Stadler auf der Innotrans - So fährt man morgen Bahn

Der Schweizer Bahntechnikhersteller Stadler zeigt auf der InnoTrans 2024 (24. bis 27. September 2024 in Berlin) acht innovative, nachhaltige Fahrzeugkonzepte. Dazu präsentiert das Technologieunternehmen auf der Weltleitmesse Neuerungen aus den Bereichen Service sowie der Signaltechnik, mit denen Stadler zum Anbieter ganzheitlicher Mobilitätslösungen wird. Im Zentrum des Auftritts stehen die alternativen, umweltfreundlichen Antriebslösungen, die inzwischen für nahezu das komplette Portfolio zur Verfügung stehen und lokal CO2-emissionsfreies Bahnfahren ermöglichen.

Der Nachfolger des Triebzugs RS1 wird ein multimodales Fahrzeug. Fotos: Stadler

Den KISS-Doppelstockzug wird es für den Regional- und Fernverkehr Österreichs geben.

Die CityLink-Züge sind Straßenbahn und richtige Eisenbahn in einem.

Das Highlight der Leitmesse in der Bahnbranche ist der neue RS ZERO mit dem Stadler die Zukunft des Regionalverkehrs auf die Schiene stellt. Er kann vollständig batterieelektrisch betrieben und zudem mit Wasserstoff-Power-Pack als Energiequelle ausgestattet werden. Der FLIRT Akku, dieses Mal in der Kundenvariante für Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd zu sehen, fährt wie ein klassischer Elektrotriebwagen unter Fahrdraht und lädt dabei gleichzeitig die Traktionsbatterien. Die EURODUAL-Lokomotive Class 99 wiederum kann sowohl über die Oberleitung als auch aus einem Dieselaggregat an Bord mit Energie versorgt werden und überbrückt nicht-elektrifizierte Teilstrecken im schweren Güterverkehr Großbritanniens.

RS ZERO: Relaunch eines Klassikers. Der Stadler Regio-Shuttle RS1 ist seit 25 Jahren eines der beliebtesten Fahrzeuge im deutschen Schienenregionalverkehr. Rund 500 Fahrzeuge dieses Erfolgsmodells sind derzeit in Deutschland im Einsatz. Sie haben dazu beigetragen, wirtschaftliche und attraktive Angebote auf Nebenstrecken mit geringer Verkehrsdichte zu schaffen. An diese Erfolgsgeschichte knüpft nun der RS ZERO an, allerdings mit vollständig dekarbonisiertem Antrieb: Angeboten wird der neue RS ZERO wahlweise mit Batterie- oder Wasserstoff-Antrieb. 

Der RS ZERO überbrückt die fehlende Elektrifizierung und bietet dabei je nach den Kundenbedürfnissen die zwei zukunftsfähigsten Technologien zur Auswahl an: Eine batterieelektrische Ausführung und eine Variante mit Wasserstoff-Power-Pack. Damit schließt der RS ZERO die Lücke für den lokal CO2-emissionsfreien Betrieb von Nebenstrecken. Wie auch schon der RS1 steht der RS ZERO als ein- oder zweiteiliges Fahrzeug zur Verfügung, bietet eine Platzkapazität von 70 bis 150 Sitzplätzen und hat den größten Niederflurbereich aller Fahrzeuge seiner Klasse. 

Erster kompletter Tram-Train für Deutschland und Österreich. Sechs Verkehrsunternehmen aus Deutschland und Österreich – bestehend aus VBK - Verkehrs¬betriebe Karlsruhe GmbH, AVG - Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH, Saarbahn Netz GmbH, Schiene Oberösterreich GmbH, Schiene Salzburg GmbH und Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb – schlossen sich unter Weiterführung einer Initiative aus dem Unterausschuss „Regionalstadtbahn“ des VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) zu einer Kooperation zusammen und erteilten Stadler vor zwei Jahren den bislang größten Auftrag in der Geschichte von Stadler. Er beinhaltet als Hauptbestandteil die Lieferung von bis zu 504 Niederflurfahrzeugen des Typs CITYLINK, 246 davon sind bereits fix bestellt. Auf der InnoTrans 2024 wird nun erstmals der komplette Zug ausgestellt. Ausgestattet ist der Tram-Train mit den neuesten Technologien in Bezug auf das Traktionssystem, die Signal- und Funksysteme sowie die Kommunikation und Fahrgastinformation. 

