Unwürdiges Gejammere um den Spirtpreis

Der Krieg in der Ukraine treibt die Spritpreise auf immer neue Rekordhöhen. Immer mehr Forderungen an den Staat, er möge doch für Entlastung sorgen, sind eine echte Schande und Beweis dafür, dass vielen Bundesbürgern die Moral am A… vorbei zu gehen scheint.

Laut Sonderauswertung des ADAC mussten Autofahrende in Deutschland am Sonntag, 13. März, für einen Liter Super E10 im Bundesmittel 2,199 Euro bezahlen. Noch dramatischer ist der Anstieg bei Diesel, der nun deutlich teurer als Super E10 ist. Ein Liter kostet durchschnittlich 2,305 Euro, das ist binnen fünf Tagen ein Preissprung von 15,5 Cent.

Immer wieder werden Polen und Tschechien als beispielgebend erwähnt, deren Regierungen die Steuern auf Treibstoffe gesenkt haben. Was man in Deutschland dabei gerne vergisst: In Polen und Tschechien, aber auch Spanien und Portugal sind die Durchschnittsverdienste der Bürger erheblich niedriger. Deren Benzinpreise aber liegen zumindest im Fall Spaniens oder Portugals auf deutschem Niveau. In den Ostblockstaaten liegen sie etwa 25 % unter den deutschen Literpreisen. Autofahrer in Polen müssen unter Berücksichtigung des Lohnniveaus mehr als 5 Euro pro Liter bezahlen, in Portugal sind es sogar über 6 Euro den Liter. Und was passiert in Deutschland? Ein Riesen-Geschrei nach dem Bund, doch für eine Absenkung der Treibstoffpreise zu sorgen. Automobil- und Mobilitätsverbände geben ein schändliches unwürdiges Bild ab im Angesicht der Massenmorde, wie sie derzeit die russischen Militärs in der Ukraine verüben. Zur Solidarität im Fall des Ukraine-Kriegs gehört eben auch, höhere Energiepreise in Kauf zu nehmen. 

Muss man wirklich jeden Sonntag mit dem Auto spazieren fahren, muss man wirklich kleinste Wege zum Einkauf oder zur Schule mit dem Auto unternehmen? Muss man wirklich sinnfrei auf der Autobahn dahinrasen und so seinen Beitrag zur Verschlimmerung des Klimawandels leisten? Man muss nicht. Es geht auch anders. Nachstehend ein paar Tipps von Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des ADAC Südbayern, zum Sparen von Sprit:

