Trauer um Mittelstandspräsident Mario Ohoven

Mario Ohoven (74), Präsident des Bundesverbands Mittelständische Wirtschaft, ist bei einem Verkehrsunfall am Samstagmittag, 31. Oktober 2020, ums Leben gekommen. Ohoven war mit seinem Wagen gegen eine Schilderbrücke nahe Düsseldorf geprallt. Auch DMM ist bestürzt über die Nachricht zum Tode des Präsidenten seines Kooperationspartners BVMW.

BVMW-Präsident Mario Ohoven (74) ist bei einem Verkehrsunfall am Samstag, 31. Oktober 2020, nahe Düsseldorf ums Leben gekommen. DMM trauert um den Präsidenten seines Kooperationspartners. Foto: Thomas Imo

Trauer um den aus Düsseldorf stammenden Mittelstandspräsidenten Mario Ohoven. Wie es in einer Mitteilung der Autobahnpolizei heißt, war Ohoven mit einem Bentley auf dem linken Fahrstreifen der BAB 44 in Richtung Aachen unterwegs gewesen, als er aus ungeklärter Ursache zwischen Tunnel Reichswaldallee und dem Kreuz Düsseldorf-Nord die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Die Limousine kollidierte dann mit der linken Schutzplanke und dem Fundament einer Schilderbrücke, wo das Auto zerschellte. Noch am Unglücksort starb der 74-Jährige.

In einem Statement des Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), ein Kooperationspartner von DMM, vom Sonntag 01.11.2020 heißt es: „Wir verneigen uns in respektvoller Dankbarkeit vor seinem unvergleichlichen Lebenswerk“. Ohoven habe den BVMW zum führenden Mittelstandsverband mit 340 Geschäftsstellen und 60 eigenen Auslandsbüros geformt. Ohoven war seit 1998 Präsident des BVMW. Die Ursache, warum Ohoven von der Fahrbahn abkam, wird noch ermittelt.

Mario Ohoven galt als Gesicht und Stimme des Verbands, der die Interessenvertretung der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland ist und KMU sowie Selbstständige vertritt.  Der gebürtige Neusser (*18, Mai 1946) war als gelernter Bankkaufmann Finanzvermittler und Anlageberater und bis 2005 geschäftsführender Gesellschafter der in Düsseldorf ansässigen Investor- und Treuhand GmbH.

1998 wurde Ohoven zum Präsidenten des Bundesverbands der Mittelständischen Wirtschaft gewählt. Ab 2002 war er zudem Präsident der Europäischen Vereinigung kleiner und mittlerer Unternehmen (CEA-PME). Mario Ohoven entstammte einer traditionsreichen Unternehmerfamilie, die seit 1810 Papier herstellte. Ohoven vertrat als BVMW-Präsident die wirtschaftspolitischen Interessen seiner Mitglieder mit eigenen Büros in allen deutschen Bundesländern und mit Auslandsbüros u.a. in Brüssel, der Volksrepublik China, Indien, Italien, Japan, Polen, der Ukraine und der Türkei. Neben der Lobbyarbeit konzentrierte sich der 1975 gegründete Verband auf die Vernetzung seiner Mitglieder untereinander und ihre außenwirtschaftliche Unterstützung. Ohoven war als Präsident federführend für die Umsetzung der Ziele und Forderungen des BVMW. Als BVMW-Präsident sprach sich Ohoven auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Februar 2016 für Grenzkontrollen an den deutschen Außengrenzen aus. „Wir sind unter allen Umständen dafür, dass Deutschland Kriegsflüchtlinge aufnimmt, nicht aber Wirtschaftsflüchtlinge“. Ohoven sah schon damals die ungenügende schulische, berufliche und sprachliche Qualifizierung der gut 2,5 Mio. Zuwanderer, die bis heute nach Deutschland strömen.

Steuern und Abgaben waren ein wichtiges Thema für den BVMW. Einer Forderung des BVMW-Präsidenten entsprechend wurde die „Kalte Progression“ ab 2016 abgebaut. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollte dies Entlastungen in zweistelliger Milliardenhöhe bringen. Ab 1998 machte sich Ohoven als BVMW-Präsident für die wirtschaftliche Aus- und Weiterbildung an Schulen stark. Das Pilotprojekt 1998 verfolgte das Ziel, Schülern  Wirtschaft aus erster Hand zu vermitteln. Auf Ohovens Initiative hin besuchten mehrere tausend mittelständische Firmenchefs die Klassenzimmer von Gymnasien, Haupt- und Realschulen, um den Schülern Lust auf Unternehmertum zu machen. Auch in den folgenden Jahren plädierte Ohoven immer wieder dafür, dass Lehrer, wie in Dänemark, Praktika in Wirtschaftsunternehmen machen und gleichzeitig Firmenchefs an Schulen unterrichten. Nur so könnten Lehrer die zukünftige Arbeitswelt ihrer Schüler kennen lernen. Und sie würden ferner erfahren, wie Unternehmer denken und handeln.

Ohoven erstellte Wirtschafts- und Kapitalmarktprognosen für Kunden aus dem Banken-, Wirtschafts- und Medienbereich und verwies in diesem Zusammenhang auf seine frühzeitigen Warnungen vor krisenhaften Entwicklungen auf den weltweiten Kapitalmärkten (so vor dem Absturz der Technologiewerte 2000/2001 und vor Bilanzmanipulationen im Jahr 2002). Er gab als Finanzexperte Interviews in Funk und Fernsehen, wurde als Referent auf Veranstaltungen und Symposien eingeladen und war Gast bei TV-Talkshows. Ohoven ist Autor des Buches „Die Magie des Power-Selling“, das lange Zeit in einschlägigen Bestsellerlisten vertreten war. Darin stellt er eine so genannte „Erfolgsstrategie für perfektes Verkaufen“ vor.
Ohoven war ehrenamtliches Jurymitglied bei „Top 100“, einer Auszeichnung für die innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand. Zudem war er Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Lesen.

2001 erhielt er den „Oscar des deutschen Mittelstandes“ und wurde mit dem Mittelstandspreis „Kustos des mittelständischen Unternehmertums geehrt“. Mario Ohoven war seit 2018 Ehrendoktor und Honorarprofessor der Universität in St. Petersburg. Der Unternehmer war mit UNESCO-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven (74) verheiratet. Er hinterlässt neben seiner Witwe die gemeinsamen Kinder Michael (46) und Chiara (35). Wirtschaftsminister Peter Altmaier betonte, Ohoven habe Großes für die mittelständische Wirtschaft geleistet. Quelle: Polizei NRW / DMM