Tourismus für Australien und Neuseeland ist beinahe tot

Während sich Europa langsam auf eine touristische Öffnung vorbereitet, fehlt den Tourismusanbietern in Australien und vor allem Neuseeland weiterhin jegliche Perspektive. Und während in Deutschland etwa die Tourismusbranche mit finanziellen Hilfen in Milliardenhöhe überhäuft wurde, sieht es in Australien und Neuseeland ganz anders aus: Dort bekommt die Reisebranche fast keine Unterstützung vom Staat und weiterhin bleiben beide Länder so gut wie vollkommen abgeschottet.

Neuseeland (hier die Hauptstadt Wellington mit ihren Cablecars) und Australien kennen Corona kaum dank absoluter Abschottung. Foto: Wikimedia

Neuseeland meldete am 11. Mai 2021 seit Ausbruch der Corona-Pandemie insgesamt 2.644 Covid19-Fälle und 26 Tote. Zu verdanken sind diese bemerkenswert niedrigen Zahlen einer Abschottung des Landes. Kein einziger Ausländer mit der aktuellen Ausnahme von Staatsbürgern aus Australien und von den Cook Islands darf ins Land, eigene Staatsbürger dürfen das Land zwar verlassen, müssen bei der Rückkehr aber in eine strenge und rund um die Uhr überwachte Quarantäne. Und das nicht zuhause, sondern in einem „MIQ“ (Managed Isolation & Quarantine). Für die Kosten dafür muss jeder selbst aufkommen. Die 14-Tage-Quarantäne fern von zuhause und die hohen Kosten hierfür schrecken die allermeisten Neuseeländer ab, einen Auslandsurlaub zu buchen.

Andererseits erlauben die dicht gemachten Grenzen den Neuseeländern, ihr Leben relativ frei zu gestalten, anders als etwa in Europa. Sie können alle denkbaren Events besuchen, ins Kino, ins Restaurant und und und, also ein ganz normales Leben führen, als gäbe es Corona nicht. Maskenpflicht herrscht nur im Öffentlichen Personenverkehr; ansonsten gilt Abstand halten und Händewaschen. Dass Bürger aus Down Under in Neuseeland einreisen dürfen, hat u.a. damit zu tun, dass etwa 20 % der Neuseeländer in Australien wohnen - jedoch monatelang keine Möglichkeit hatten, die Verwandtschaft in Neuseeland zu besuchen bzw. diese zu empfangen.

Bis 2019 stammte das Groß der Besucher Neuseelands aus Nordamerika, Asien und Europa. 34 Fluggesellschaften bedienten das Land bis zum Beginn der Pandemie, aktuell sind es nur noch drei: Air New Zealand, Qantas und Jetstar. Das Einreiseverbot für Bürger dieser Herkunftsländer gilt weiterhin. Erst kürzlich hat die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern versichert, dass es mit einer Grenzöffnung noch eine Weile dauern wird. Für die Touristikbranche in Neuseeland heißt das, dass sie sich mit einer noch lange währenden Flaute abfinden muss, ohne staatliche bzw. Steuerzahlers Hilfe.

Erstaunlich: Die neuseeländische Bevölkerung ist zufrieden mit der Abschottung. 70 % der Bevölkerung wollen die Grenzen bis auf Weiteres geschlossen sehen, so das Ergebnis einer Umfrage. Die Neuseeländer und auch die Regierung nimmt billigend in Kauf, dass die lokale  Tourismusindustrie weitgehend zerstört wird. Anders als in Europa, wo die Tourismusindustrie mit Geld buchstäblich geflutet worden ist und noch wird, weigert sich die Regierung in Neuseeland, auch nur einen Cent an Reisebüros, Reiseveranstalter, Airlines etc. zu zahlen. Wenn, dann können Hilfen nur als Kredite beantragt werden. 2020 wurden 600 Mio. NZ-Dollar für die Tourismusindustrie beiseite gelegt, Geld, das beinahe ausnahmslos nur für Kreditaufnahmen gedacht war. Inzwischen gibt es zwar auch das STAPP (Strategic Tourism Asset Protection Program), mit den relevante Touristen-Sehenswürdigkeiten über Wasser gehalten werden. Im Sommer 2020 waren bereits 40 % aller Jobs im Tourismussektor verloren gegangen.

Nicht viel besser sieht die Lage in Australien aus. Auch in der dortigen Tourismusindustrie ist die Stimmung am Tiefpunkt. Kürzlich verfügte die Regierung in Canberra, dass die Grenzen des Landes bis Mitte 2022 geschlossen bleiben. Zwar hatte Australien 2020 ein Hilfsprogramm für die Tourismusindustrie aufgelegt, inzwischen wird aber zu 100 % auf den Inlands-Tourismus gesetzt, der freilich nur auf wenige Regionen konzentriert ist. Für die Zukunft wird die Schließung zahlreicher im Tourismus tätigen Unternehmen erwartet. Ein weiteres ganzes Jahr ohne ausländische Touristen werden nach Ansicht von Experten viele touristische Unternehmen in Down Under, aber auch spezialisierte Anbieter im Ausland wohl nicht überleben. Quelle: travelnews.ch / DMM