Übernachten in winzigen Boxen?

Möchten Sie in einem „Boxhotel“ auf 4,2 Quadratmeter "Zimmerfläche" und ohne Fenster übernachten? Für Geschäftsreisende jedenfalls dürfte die „Hotelwelt der Zukunft“, wie sie sich Oliver Blume, Geschäftsführer der Boxhotel GmbH vorstellt, nicht „das Gelbe vom Ei“ sein.

Vor zwei Jahren hatte Blume sein erstes fensterloses Hotel in Göttingen eröffnet – und plant jetzt auch ein Hotel in Bielefeld. Das soll möglichst noch in diesem Jahr gebaut werden, kündigt der Geschäftsmann an. Die Zimmer messen 2,8 x 1,5 m und sind knapp 3,6 m hoch. Ausgestattet sind sie mit einem Waschbecken, das direkt an das Bett angrenzt. Über eine kurze steile Treppe gelangen Gäste zur Dusche. Gemeinschaftstoiletten befinden sich auf dem Flur. Auch Fenster, Tische und Schränke haben die Zimmer nicht. Kurzum, die Hotels erinnern etwas an Käfighaltung. Gäste buchen ein Zimmer per App, das Smartphone ersetzt den Zimmerschlüssel. Über das Mobiltelefon läuft auch die Abrechnung. Denn eine Rezeption und Hotelangestellte sieht das Konzept ebenfalls nicht vor. Stattdessen sollen Reinigungskräfte bei Bedarf als Ansprechpartner fungieren. Die Übernachtung in der Single-Box kostet für eine Person 30 Euro und für zwei Personen 38 Euro. Das zweite Bett erreichen Gäste per Treppe.

Frühstück wird nicht angeboten. „Die zentrale Lage unserer Hotels und der Preis sind entscheidend. Mit dem Angebot will Blume vor allem junge preissensible Leute erreichen, doch in Göttingen beträgt das Durchschnittsalter der Gäste 37 Jahre. Laut Blume sind dort auch Professoren, Messegäste und Monteure „Hotelgäste“. In Göttingen wurde das Boxhotel wegen der hohen Auslastung 2018 erweitert. Auch in Hannover hat Blume bereits ein Boxhotel eröffnet. Durch den Verzicht auf Fenster können dort in dem entkernten Stockwerk deutlich mehr Boxen eingebaut werden.

Fenster haben heute keine Vorteile mehr, behauptet der Unternehmenschef. Die Hotelgäste kommen oft nach Hause, wenn es schon dunkel ist und wollen nur noch gut schlafen. Zudem würden täglich 1 Mio. Liter gefilterte Frischluft in ein Zimmer gepumpt, wodurch stets eine Raumtemperatur von 19 °C erreicht würde. Die Luft sei angeblich besser als bei geöffnetem Fenster.

Doch das Konzept ist umstritten. Die Stadt Hannover hatte versucht, den Bau des Hotels vor Gericht zu verhindern. Sie führte Bedenken beim Brandschutz und bei der Wohnqualität an. So sehe die Bauordnung für Wohnräume zwingend Fenster vor. Das Gericht hielt entgegen, dass es sich bei dem Konzept nicht um Wohn-, sondern um Nutzräume handele, da sich die Gäste lediglich zum Schlafen in die kleinen Boxen begeben würden. Auch das Brandschutzargument ließ das Gericht nicht gelten, da Fluchtwege in Hotels nicht über Fenster, sondern immer über Flure erfolgen müssten. Nun plane Blume weitere Standorte in München, Leipzig und Hamburg. In Bielefeld will Blume ein Hotel mit 100 Zimmern eröffnen – rund 150 Meter vom Bahnhof entfernt, im Bereich der Zimmerstraße. Dem dortigen Bauamt liegt aber kein Antrag auf Baugenehmigung vor. Quelle: LZ.de / DMM