Touareg 3: Maßanzug für die Geschäftsreise

Na, da müssen sich die Premium-Wettbewerber im Segment der großen SUV ziemlich warm anziehen: Denn der neue VW Touareg hat allemal das Zeug dazu, den Konkurrenten im Segment die Krone als bestes SUV zu entreißen. Beim Exterieur-Design hat sich im Vergleich zum Vorgänger zwar nicht die Welt verändert, aber im Innenraum und in Sachen Technologien und Digitalisierung stiehlt der Touareg den Stuttgartern, Münchnern und sogar der Ingolstädter Edeltochter die Schau. Volkswagens SUV-Flaggschiff Touareg in dritter Generation ist ab Mitte Juni zu haben.

Der neue VW Touareg ist ein absolutes Top-Modell unter den großen SUV und den Premium-Wetbwerbern wohl überlegen. Foto: G. Zielonka

„Leading the way“, nennen die Wolfsburger, was sie unter einem technisch und optisch progressiven SUV verstehen. Wie eingangs erwähnt, steht der Wagen mit seinen zahlreichen technischen Innovationen wohl nicht nur auf Augenhöhe mit den vergleichbaren Angeboten der Premiumautobauer. So manches kann der Touareg sogar besser. Zu haben hier zu Lande als Diesel – natürlich in EU 6d-temp, als Benziner und als Plug-in-Hybrid. Der V6-Diesel mit 286 PS ist ab sofort bestellbar, die Brutto-Preise starten bei 60.675 Euro. Mit vielen Optionen  ausgestattet, die man glaubt zu brauchen, erreicht man locker eine sechsstellige Euro-Zahl.  

Zielgruppen. Aber die Zielgruppe sind ohnehin nicht Leute mit eher schmalerer Brieftasche, sondern i.d.R. Geschäftsleute, also Selbstständige/Freiberufler und zu einem kleineren Teil auch Firmenfuhrparks, deren Carpolicy auch solche Fahrzeuge zulässt. Auf allen Hauptmärkten des Touareg (China, Westeuropa und Russland) sind überdurchschnittlich viele Fahrer vertreten, die eigene Firmen haben oder selbstständig arbeiten und die hohe Technik-Affinität zeigen. In Westeuropa beträgt das Durchschnittsalter des Touareg-Fahrers 55 Jahre. Rund 60 % der Touareg-Besitzer in Deutschland nutzen den SUV als Zugwagen. 3,5 t schleppt er locker weg! Insgesamt ist dieser Touareg ein Geschäftswagen, ausgerüstet mit AGR-Sitzen und einem bisher nicht gekannten Komfort, der gewissermaßen einen Maßanzug für die automobile Geschäftsreise darstellt.    

Die größte Neuerung findet man im Innenraum mit dem „Innovision Cockpit“ mit einem 15“-TFT-Touchscreen eine digitale Bedien-, Informations-, Kommunikations- und Entertainment-Einheit, alles unter Glas gefasst und mit nur wenigen Bedienknöpfen, Die Funktionalitäten sind vergleichsweise schnell erlernbar, zumal dann, wenn man mit einem iPad umzugehen weiß. So kann man den Wagen  auf seine ganz persönlichen Ansprüche einrichten bzw. abstimmen. Freilich hatten wir während unserer Testfahrten dazu eher weniger Gelegenheit, denn man muss sich ja als Fahrer auf die Straße und den Verkehr konzentrieren. Und als Beifahrer irritiert man den Fahrer dann doch zu sehr, wenn man unterwegs alle möglichen Assistenz-, Fahrdynamik- und Komfortfunktionen durchprobiert. Das alles werden wir in absehbarer Zeit bei einem ausgiebigen Test nachholen.  

Länger, breiter, niedriger. Obwohl der neue Touareg moderat länger (4.878 m = + 77 mm) und breiter (2.195 mm = + 44 mm, mit Spiegel!)) geworden ist, merkt man ihm die Größe gar nicht so sehr an. Sie bringt neben viel Platz und Bewegungsfreiheit im Innenraum den Vorteil, dass das reine  Kofferraumvolumen bei aufgestellter Rückbank von 697 auf 810 Liter gestiegen ist. Das ist gut zu wissen, wenn man mal mit der Familie in Urlaub fahren möchte.  

