Unterwegs mit zwei Škoda-Erdgasfahrzeugen

In Deutschland tut sich der Volkswagenkonzern verdammt hart mit seinen CNG-Fahrzeugen, also den Modellen mit Erdgasantrieb. Anders als etwa in Südeuropa haben viele private und erst recht gewerbliche Kunden Bedenken beim Einsatz von Erdgasfahrzeugen. „Zu gefährlich“ hört man oft. In Firmenfuhrparks findet man CNG-Autos so gut wie gar nicht, obwohl sie in Sachen Betriebskosten einen klaren Vorteil bedeuten. Wir haben bei zwei Kurztests und echtem S…-Wetter Škoda’s Kompakt-SUV Kamiq und Scala jeweils als TGI-Modelle G-Tec gefahren.

Der Škoda Scala ist in der CNG-Variante eine interessante und umweltfreundliche Alternative. Mit der Reichweite aber hapert es etwas. Fotos: G. Zielonka

Škoda’s Kamiq G-Tec ist ein zweifellos sehr schönes Auto. Für Flottenkunden aber eignet er sich nur bedingt.

Der Volkswagenkonzern hat sich festgelegt: Nicht die Verbrenner und darunter auch nicht die Erdgasfahrzeuge sind die Zukunft, sondern batterieelektrische Fahrzeuge und als Übergang Plug-in-Hybride. Aktuell aber bieten die Kernmarke VW und die Töchter Audi, Seat und Skoda CNG-Modelle. Fürs Vorwärtskommen nutzen dies Gasfahrzeuge komprimiertes natürliches oder auch synthetisches Erdgas, zumeist aus Methan hergestellt.

Man kann es nicht oft genug betonen: CNG-Autos bieten auf jeden Fall die umweltfreundlichere Mobilität. Erdgas hat eine höheren Brennwert, verbrennt sauberer, hat geringere CO2- und Stickoxidemissionen und nahezu keine Rußpartikel und es ist auch viel kostengünstiger. Ferner laufen CNG-Aggregate leiser.

Beide Testfahrzeuge sind mit einem Dreizylinder Turbomotor mit 1,0 l Hubraum und einer Leistung von 66 kW ausgerüstet. Der Motor läuft vorrangig mit Erdgas, kann jedoch ebenfalls mit Benzin betrieben werden. So bleibt man auch dort mobil, wo es vielleicht keine CNG-Tankstelle gibt. Das maximale Drehmoment von 160 Nm wird von einem 6-Gang-Schaltgetriebe übertragen. Der Erdgas-Scala und auch der Kamiq verfügen über drei miteinander verbundene CNG-Stahltanks, die 13,8 kg Erdgas fassen. Geht das Gas zur Neige, schaltet das Auto automatisch in den Benzinmodus. Aber aufgepasst: Der Benzintank fast nur 9 Liter Kraftstoff.

Warum überhaupt CNG-Fahrzeuge? Die Autobauer, darunter auch die des VW-Konzerns, müssen ihren CO2-Ausstoß radikal senken, sonst drohen ihnen hohe Geldstrafen. Eine Alternative sind CNG-Autos, die im Vergleich zu traditionellen Verbrennern eine CO2-Ersparnis von ca. 25 % versprechen. Drei davon haben die Tschechen in ihrem Portfolio, darunter unsere beiden Testwagen Scala und Kamiq. Die sind preislich durchaus attraktiv, jedenfalls, sofern man sie nicht mit all den Zutaten bestückt, die die Aufpreisliste beinhaltet. Die Basispreise starten bei netto 18.067 Euro bzw. 20.412 Euro. Einige wichtige Ausstattungsmerkmale muss man aber zu doch recht hohen Preisen ordern.

Der Motor treibt beide Modelle über die Vorderräder an. Das Schaltgetriebe ist ziemlich leichtgängig und präzise, insofern vermisst man ein Automatikgetriebe nicht unbedingt. Scala wie Kamiq wirken vergleichsweise leichtfüßig, obwohl sie „nur“ 90 PS unter der Haube haben. Erstaunlich, dass man kaum eine Durchzugsschwäche verspürt. Auch haben die Ingenieure in Sachen Fahrwerk gute Arbeit geleistet. Die Fahrzeuge lassen sich behende steuern und geben einem stets ein sicheres Gefühl.

Der Arbeitsplatz ist typisch VW, logisch und intuitiv bedienbar, und doch fehlt etwas: Das Navi. Im Infotainment kann man alles mögliche anklicken, nur kein Navi. Haben die beiden Vertreter nicht. Man muss schon sein Smartphone bemühen. Mittels Bluetooth bzw. Apple Carplay erscheint ein Navi dann doch auf dem Display. Wer keines dabei hat, hat Pech gehabt. Der muss sich eben z.B. an Kirchtürmen orientieren. Die Sitze sind so weit ganz komfortabel. Ob sie auch vielfahrertauglich sind, konnten wir bei unseren knapp zweistündigen Ausfahrten nicht feststellen. 

Rund 14 Kilo Erdgas und nur mal 9 Liter Super erschien uns ein bisschen knapp für die längere Strecke. Über 400 km, wie es die Unterlagen besagen, schafft man nur schwerlich. Apropos schwerlich: Aktuell gibt es bundesweit nur 853 Erdgaszapfstellen, ein bisschen wenig. Im Großraum Würzburg verteilen sich einige auf die „größeren Tankstellen“ in den mittelgroßen Städten, auf dem Land aber wird’s schon eng bei der Suche nach einer geeigneten Tankstelle. Und an der Autobahn für selbst dort schwindelig hohe Gaspreise tanken, wer will das schon? Das setzt natürlich ein paar Fragezeichen hinter den Eignungsstatus als Geschäftswagen, erst recht, da der von Skoda angegebene Durchschnittsverbrauch mit dem unsrigen schon arg auseinander klafft. Wir haben grob überschlagen gute 50 % mehr Erdgas verbraucht, obwohl wir wegen der üblen Witterungsbedingungen nur „piano“ fahren konnten.

Unterm Strich aber sind die beiden Skodas bei den TCO definitiv günstiger als ein vergleichbarer Diesel oder gar Benziner. Nach der neuen CO2-basierten Kfz-Besteuerung allemal. Quelle: DMM