Und im Flugzeug hustet und schnieft der Sitznachbar...

Irgendwie bekommt man ein mulmiges Gefühl: Corona wirkt plötzlich so nahe. Nach dem Boarding strömen noch zahlreiche mutmaßlich chinesische Passagiere an einem vorbei, und tatsächlich nimmt einer von Ihnen Platz neben einem. Das passiert zurzeit vielen Business Travellern auf Geschäftsreisen. Und wehe, der fernöstliche Sitznachbar hustet oder muss sogar niesen.

 

Viele Fluggäste bleiben dem Flugzeug fern, aus Angst sich mit dem Corona-Virus anzustecken. Foto: DF

Die Sorge vor dem Coronavirus geht um, das bestätigen uns immer mehr Fluggäste. Erst recht, da jüngste Studienergebnisse voUS-Forschern herausgefunden haben, dass Corona tödlicher ist als die schwerste Grippe und es auch jüngere Patienten „erwischen kann“. In der Luftfahrt sind die Ängste ganz besonders spürbar: Tausende annullieren laut Lufthansa und den anderen Airlines ihre Flüge oder lassen sie verfallen aus Angst vor einer Infizierung im Zielgebiet oder bereits an Bord. Denn es kursiert inzwischen wieder das Gerücht, dass man sich auf Flügen schon nur mittels der Flugzeugluft infizieren kann. Die zirkuliert bekanntermaßen in der Flugzeugkabine und könnte theoretisch Viren eines Covid-19-infizierten Passagiers in Reihe 30 nach vorne in Reihe 7 befördern.

Fakt ist: Die Sorge was das angebliche Herumschwirren von Corona-Viren in der Kabine betrifft, ist unberechtigt. Das Coronavirus lässt sich über Tröpfchen wie Husten und Niesen, aber auch durch direkten Kontakt übertragen. In Flugzeugen wird die Luft durch HEPA-Filter, also "High Efficiency Particulate Air"-Filter, gesäubert. Dabei werden die meisten "Tröpfchen" aufgefangen. Zudem ist die Luft in Flugzeugen extrem trocken, was dem Virus nicht zuträglich ist.

Das einzige Risiko gibt es, falls man direkt neben einer infizierten Person sitzt, im Flugzeug üblicherweise näher als die 1,8 Meter Schutzdistanz. In diesem Fall, muss man leider einräumen, sind Ängste nicht unberechtigt: Wer weiß schon, wo der unbekannte Sitznachbar – er muss bekanntermaßen gar kein Asiate sein – zuletzt war, woher er kommt, wen er getroffen hat? Da sind Nieser und Husten potenzieller Grund zur Sorge.

Laut IATA ist die rezirkulierte Luft absolut unbedenklich. Mehr noch: Die Luft in Flugzeugen sei gleich oder gar besser als die Luft in anderen öffentlichen geschlossenen Räumen wie Büros oder Schulen. Weil in modernen Flugzeugen die Kabinenluft zu 50 % von außerhalb des Flugzeugs stammt und zu 50 % aus der Innenluft rezirkuliert wird, jedoch stets filtriert wird. Je nach Flugzeugtyp kann es Abweichungen geben, aber in der Regel sind moderne Luftsysteme sauber.

Dies, weil die erwähnten Filter - normalerweise HEPA genannt (High Efficiency Particulate Air) - identisch sind mit jenen, die in Kliniken gängig sind und damit 99.97 % aller Viren und Bakterien eliminieren, wie die IATA ausführt. Je nach Filter ist dieser Prozentsatz gar noch höher, weil Partikel von einer Größe von lediglich 0,01 Mikrometer Durchmesser filtriert werden. Das Coronavirus hat einen Durchmesser von 0,8-0,16 Mikrometer.

Darüber hinaus gibt es einen Rezirkulierungsprozess. In einem A 350 beispielsweise wird die Kabinenluft aller 2 bis 3 Minuten vollständig erneuert, ebenso in einer B 787. Dort kann nach einem längeren Flug keine Rede mehr sein von stickiger verbrauchter Luft. Ferner wird ein Passagierflugzeug nach jedem Flug gereinigt und desinfiziert. Jeder Meetingraum, jedes Klassenzimmer oder jedes Kino stinkt nach einer einstündigen Session mehr und trägt vermutlich deutlich mehr Infektionsrisiko.

Deshalb gilt: Nur zuhause bleiben ist eigentlich ganz sicher. Wenn Sie weiterhin zur Arbeit gehen, zur Schule, ins Kino, zum Sportanlass oder zur Firmen-GV, dann kann man auch weiterhin fliegen.

Die Fluggesellschaft American Airlines erklärte im Januar, dass Flugbegleitern das Tragen von Operationsmasken auf Flügen nach Hongkong, Peking oder Shanghai erlaubt sei. Die "Association of Professional Flight Attendants" hatte zuvor bessere Sicherheitsvorkehrungen für die Besatzung gefordert. Und sollte ein Fluggast Symptome zeigen, sollten Flugbegleiter dem Passagier eine Mundschutzmaske anbieten. Die Person sollte zudem mindestens zwei Meter von den anderen Fluggästen platziert werden und es sollte sich nur ein Crew-Mitglied um den Betroffenen kümmern, damit die Ansteckungsgefahr minimiert werde. Nach Ankunft sollte der Passagier dann für weitere Tests in ein Krankenhaus gebracht werden.

Übrigens: Flugbegleiter und Piloten erkranken offenbar weit häufiger an Giftstoffen in der Kabinenluft als bisher angenommen. Der Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr liegen zahlreiche Fälle vor, bei denen das Bordpersonal geltend macht, durch Giftstoffe aus der Atemluft in der Kabine vergiftet worden zu sein. Quelle: IATA / American Airlines / travelnews.ch / DMM