Wie fährt er sich? Wer glaubt, so ein Mordstrum von SUV scheint entsprechend mühevoll zu bewegen zu sein, irrt. Man kommt sich als Fahrer vor, als steuere man einen Kompaktwagen. Denn der nach VW-Lesart weitere Meilenstein der größten Produktoffensive in der Volkswagen-Markengeschichte fährt sich betont leichtgängig und handlich. Ihren Teil dazu trägt die sanft und unmerklich arbeitende Automatik bei. Die Handlichkeit hat sicher auch damit zu tun, dass die Karosserie im Vergleich zum Vorgänger dank 48 % Alu-Anteil um satte 106 kg auf nunmehr knappe 2 t Leergewicht abgespeckt hat. Unterwegs spricht die Luftfederung ziemlich weich an und man hat beinahe das Gefühl, über der Fahrbahn zu schweben.

Zur automobilen Vollkommenheit tragen der dynamische Wankausgleich mit elektromechanisch verstellbaren Stabilisatoren und eine aktive Allradlenkung bei. Letztere ist ein weiteres Novum und ein Hit für alle, die beim Einparken eines solch' großen Fahrzeugs ihre Probleme haben. Je nach Fahrsituation werden alle vier Räder gleichzeitig eingeschlagen. Die Allradlenkung trägt dazu bei, dass der Touareg zu den agilsten großen SUV gehört. Im Wesentlichen beeinflusst die Allradlenkung zwei Fahrzustände: Geschwindigkeiten von unter 37 km/h und solche über 37 km/h. Bis 37 km/h schlagen die Hinterräder automatisch im entgegengesetzten Winkel zu den Vorderrädern ein. Dadurch verbessert sich die Agilität und die Wendigkeit. Besonders beim Rangieren macht sich der mit Allradlenkung um 1 Meter von 12,19 auf 11,19 m verkleinerte Wendekreis bemerkbar. Steigt die Geschwindigkeit auf mehr als 37 km/h, schlagen die Hinterräder beim Lenken automatisch gleichsinnig analog der Vorderräder ein. Dadurch wird das Fahrverhalten deutlich ruhiger, da die Allradlenkung Spurwechsel – etwa beim schnellen Überholen – stabilisiert. Gleiches gilt bei plötzlichen Ausweichmanövern. Nicht überrascht hat uns der außerordentlich hohe Akustikkomfort an Bord. Es herrscht eine angenehme „Leisigkeit“.    

Bei der ersten Ausfahrt hatten wir den neuen Diesel mit 210 kW. Der hat Power genug, um den Wagen schnell auf Trab zu bringen. Allerdings fiel uns beim Anfahren stets ein Turboloch auf, das laut einem der VW-Ansprechpartner symptomatisch sein soll für die neue Ausrichtung des Motors, um auch im realen Fahrbetrieb niedrige Stickoxid- und CO2-Ausstoßwerte zu erreichen. Man kann’s verschmerzen.    

Prägnantes Exterieurdesign. Der neue Touareg basiert konstruktiv auf dem Modularen Längsbaukasten (MLB) des Konzerns (umfasst Modelle aber der Oberen Mittelklasse mit längs eingebauten Motoren und Getrieben). Die Frontpartie, die stark an Arteon und neuen Tiguan erinnert, macht den Touareg 3 zu einem prägnanten Fahrzeug. Auch das Heck mit seinen LED-Rückleuchten und L-förmigen Lichtsignatur weiß zu gefallen. Beinahe die gesamte Breite wird durch die Heckklappe ausgefüllt.  

Weitreichende Vernetzung. Der Touareg startet mit dem größten Spektrum an Assistenz-, Fahrdynamik- und Komfortsystemen, das jemals in einen Volkswagen integriert wurde. Dazu gehören Technologien wie die Nachtsichtunterstützung „Nightvision“ (erkennt per Wärmebildkamera Personen und Tiere in der Dunkelheit), der „Stau- und Baustellenassistent“ (bis 60 km/h teilautomatisiertes Lenken und Spurhalten, Gasgeben und Bremsen), ein „Kreuzungsassistent“ (reagiert auf Querverkehr vor dem Touareg), eine aktive Allradlenkung (macht den Touareg handlich wie einen Kompaktwagen), eine neue Wankstabilisierung mit elektromechanisch gesteuerten Stabilisatoren, die „IQ.Light – LED-Matrixscheinwerfer“ (interaktiv per Kamera gesteuertes Abblend- und Fernlicht) und ein direkt in die Windschutzscheibe projiziertes Head-up-Display (Windshield Head-up-Display). Der Fahrer erlebt diese Systeme im neuen Touareg als eine Einheit. Sie sind einfach da – über ein neues, zentrales Steuergerät vernetzt – um unbemerkt im Hintergrund zu arbeiten und das Reisen so sicher, komfortabel und intuitiv wie nie zuvor zu gestalten.  

