Streit um Drosselung von Strom

Dürfen Ladevorgänge für E-Autos durch die Stromnetzbetreiber unterbrochen werden, z.B. bei Überlastung des Stromnetzes? Das geht gar nicht, heißt es seitens des VDA und den Automobilherstellern. Nun haben sich die Netzbetreiber an das Bundeswirtschaftsministerium gewandt. Es soll Klarheit schaffen.

In den Augen der Energieversorger schüren die Autobauer „Ängste der Verbraucher, die Kontrolle über den Einsatz ihres Fahrzeugs an den Verteilnetzbetreiber abgeben zu müssen". 

Bei der Energiewende in Deutschland setzen die Politiker auf Elektroautos und Wärmepumpen, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Mehrere Stromanbieter sehen mittlerweile bei einer zunehmenden Nutzung Probleme, dass das Stromnetz überlastet werden könnte. Deshalb gibt es bereits Überlegungen, dass Stromversorger die Leistung zu deren Versorgung beschränken dürfen. Unternehmen aus der Autoindustrie und Hersteller von Wärmepumpen, wie Tesla und Viessmann, wehren sich jetzt gegen diese Pläne. 

Der Vorschlag zu einer Leistungsbegrenzung kommt vom Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Die Bundesnetzagentur, sie untersteht  Wirtschaftsminister Robert Habeck, will einer drohenden Überlastung des Stromnetzes durch Elektroautos und Wärmepumpen entgegenwirken. „Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln“, so Müller. Sein Vorschlag: Ab 2024 sollen die Stromversorger die Möglichkeit erhalten, die Stromversorgung in Niedrigspannungs-Verteilnetzen vorübergehend zu reduzieren, um Überlastungen zu vermeiden. Dadurch wären Elektroautos nicht mehr in der Lage, ihre Batterien mit voller Leistung zu laden und Wärmepumpen würden mit geringerer Last laufen. Diese Lösung hat bereits Eingang in einen Verordnungsentwurf gefunden, den die Bundesnetzagentur vorgestellt hat.

Tesla und Volkswagen-Tochter Elli, die sich auf den Bau von Ladestationen spezialisiert hat, unterzeichneten zusammen mit anderen Unternehmen ein Schreiben an die Bundesnetzagentur, in dem sie die geplante Zwangsdrosselung massiv kritisieren. Auch Ladestationen-Spezialist Mobility House und Wärmepumpenhersteller Viessmann unterzeichneten den Brief. Tesla und Viessmann warnen, dass die geplanten Eingriffe in die Stromversorgung die „Akzeptanz und Kundenzufriedenheit“ für die Schlüsseltechnologien der Energiewende gefährden könnten. Die Firmen fordern stattdessen Lösungen, die die Stromnachfrage flexibilisieren, anstatt Stromversorger zur Drosselung zu berechtigen.

Die Präsidentin des Verbands der deutschen Autobauer (VDA), Hildegard Müller, fordert die Distanzierung von der „verbraucherfeindlichen Idee einer zentral gesteuerten Drosselung der Leistung.“ Unternehmen wie Tesla, Viessmann und andere gehen noch einen Schritt weiter. Sollte ein Stromversorger tatsächlich ein Teil seines Verteilnetzes drosseln, müsste der Staat diese verpflichten, es innerhalb von einem Jahr aufzurüsten, fordert die Industrie. Zudem schlagen die Branchenvertreter Strafzahlungen vor, falls der Stromversorger diese Frist nicht einhält.

Obwohl von der Autoindustrie beauftragte Juristen die geplante Zwangsdrosselung bereits als rechtswidrig einstufen, stoßen die Forderungen beim Chef der Netzagentur, Müller, und seinem Vorgesetzten Robert Habeck auf taube Ohren. Sie sehen in ihren Behörden kein umsetzbares Modell, das das Laden von E-Autos und den Betrieb von Wärmepumpen so steuern kann, um eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden. Quelle: blackout-news.de / DMM