Tegel-Schließung vorerst vom Tisch

Mit seinem Vorschlag, den Berliner Flughafen Tegel vorübergehend zu schließen, um einige Mio. Euro zu sparen, konnte sich Prof. Dr.-Ing. Engelbert Lütke Daldrup, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, vorerst nicht durchsetzen. Der Bund als 26 %iger Miteigentümer spielt nicht mit, in Krisenzeiten "kritische Infrastruktur" Deutschlands selbst zeitweise von Tegel nach Schönefeld zu verlagern.

Die Coronakrise hat innerhalb weniger Wochen dazu geführt, dass der Flugbetrieb in der Hauptstadtregion zu über 90 % eingebrochen ist. Angesichts dieser dramatischen Situation hatte die Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) gemeinsam mit dem Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung zur Einführung von Kurzarbeit für ihre rund 2.200 Beschäftigten abgeschlossen, um Entlassungen durch eine Reduzierung der Arbeitszeit zu vermeiden. Und Lütke Daldrup ließ wissen, er würde gerne Tegel vorübergehend schließen.

Die Gesellschafterversammlung der FBB hat sich am Montag, 30. März 2020 im Nachgang zur Aufsichtsratssitzung und der Sitzung vom 19. März 2020 mit deren Ergebnissen befasst und deren wesentliche Beschlüsse bestätigt. So haben die Gesellschafter den im Aufsichtsrat verabschiedeten Businessplan zur Kenntnis genommen und vorbehaltlich der Zustimmung der Haushaltsgesetzgeber zugesagt, die darin vorgesehenen Kapitalzuführungen zu finanzieren. Im Businessplan wurde für den Zeitraum 2021 bis 2024 ein Finanzierungsbedarf von 792 Mio. Euro ausgewiesen, der zur Hälfte über den Kapitalmarkt gedeckt werden soll.

Um die erheblichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Flugverkehr der Hauptstadtregion bewältigen zu können, werden die Gesellschafter der FBB in 2020 außerdem Einmalzahlungen in Höhe von bis zu 300 Mio. Euro als Eigenkapitalerhöhung mit Haushaltsvorbehalt zur Verfügung stellen. Im Zusammenhang mit der Beratung über den Umgang der FBB mit dem pandemiebedingt zusammengebrochenen Flugverkehr waren sich die Gesellschafter darüber einig, dass die Geschäftsführung den Antrag zur Befreiung der Betriebspflicht des Flughafens Tegel weiter vorbereitet und nach Ostern den Gesellschaftern zur Befassung vorlegt. Einem weitergehenden Petitum des Aufsichtsrats auf sofortige Antragstellung wurde von den Gesellschaftern nicht gefolgt.

Rainer Bretschneider, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH: „Die Gesellschafter haben heute eindrucksvoll bestätigt, dass sie hinter der Flughafengesellschaft stehen. Diese Geschlossenheit zeigten die Gesellschafter auch zur Frage einer vorübergehenden Schließung des Flughafens Tegel einschließlich Verlagerung aller Flüge nach Schönefeld und einigten sich darauf, das Thema nach Ostern erneut zu behandeln“.

Aktuell verbucht die FFB 1 Mio. Euro weniger Umsatz pro Tag. Genau dies hatte den Flughafenchef dazu bewogen, Millionen einzusparen, indem Tegel eine Zeit lang nicht geflogen würde. Das aber passt dem Bund als Miteigentümer (Anteil 26 %) nicht. Zudem müsste auch die Betriebspflicht seitens der Luftfahrtbehörde aufgehoben werden, was fraglich ist. Neben dem Bund zeigte sich auch die Berliner Wirtschaft schockiert vom Vorschlag Lütke Daldrup’s. Die Schließung wäre ein katastrophales Signal, kritisierten die Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg. Quelle: FBB / DMM