  • Wie viel spare ich, wenn ich Tempo 130 statt 150 fahre und wie viel, wenn ich 100 statt 130 fahre? Die Einsparungen sind unbestritten, aber schwer quantifizierbar, da sie von vielen Komponenten wie Verbrauch des Fahrzeugs (Motorisierung, Luftwiderstand etc.), Fahrweise (Beschleunigung- und Bremsvorgänge), Topographie, Verkehrsaufkommen etc. abhängen. Geschwindigkeit runter bringt auf jeden Fall ein Spritersparnis. Man kann hier bis 20 % sparen. Das macht auf einer längeren Strecke schon etliche Liter. 
  • Kurze Fahrten vermeiden, Fahrweise optimieren durch vorausschauendes Fahren und Motorbremse nutzen, Ballast aus Auto entfernen – z.B. Getränkekisten nicht tagelang im Kofferraum umherfahren, Dachträger runter, Reifendruck überprüfen. 
  • Elektrische Verbraucher nur einschalten, wenn man sie wirklich braucht. Vor allem im Winter kommen elektrische Verbraucher wie Sitzheizung, Front- und Heckscheibenheizung sowie ein beheizbares Lenkrad regelmäßig zum Einsatz. Diese Systeme können bis zu einem Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer mehr verbrauchen. Aber: nie an der Sicherheit sparen, z.B. bei Scheibenwischer, Scheibenheizung etc.. 
  • Haben die unterschiedlichen Benzinsorten Einfluss auf den Verbrauch, E5 – E10 – Premium? Die Auswahl der Benzinsorte hat nur geringfügige Auswirkungen auf den Verbrauch. Vergleichsmessungen zwischen E5 und E10 haben einen Mehrverbrauch bei E10 von ca. 1 % ergeben. Erheblich größeren Einfluss auf den Verbrauch haben die individuelle Fahrweise (Raserei) und äußere Einflüsse wie Verkehrsfluss, Witterung, Streckenführung und Topographie. Für alle, die bisher E5 getankt haben, lohnt es sich aufgrund des Preis- und Umweltvorteils über einen Umstieg auf E10 nachzudenken. 
  • Tank-Tourismus - Bis zu welcher Entfernung lohnt sich das? Von extra durchgeführten Tankfahrten nach Österreich ist abzuraten. Die An- und Rückfahrt frisst die Einsparung schnell wieder auf und auch unter Berücksichtigung der Emissionen sind zusätzliche Fahrten zu vermeiden. Wer sich sowieso im Nachbarland befindet, kann natürlich die Preisvorteile nutzen. 
  • Würde es sich lohnen, Landstraße statt Autobahn zu fahren, wenn einem die Zeit egal ist? Nein, es ist eher effizienter mit gemäßigter Geschwindigkeit auf Autobahn zu fahren. Wichtig ist auch, dass die Autobahnen die sichersten Straßen in Deutschland sind. 
  • Was sind erfahrungsgemäß an den Tankstellen die günstigsten Tank-Tage und -uhrzeiten? Die Preise an den Zapfsäulen in Deutschland (so ziemlich das einzige Land der Welt, wo es diesen Schwachsinn gibt)  schwanken im Tagesverlauf sehr stark, es gibt Unterschiede von mehreren Cent. Am teuersten ist es in der Regel in den Morgenstunden ab 7.00 Uhr und im Feierabendverkehr, am günstigsten kann man in Abendstunden tanken. Übrigens: ADAC Mitglieder können bei Agip und Shell über das Vorteilsprogramm 1 Cent pro Liter an der Zapfsäule sparen. 
  • Lieber jetzt volltanken, weil’s ziemlich schnell noch teurer wird – oder lieber jetzt nur so viel tanken wie unbedingt nötig, weil’s vielleicht bald Entspannung geben könnte? Die Entwicklung ist schwer vorherzusagen. Es gilt, wie sonst auch, im Tagesverlauf günstige Benzinpreise zu nutzen. Also auch volltanken, wenn der Tank erst halb leer ist, sobald ich eine günstige Tankstelle sehe. 
  • Lohnt es sich, übergangsweise ein Elektro-Auto zu mieten oder auf Carsharing mit Elektro-Autos auszuweichen? Das hängt von den individuellen Finanzierungsangeboten ab. Diese Option muss sich jeder individuell genau durchrechnen. Ein dauerhafter Umstieg auf ein Elektroauto kann hier andere Optionen eröffnen. Im Elektroauto kosten aktuell 100 km etwa ein Drittel dessen, was Verbrenner aus dem Geldbeutel saugen.  

Unwürdig ist auch das Spiel der Straßengüterverkehrsverbände und Spediteure. Auch se schreien nach dem Bund. Dabei weiß man, dass der Straßengüterverkehr für das Unglück per se steht: Millionen von Lkw verstopfen unsere Infrastruktur. Millionen von Lkw zerstören die Infrastruktur. Millionen von Lkw sorgen für riesige Staus und wirtschaftlich so für Milliardenschäden. Millionen von Lkw fahren mehr oder weniger halbleer durchs Land. Millionen von Lkw sind nur als rollende Lager auf den Straßen. Millionen von Lkw sorgen immer wieder für schwerste Verkehrsunfälle mit Lied und Tod. Ein Rezept: Einen Großteil der Güter auf die Schiene. Das aber müsste Brüssel und die jeweiligen EU-Länder in die Hand nehmen. Bis jetzt fehlt dazu der politische Wille: p.S.: Ein Güterzug mit z.B. 50 bis 60 Trailern (Aufliegern von Lkw) verbraucht bei gleicher Fahrtstrecke maximal 10 % der Energie und 3 % des Platzes von 60 Lkw. Quelle: DMM / ADAC