Alle Fahrzeuge werden in dreiteiliger Ausführung geliefert und unterscheiden sich je nach Kunde und Einsatzort in Anzahl der Türen, Einstiegs- und Kupplungshöhe und Lackierung. Auch die Innenausstattung erfolgt individuell, während zum Beispiel die Klimaanlage für Fahrgast- und Fahrerraum oder das LED-Lichtsystem in jedem Zug gleich ist. Der CITYLINK ist Eisenbahn und Straßenbahn zugleich und ermöglicht die umsteigefreie Verbindung aus Umlandgemeinden in die Innenstädte. Beim Fahrzeug für die Saarbahn stehen 100 komfortable Sitzplätze und 133 Stehplätze zur Verfügung, unterwegs ist es wie alle CITYLINK mit bis zu 100 km/h. 

Class 99: die bimodale Co’Co’-Lok. Ein weiteres Highlight ist die neue Lokomotive Class 99, wovon 30 Stück für die britische Beacon Rail gebaut werden. Die Class 99 basiert auf dem bewährten Konzept der EURODUAL-Lokomotiven, und verfügt über einen dualen Antrieb. Sie kann daher sowohl rein elektrisch als auch dieselelektrisch betrieben werden. Die Lokomotiven sind an das britische Umgrenzungsprofil angepasst und damit schmaler und niedriger als ihre kontinentalen EURODUAL-Schwestern. Sie erreichen trotzdem auch eine Geschwindigkeit von 120 km/h und bieten ebenfalls die stärkste Zugkraft einer europäischen Streckenlok mit 500 kN. 

KISS-Cityjet. Ebenfalls auf der InnoTrans zu sehen ist der für die ÖBB Personenverkehr AG gebaute Doppelstock-Triebzug KISS, von dem in einem Rahmenauftrag über 186 Triebzüge bislang 79 Fahrzeuge bestellt wurden. Sie werden in vier Varianten geliefert, vier- und sechsteilig für den Nahverkehr, sechsteilig für den Fernverkehr (Railjet) und fünfteilig für den CAT-Flughafenzug. Sie bilden künftig die moderne, fahrgast- und umweltfreundliche Erweiterung der Cityjet- und Railjet-Flotte, die die ÖBB im Personennah- und -fernverkehr einsetzt. 

Reisende erwartet bequeme Sitze, eine Klimaautomatik, Steckdosen in jeder Sitzplatzreihe, Gratis-WLAN, Monitore mit Echtzeitinformationen und Videoüberwachung. Niederflureinstiege sorgen für einen barrierefreien Zutritt, Mehrzweckbereiche neben den Ein-/Ausstiegen für individuell gestaltbarem Stauraum. Für Reisende in Rollstühlen stehen Einstellplätze mit höhenverstellbaren Seitenwandtischen zur Verfügung. Die vierteiligen Cityjets sind ca. 105 m lang und verfügen über eine Sitzplatzkapazität von 373 Personen, die sechsteiligen Garnituren haben eine Länge von ca. 160 m und bieten bis zu 593 Passagieren Platz. Die Höchstgeschwindigkeit der Doppelstock-Triebzüge beträgt 160 km/h. 

FLIRT mit alternativem Antrieb. Der „Flinke, Leichte, Innovative Regional-Triebzug“ – kurz FLIRT, von dem Stadler bislang mehr als 2.500 Fahrzeuge auf der ganzen Welt verkauft hat, wird auf der InnoTrans als batterieelektrische Version zu sehen sein. Präsentiert wird eines von 44 durch DB Regio bestellten Fahrzeugen, mit denen zukünftig im südwestdeutschen Pfalznetz ein lokal CO2-freier Nahverkehrsbetrieb realisiert, und die heute eingesetzten Dieselfahrzeuge Schritt für Schritt abgelöst werden sollen. Federführender Auftraggeber ist der Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd, weitere beteiligte Aufgabenträger die Länder Baden-Württemberg und das Saarland. 

