Der Siemens Konzern hat in den letzten vier Jahren rund 3 Mrd. USD in den Vereinigten Staaten investiert. Dabei bedient das Unternehmen viele Branchen und Infrastrukturen, die das Rückgrat der amerikanischen Wirtschaft bilden. Die 45.000 Mitarbeitenden von Siemens in den USA und die 25 Produktionsstätten entwickeln und implementieren Technologien für mehr als 100 Städte und 90 Prozent der Fortune-500-Industrieunternehmen. Quelle: Siemens Mobility / DMM