Tourismus möchte wie die Autoindustrie behandelt werden

„Die touristischen Angebote dürfen nicht an Verwaltungsgrenzen enden.“ Claudia Müller, Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus, plädierte in ihrer Keynote am ersten Tag der „VIR Online Innovationstage 2022“ des Verband Internet Reisevertrieb (VIR) in Berlin für die Schaffung von deutlich mehr verbundübergreifenden Angeboten in der Touristik.

„Wer reist, der wünscht sich stärker denn je ein vernetztes Erlebnis“, zeigte sich die Bundespolitikerin überzeugt. Zugleich bekräftigte sie das Vorhaben der neuen Bundesregierung, auch für den Tourismus eine nationale Plattform einzurichten – solch ein Plenum gibt es bislang nur für die Automobil-Industrie und bedeutet VIR-Vorstand Michael Buller zufolge, dass die Touristik in ihrer Bedeutung in der politischen Wahrnehmung nun auf dem Niveau der Automobil-Industrie angekommen ist. 

Beim Treffen der touristischen Digital-Expertinnen und -Experten in Berlin, dem sich auch Start-ups und Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen anschlossen, drehte sich zum Auftakt alles rund um die Nachhaltigkeit, eines der Kernthemen auf dem diesjährigen Branchen-Event. Partner ist wie in den Vorjahren die Messe Berlin. Die Veranstaltung, deren Leitmotiv „Zurück zur Zukunft“ lautet, findet nach drei Jahren erstmals wieder in Live-Präsenz statt. Sie kann jedoch über eine digitale Plattform zum ersten Mal auch virtuell und kostenfrei verfolgt werden. 

VIR-Vorstand Michael Buller freute sich vor rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in seiner Auftaktrede darüber, dass die Touristik in ihrer Bandbreite die über zweijährige Krisenzeit durch die Corona-Pandemie überstanden hat. „Dies war nur möglich durch das Zusammenspiel von den Verbänden mit der Politik, die gemeinsam Lösungen erarbeitet haben, um die Branche zu erhalten.“ Dafür bedankte er sich explizit bei allen Mitwirkenden an diesem Prozess. 

„Die Zeiten der Stabilität und der Planbarkeit sind jedoch vorbei“, warnte er. „Was wir nun benötigen, sind Managerinnen und Manager, die schnell und agil agieren, und trotzdem langfristig denken können, um ihre Geschäftsmodelle skalierbar zu machen.“ 

Er zeigte sich davon überzeugt, dass Unternehmen, die einen digitalen Mindset verinnerlicht haben, mit den Herausforderungen leichter umgehen könnten - da sie Veränderungen gewohnt seien.  

Hakan Ardic, Vice President Hospitality & Mobility von Wirelane, sprach in seinem Vortrag zu nachhaltigen Mobilitätslösungen. Fundierte Hintergrundinformationen zum ESG-Rating und zum Lieferkettengesetz lieferte Dr. Daniel Walden von Advant Beiten.  

Beim Workshop zum Themenkomplex „Nachhaltigkeit im Tourismus“ wurde es interaktiv: In Gruppen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Catharina Fischer (Network Associate, Realizing Progress), Antje Monshausen (Leitung Tourism Watch bei Brot für die Welt) und Petra Thomas (Geschäftsführerin, forum anders reisen e.V.) über die ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimensionen bei der Schaffung von nachhaltigen touristischen Angeboten aus.

Mit einheitlichen Zertifizierungen und gemeinsamen Standards müsse man dem Kunden Transparenz und Klarheit für die Auswahl seiner jeweiligen Urlaubsprodukte bieten, lautete eines der Kernergebnisse der drei Sessions. Hierfür sei es dringend notwendig, dass die Branche das Zepter endlich in die Hand nehme. Gefordert wurde unter anderem ein Klimaschutz-Masterplan für alle touristischen Player. 

Der zweite Tag der VIR Online Innovationstage beschäftigt sich morgen mit den Themenkomplexen Künstliche Intelligenz und Blockchain. Auch virtuell kann die Veranstaltung weiterhin unter oit.connected-events.de mitverfolgt werden. Davon machten am ersten Tag rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gebrauch.

Quelle: VIR / DMM