TÜV Report: Weniger Mängel

„Mehr Hauptuntersuchungen, weniger erhebliche Mängel – das ist zusammengefasst das Ergebnis des neuen TÜV-Reports. Eine positive Sicherheitsbilanz, für die Haupt- und Abgasuntersuchung die Grundlage bilden“, sagt Jürgen Wolz, Leiter Service Line Retail und Amtliche Tätigkeiten Deutschland bei der Division Mobility TÜV SÜD.

Einen wichtigen Grund für sinkende Mängelquoten sehen die Fachleute von TÜV SÜD auch in dem sich wandelnden Mobilitätsverhalten. Car-Sharing, Abo-Fahrzeuge oder Dauervermietung – für solche Fahrzeuge gibt es Wartungsverträge. Ein weiterer Grund ist eine pandemiebedingt reduzierte Laufleistung der meisten Fahrzeuge. „Mehr Wartung und geringere Laufleistungen in der Gesamtflotte haben zur Verbesserung der Mängelquote beigetragen“, resümiert Wolz.

Insgesamt liegt die durchschnittliche Quote der erheblichen Mängel aktuell bei 17,9 Prozent. Das sind 2,0 Prozentpunkte weniger als beim TÜV-Report 2021 und davon betroffen sind knapp 1,75 Millionen Fahrzeuge. Ganz ohne Mängel passieren knapp 73 Prozent der Fahrzeuge die Prüfgassen – das entspricht gut 7 Millionen Autos. Die Quote der geringen Mängel liegt aktuell bei 9,1 %.

Der TÜV-Report wird jedes Jahr vom TÜV-Verband veröffentlicht und gilt als einer der wichtigsten unabhängigen Ratgeber für Autofahrer und Gebrauchtwagenkäufer. In den TÜV-Report 2022 fließen die Hauptuntersuchungsergebnisse aller TÜV-Gesellschaften in Deutschland ein – aktuell mehr als 9,6 Mio. Hauptuntersuchungen (HU) zwischen Juli 2020 und Juni 2021. Als größter Fahrzeug-TÜV hat TÜV SÜD beinahe 50 % der Datensätze bereitgestellt.

Mängelzwerge und Fehlerriesen. Die Freude über die insgesamt ordentlich gesunkene Quote der erheblichen Mängel wird ein wenig getrübt von den Themenbereichen Licht und Fahrwerk. An der Beleuchtung und den Fahrwerkskomponenten gibt es gegenüber dem vergangenen Betrachtungszeitraum lediglich geringe Verbesserungen. Und Fahrwerksmängel sind dabei keineswegs nur bei günstigeren oder ganz alten Autos zu finden.

Selbst Modelle deutscher Premiumhersteller fallen nicht selten bereits in den ersten Jahren durch höhere Mängelquoten beim Fahrwerk auf. Die Gründe? Immer mehr Komfort und Sicherheit sowie mehr Fahrdynamik und immer schwerere Autos fordern hier ihren Tribut. Jürgen Wolz, Leiter Service Line Retail und Amtliche Tätigkeiten Deutschland bei der Division Mobility TÜV SÜD: „Die Fahrwerke sind in den vergangenen Jahren wesentlich komplexer geworden. Größere Fahrzeuge und mehr Gewicht erfordern Leichtbau selbst bei den Achskomponenten. Dazu kommt ein ständig steigender Kostendruck. Komfort, Sicherheit, Kosten – das ist das Dreieck, das Fahrwerksentwickler austarieren müssen.“ Die hohe Komplexität des Fahrwerks und mehr Kilos führen wiederum dazu, dass ein unachtsamer Umgang, wie Bordsteinrempler oder mangelnde Wartung, sich schneller bemerkbar macht und dann von den Sachverständigen bemängelt wird.

