SWISS zwischen Himmel und Hölle

70 % der Flugplananpassungen bei der Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss sind derzeit direkt auf die stetigen Anpassungen von Reiserestriktionen zurückzuführen. Bei der Angebotsentwicklung kann die Fluggesellschaft deshalb nicht mehr nach üblichen betriebswirtschaftlichen Zielen gesteuert werden.

Am 29. September wird Swiss ihren Winterflugplan präsentieren. Dieser umfasst rund 30 % des ursprünglich geplanten Kapazitätsvolumens und liegt deutlich unter der Prognose, welche die Swiss selber noch vor wenigen Wochen gestellt hatte. Am sich plante die SWISS für 2020 eine klare Wachstumsstrategie und hatte dazu Großraumjets B 777 bestellt, von denen die 11. und 12. Maschine zu Jahresbeginn in Zürich eingetroffen waren. Geplant war, insgesamt 100 Ziele in 40 Ländern anzufliegen. Dann brach Corona über die Welt herein und alle Planungen sind seitdem Makulatur. Im Mai wurden gerade mal noch elf Ziele im Rahmen eines Minimalflugplans bedient, über 90 % der Flotte waren standen zeitweise tatenlos am Boden herum.

Im Juni keimte mit der Öffnung im EU-Raum neue Zuversicht auf. Die Buchungszahlen stiegen wieder deutlich an, weshalb man zunächst mit solider Nachfrage im Winter rechnete. Nach dem Sommer sollten 40 % des ursprünglichen Flugplans angeboten werden, bis Ende 2020 dann 50 %. Aktuell aber verstärkt sich die Ausbreitung von Covid-19 europa- und auch weltweit und neue behördlich verordnete machen fast alle Planungen zunichte.  Im September konnte Swiss nur noch 30 % des Angebots bieten, und die Nachfrage im Zeitraum November 2020 bis März 2021 liegt laut SWISS-Management deutlich unter den Erwartungen. Damit wird nun erst ab Sommer 2021 wieder mit 70 % Angebot im Vergleich zum ursprünglichen Flugplan gerechnet. Doch diese 70 % sind so etwas wie Zweckoptimismus; denn Sicherheiten gibt es weiterhin keine.

Da der Ausblick völlig unklar ist, ist auch die Flugplanung aktuell extrem schwierig. Das System ist aus dem Gleichgewicht. So stieg die No-Show-Quote, üblicherweise unter 1 %,  zwischenzeitlich auf 70 % an und hat sich nun laut SWISS bei rund 15 bis 20 % im Durchschnitt eingependelt. Ein enormer Wert. Der Sitzladefaktor z-B. in die USA liegt seit Wochen jenseits von gut und böse. Ferner werden derzeit die Neubuchungen von den Annullierungen überflügelt, was netto eine negative Nachfragesituation beschert. Die Nachfrage lässt sich zudem schwer prognostizieren, weil inzwischen die meisten Kunden extrem knapp, rund zwei bis vier Wochen vor Abflug, die Flüge buchen. Alles in allem kann das Angebot nicht mehr nach betriebswirtschaftlichen Zielen gesteuert werden. Deshalb geht SWISS zu einer indikativen Flugplanung über. Quelle: SWISS / DMM