Luxuriöse Komfortzone. Der Innenraum immensen Komfort. Die Screens des „Innovision Cockpit“ mit ihren überbauten Glasflächen, edlen Holzapplikationen (offenporiges Echtholz), vegetabil gegerbten Ledern sowie Aluminium- und Chrom-Details machen die außerordentlich hohe Qualität sicht- und fühlbar. Über die gesamte Breite der Instrumententafel spannt sich in Verbindung mit der neuen Ausstattungslinie „Atmosphere“ zum Beispiel ein schmaler Flügel aus „Curved-Beam-Holz“ – eine als ein Teil gebogene Holzapplikation in Esche, die der Formgebung der Instrumententafel folgt. Individualisiert wird das Interieur unter anderem über drei Ausstattungslinien: „Atmosphere“, „Elegance“ und „R-Line“.

„Atmosphere“ ist eine neue, lounge-artige Welt, in der Holz und Naturtöne vorherrschen. „Elegance“ steht für eine ebenfalls neue, technische Welt mit der Dominanz von Metall und dazu passenden Farbtönen. Ganz auf Sportlichkeit setzt hingegen „R-Line“.  

Neue Massagesitze und variable Rücksitzanlage. Der neue Touareg ist ein tolles Langstreckenfahrzeug. Auf Wunsch bieten die optional vielfach elektrisch einstellbaren Vordersitze eine neue, pneumatische Massagefunktion – sie kommt im Touareg erstmals zum Einsatz. Dabei stehen acht Programme zur Wahl. Umgesetzt werden die pneumatischen und in der Intensität stufenlos einstellbaren Massagefunktionen über einzelne Luftpolster. Um 160 mm in der Länge kann zudem die Rücksitzanlage verschoben werden, um noch mehr Raum im Fond zu schaffen. Zusätzlichen Komfort bietet die Neigungsverstellung der Rücksitzlehne (dreistufig um bis zu 21 Grad).

Die Bezeichnung „Langstreckenfahrzeug“ bekommt mit dem Touareg und seinem Sitzsystem eine völlig neue Qualität. Damit fünf Personen auf langen Reisen oder dem kurzen Trip zum nächsten Flughafen ausreichend Raum für ihre Koffer haben, wurde das Stauvolumen des neuen Touareg gegenüber dem Vorgänger um 113 auf 810 Liter vergrößert.  

Riesen-Panorama-Schiebedach. Natürliches Licht fällt durch das größte bislang von Volkswagen realisierte Panorama-Schiebedach in den Innenraum. Der transparente Dachausschnitt (Innenmaß) ist 1.270 mm lang und 825 mm breit. Über einen Vierwegeschalter kann die vordere Dachhälfte stufenlos geöffnet und elektrisch um 495 mm nach hinten geschoben sowie aufgestellt werden. Ein elektrisch betätigtes Stoffrollo reduziert die Sonneneinstrahlung.

Ambientelicht in 30 Farben. Nachtfahrten werden durch ein neu entwickeltes LED-Ambientelicht angenehmer. Über das Ambientelicht kann die Atmosphäre an Bord des Touareg zudem individualisiert werden. Dazu stehen optional 30 Lichtfarben zur Verfügung, deren Helligkeit stufenlos einstellbar ist.  

Start mit V6-Motoren. Volkswagen wird den neuen Touareg zuerst mit ebenso effizienten wie souveränen V6-Turbomotoren (3,0 Liter Hubraum) anbieten. Beispiel Europa: Dort wird es zwei V6-Diesel mit 170 kW / 231 PS1 und 210 kW / 286 PS2 (jeweils EU6 AG) sowie ab Herbst einen 250 kW / 340 PS1 starken V6-Benziner (EU6 AJ) geben. Folgen wird darüber hinaus ein 4,0 Liter großer V8-Turbodiesel (EU6 AG) mit einer Leistung von 310 kW / 421 PS1. Dieses Motorenspektrum garantiert hohe Anhängelasten. Zuerst für China geplant ist zudem ein Plug-In-Hybridantrieb mit einer Systemleistung von 270 kW / 367 PS1. Der genaue Starttermin des Touareg mit Plug-In-Hybridantrieb in Europa ist aktuell noch offen. Wie effizient die Motoren des neuen Touareg sind, zeigt das Beispiel des 286 PS starken V6 TDI: Für ihn ergibt sich ein NEFZ-Verbrauch von 6,9 l/100 km. Dabei gilt, dass der sparsame Touareg V6 TDI SCR 4MOTION – wie alle V6- und V8-Modelle der Baureihe – für Anhängelasten von bis zu 3,5 Tonnen ausgelegt ist. Quelle: VW / DMM