Tickets mit 99 % Rabatt...

Es war kein Aprilscherz: Wegen eines Fehlers im Vertriebssystem der Deutschen Bahn konnten in den ersten Apriltagen Studierende im Gebiet des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) die Zusatzkarte zum Semesterticket am Hochschulstandort Erlangen-Nürnberg für 2,07 Euro anstelle der regulären 207 Euro kaufen. Zahlreiche Studierende standen mehrere Tage vom 01. bis 04. April 2022 bis in die Abendstunden an Bahnhöfen und Haltepunkten in Schlangen an den Fahrkartenautomaten um die „Schnäppchen“ zu erwerben.

Der Fehler im Vertriebssystem konnte mit der Korrektur des Preises und dem Neustart der betroffenen Automaten am Montag, 04. April 2022 um rund 20 Uhr behoben werden. Nur ein Gerät in Fürth verweigerte beharrlich die Umstellung bis etwa Mitternacht. Wie viele der fehlerhaften Tickets tatsächlich verkauft wurden, steht bislang noch nicht fest. Auch die Ursache des Fehlers konnte noch nicht restlos geklärt werden. 

Fest steht, dass dieser Fehler mit einer neuen Version der Gerätesoftware bereits am Freitag, 01. April aufgespielt worden war. Nicht betroffen waren die übrigen Vertriebssysteme im VGN, wie etwa der Onlineshop sowie die Fahrkartenautomaten anderer Verkehrsunternehmen. 

Tickets formal nicht gültig. Vom auffallend niedrigen Kaufpreis – 1 % des regulären Preises –  ließen sich viele Studierende nicht abhalten. Sie wollten sich die Gelegenheit des Tiefstpreises nicht entgehen lassen. Allerdings hätte das Ticket so nicht verkauft werden dürfen. Denn es gilt nur der genehmigte und veröffentlichte Tarif. Eine Änderung von Fahrpreisen müsste immer von der Regierung von Mittelfranken genehmigt werden. Danach wäre der geänderte Tarif zu veröffentlichen. Ein auf einen Softwarefehler beruhender Preis wäre jedoch nie zur Genehmigung vorgelegt worden.

„Wir entschuldigen uns in aller Form bei den Studierenden für diesen Fehler. Viele von ihnen standen bei den niedrigen Temperaturen an den Automaten an. Wir bieten nun allen, die ein solches Ticket gekauft haben, Lösungen an, die wir in einer gemeinsamen Runde mit Vertretern der Hochschulen, des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg sowie der Studierenden dankenswerterweise erarbeiten konnten“, erklärt Torsten Heider, Leiter Erlösmanagement von DB Regio Bayern. 

„Es soll möglichst niemand einen Nachteil aus dem irrtümlichen Verkauf der Niedrigstpreis-Tickets haben. Übergangsweise können die Zusatzkarten noch genutzt werden, auch bei Kontrollen sollte es in dieser Zeit keine Probleme geben“, so Heider weiter. Falls in Einzelfällen in den letzten Tagen bei Fahrscheinkontrollen bereits ein erhöhtes Beförderungsentgelt von 60 Euro erhoben wurde, wird dieses zurückerstattet. 

VGN will ihr Geld zurück. In einer Videokonferenz haben sich nun DB Regio, VGN sowie die Vertreter der Hochschulen, des Studentenwerks und der Studierenden auf kulante Lösungen verständigt. KäuferInnen, die das Ticket nur wegen des niedrigen Preises erworben haben, können sich den Kaufpreis von 2,07 Euro bis einschließlich 13. April in einem DB-Reisezentrum im Gebiet des VGN bei Rückgabe erstatten lassen. 

Attraktiver ist sicherlich die zweite Variante: Bis zum Ende der Osterferien, also bis einschließlich 24. April, können Besitzer von Basiskarte und der fehlerhaften Zusatzkarte ohne Einschränkung im gesamten Gebiet des VGN fahren. Danach wird die fehlerhafte Zusatzkarte ungültig. Studierende, die mit einer korrekt ausgestellten Zusatzkarte die Linien des VGN noch im gesamten Sommersemester nutzen wollen, werden gebeten, sich zunächst eine reguläre Zusatzkarte zum hundertfach höheren aber regulären Preis von 207 Euro zu kaufen. Das ist an den Automaten der DB wieder möglich. Danach können sie sich bis Ende Mai unter Vorlage der beiden Tickets die fehlerhafte Fahrkarte in den Reisezentren der DB rückerstatten lassen. Eine Verrechnung der 2,07 Euro beim Kauf des neuen Tickets am Automaten ist aus technischen Gründen nicht möglich, auch ein Umtausch in den Reisezentren geht nicht, da das Ticket in den dortigen Verkaufssystemen nicht hinterlegt ist. Quelle: VGN / DMM