Auf den elektrifizierten Strecken fährt der FLIRT Akku wie ein klassischer Elektrotriebwagen unter Fahrdraht und lädt dabei gleichzeitig die Traktionsbatterien. Auch jeder Bremsvorgang führt Energie zurück. Wo der Fahrdraht endet, fährt er im Batteriebetrieb weiter. Die ausgewiesene Reichweite im reinen Batteriebetrieb beträgt mindestens 80 km, hinzu kommt eine betriebliche Reserve. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 140 km/h und ein luftgefedertes Fahrwerk sorgt für hohe Laufruhe. Insgesamt finden 325 Personen Platz, 172 davon auf Sitzplätzen. Der Triebzug ist durchgängig klimatisiert, mit WLAN ausgestattet und verfügt über großzügige Multifunktionsabteile an allen Einstiegsbereichen. Darüber hinaus bietet ein besonderer Loungebereich hinter einem der zwei Führerstände ein neuartiges Reisegefühl. 

U-Bahn für die Mobilitätswende. Maßgeschneidert auf die speziellen Bedürfnisse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind auch die neuen Wagen für die U-Bahn. Für das historisch gewachsene U-Bahnsystem der deutschen Hauptstadt mussten zwei Fahrzeugtypen entwickelt werden: Die Baureihe JK mit 2,40 m breiten Wagen für die Linien mit Kleinprofil und die Baureihe J mit einer Wagenbreite von 2,65 m für die neueren Strecken mit Großprofil. Je nach Verkehrsfrequenz können sie in unterschiedlichen Zuglängen und -konfigurationen realisiert werden. Die Baureihe JK besteht aus zwei- oder vierteiligen Fahrzeugen, die zu Sechs- oder Acht-Wagen-Zügen zusammengestellt werden können. Die Baureihe J besteht aus einer Kombination von End- und Mittelwagen, die zu Zwei-, Vier- und Sechs-Wagen-Fahrzeugen gekuppelt werden können. 

Alle neuen U-Bahn-Wagen bieten große, barrierefreie Einstiege für den schnellen Fahrgast-wechsel, viel Platz in den Durchgängen und geräumige Mehrzweckbereiche mit Raum für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste. Die hellen und freundlichen Innenräume vermitteln ein gutes Sicherheitsgefühl und für die schnelle Orientierung der Fahrgäste kommt ein modernes Fahrgastinformationssystem in Echtzeit zum Einsatz.

Die BVG und Stadler haben im Rahmenvertrag einen Lieferumfang von bis zu 1.500 Wagen vereinbart. Damit ist es die größte Fahrzeugbeschaffung in der Geschichte der BVG. Fix bestellt sind aktuell 376 Wagen. Durch die große Anzahl baugleicher Züge erhöht sich die Kompatibilität innerhalb der Flotte und damit die betriebliche Flexibilität im Bahnbetrieb. Begleitend zur Lieferung der Züge übernimmt Stadler auch die Ersatzteilversorgung über eine Laufzeit von 32 Jahren. 

Bestens informierte Fahrgäste. Mit auf die Messe bringt Stadler auch das modular aufgebaute Fahrgastinformationssystem MOFIS für Bus- und Bahnsteige. Es bietet in erster Linie dynamische Informationen über Abfahrtszeiten (Ist, Soll, Störungen etc.) und transportiert bei Bedarf weitere wichtige Inhalte. Entsprechend konfiguriert kann es Bahnbetreiber auch bei der Betriebsoptimierung unterstützen, beispielsweise durch koordinierte Abwicklung und Optimierung von Anschlussbeziehungen. Durch eine Vielzahl von Schnittstellen zu Fremdsystemen können vorhandene Daten in der Regel ohne Mehraufwand für die Fahrgastinformation genutzt werden. Der Import von Fahrplandaten und Linieninformationen ist ebenso einfach wie der Export der Betriebsdaten und Anzeigedaten. Quelle: Stadler / DMM