Studie: Corona-Ansteckung im Flugzeug ist möglich, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen

Fliegen gilt hinsichtlich der Übertragung von Coronavirus-Infektionen als verhältnismäßig sicher. Das jedenfalls behaupten die Airlines und Hersteller von Flugzeugen. Hepa-Filter an Bord würden die Luft fast wie im Operationssaal reinigen – Masken und Tests vor Abflug tun ihr übriges. Inzwischen gibt es mehrere bestätigte Fälle, dass man sich sehr wohl im Flugzeug das Virus einfangen kann (DMM berichtete). Eine aktuelle Studie aus Neuseeland beweist das.

Die Studie aus Neuseeland (A case study of extended in-flight transmission of SARS-CoV-2en route to Aotearoa New Zealand ), die jetzt einer Vorab-Publikation veröffentlicht worden ist, besagt, dass es sehr wohl Infektionswege in der Flugzeugkabine gibt. Die Untersuchung befasste sich u.a. mit einem 18-stündigen Flug von Dubai nach Auckland im September 2020, bei dem  insgesamt sieben Passagiere nach der Ankunft während der neuseeländischen Pflicht-Quarantäne nach einigen Tagen Sars-Cov-2-positiv getestet worden waren.

Vier von ihnen dürften sich im Flugzeug bei einem Patienten angesteckt haben. Dessen Reisebegleiter hat sich die Infektion vermutlich schon vor Abflug eingefangen, ein weiterer Begleiter eines anderen Passagiers hat sich wohl erst später in der Quarantäne angesteckt. Herkunftsort von zwei der ersten drei positiven Fälle: Zürich. Dort waren Fall A und B laut der Studie am 28. September 2020 in Richtung Dubai abgereist.

Hinweise auf diesen Infektionsweg fanden die Studienautoren u.a. durch genetische Fingerabdrücke der gefundenen Viren sowie die Tatsache, dass die Fluggäste nah zusammensaßen: maximal zwei Reihen vor oder hinter dem Patienten. In diesem Bereich der Boeing 777 waren auch nur 15 von mehr als 70 Plätzen besetzt.

Dass es auf Flügen sehr wohl und im Gegensatz zu den Darstellungen der Fluggesellschaften zu Vovid-19-Ansteckungen kommen kann, wurde bereits in mehreren Studien ausgeführt. Interessant bei dieser neuen Arbeit sind vor allem zwei Dinge: Zum einen wiesen der vermutete so genannte „Index-Patient“ und sein Reisepartner fünf Tage vor Reisebeginn einen negativen PCR-Test vor. Der Ausbruch der Krankheit hat also zwischen Test und Abflug stattgefunden – oder aber die Infektion ist beim PCR-Test nicht erkannt worden.

Zum anderen hat dieser Flug erst vor kurzem (im September 2020) stattgefunden – also in einer Phase, in der schon längere Zeit verstärkte Hygienemaßnahmen an Bord durchgeführt wurden. Trotzdem haben einige der betroffenen Passagiere ihren Mund-Nasen-Schutz offenbar nur teilweise getragen – der Index-Patient und sein Reisepartner haben beispielsweise erklärt, dass sie ihn am Sitz und zum Schlafen abgenommen hätten. 

Fazit der Studie: PCR- oder Antigen-Tests vor Abflug machen wenig Sinn, wenn sie nicht in einem sehr engen Zeitrahmen vor dem Flug durchgeführt werden. Einen Mund-Nasen-Schutz auf einem Langstreckenflug dauerhaft zu tragen, ist offenbar ebenfalls in der Praxis schwer umzusetzen – dieser muss ja auch beispielsweise beim Essen und Trinken abgenommen werden. Letztlich sind wohl auch die immer wieder propagierten Hepa-Filter ebenfalls nicht der Weisheit letzter Schluss – vor allem wenn Reisende in der Nähe eines Spreaders sitzen.

Für Passagiere bedeuten diese und andere Studien, dass Fliegen in Zeiten von Corona trotz Tests und Hygienemaßnahmen in Sachen Ansteckungsvermeidung nicht als 100 %ig sicher gelten kann. Insbesondere auf Langstreckenflügen – auf denen man die Maske einfach nicht ständig tragen kann – bleibt ein gewisses Restrisiko bestehen. Airlines sollten jedenfalls darauf bestehen, dass Tests möglichst kurzfristig vor dem Abflug stattfinden müssen – und auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen achten.

Die Studie: https://research.esr.cri.nz/articles/preprint/A_case_study_of_extended_in-flight_transmission_of_SARS-CoV-2_en_route_to_Aotearoa_New_Zealand/13257914 Quelle: Department of Microbiology and Immunology, University of Otago, Dunedin, New Zealand. / Institute of Environmental Science and Research, Kenepuru, Porirua, New Zealand / aerotelegraph.com / DMM