Aber Fahrwerksmängel gibt es natürlich nicht nur bei besonders ausgeklügelten Systemen. Die Achskomponenten werden bei den Modellen der verschiedensten Hersteller überdurchschnittlich oft beanstandet. Dementsprechend heterogen ist auch das Bild der Ursachen. Einige Beispiele:
Ausreißer gibt es etwa bei Mazda, Nissan, Renault oder Fiat. So steigen die Mängel beim Mazda 6 kontinuierlich ab der dritten HU-Runde an – bis auf 4,4 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Beim Nissan Qashqai ist es dann sogar ein Abstand von 9,5 %. Rote Zahlen auch beim Renault Megane und beim Fiat 500: 1,5 bzw. 1,9 % über dem Mittel. Wolz zu den Ursachen: „Bei den günstigeren Modellen sind Wartungsverträge weniger verbreitet. Das heißt, Mängel werden nicht automatisch vor der HU repariert. Zudem sind diese Autos eher im harten Kurzstreckenalltag, oft auch in der Stadt unterwegs – Stichwort Bordsteinrempler. Zusätzlich spielen die Kosten für die Wartung unter Umständen eine wichtigere Rolle.“

Fahrwerksmängel finden sich selbst bei Autos, deren Käufer viel Wert auf Premium-Entspannung oder rennsportverdächtige Fahrdynamik legen. So liegen Dreier und Vierer von BMW bereits bei der ersten HU geringfügig über dem Durchschnitt. Der Abstand zum Durchschnitt wächst bis zum 11. Lebensjahr auf beinahe 4 Prozentpunkte an. Schlechter als der Durchschnitt zeigen sich Achsfedern und Dämpfung beim Fünfer und Sechser. Bei Audi scheren der A6/7 aus – mit 7,5 % mehr Mängeln an der Achsaufhängung nach elf Jahren. Für Wolz ergibt sich hier ein klares Bild: „Diese Modelle zeichnen sich durch besonders ausgeklügelte Fahrwerksysteme, aber auch durch besonders hohe Laufleistungen aus. Hier liegen die Gründe für die Beanstandungen.“

Stichwort Stadtverkehr: Auch die Mercedes C- und E-Klasse müssen wegen des Fahrwerks häufiger als der Durchschnitt die Service-Runde drehen. Bei den Schwaben ist es die Achsaufhängung, die überdurchschnittlich häufig beanstandet wird. So muss deswegen etwa die E-Klasse gleich bei der ersten HU nach drei Jahren häufiger als das Mittel in die Werkstatt. Abstand hier: 0,2 Prozentpunkte. Danach steigen die Werte bis zu den Elfjährigen beinahe stetig an. Differenz zum Durchschnitt nach elf Jahren: 3,0 Prozentpunkte. Wolz: „Bei der E-Klasse muss die häufige Nutzung als Taxi bedacht werden.“ Mängel auch bei VW. Bei den Wolfsburgern fallen nach elf Jahren vor allem Passat (+1 Prozentpunkt EM-Achsfedern, -dämpfung über dem Durchschnitt), Touran (+0,9) und Tiguan (+2,7) auf.

Wolz‘ Resümee: „Die Gründe für die Fahrwerksmängel sind sehr unterschiedlich. Bei den teureren Fahrzeugen spielen die hohe Komplexität und das Herausarbeiten von Feinheiten eine entscheidende Rolle. Besonders hohe Laufleistungen müssen bei diesen Modellen ebenfalls eingepreist werden. Bei den Günstigeren sind es nicht selten die geringere Wartung und der härtere Einsatz in der Stadt, der die Fahrwerkskomponenten besonders beansprucht.“

Mängelquote bis 3 Jahre (Die Besten zuerst):
1.    Mercedes GLE
2.    Mercedes B-Klasse
3.    VW T-Roc
4.    Mercedes SLC und Porsche 911
5.    Audi Q2
6.    Mercedes E-Klsse Coupé
7.    Audi Q3, Mercedes A- und C-Klasse.
Mängelquote bis 5 Jahre:
1.    Audi Q2
2.    Porsche 911
3.    Mazda CX-3
4.    Seat Ateca
5.    VW Sportsvan
6.    VW Tiguan
7.    Mercedes B-Klasse und SLC
8.    Porsche Macan
9.    Mercdes GLC - Quelle: TÜV Süd / DMM