VDA gegen Tempolimit auf Autobahnen

Deutschland ist die einzige Industrienation der Welt ohne durchgängiges Tempolimit auf Autobahnen. Hier gilt mit Billigung der regierung die Regel „Spaß vor Menschenleben“. US-Medien z.B. haben schon mehrfach geschrieben, dass den Deutschen ihr Tempolimit ebenso heilig ist wie den Amerikanern ihre Waffengesetze. Beide sorgen für "Tod und Verderben". Nun meldet sich der Verband der Automobilindustrie (VDA). Er hält die erneut angestoßene Debatte über ein generelles starres Tempolimits auf deutschen Autobahnen für nicht hilfreich.

Der VDA und die Bundesregierung haben sich gegen ein generelles Tempolimit auf deutschen Autbahnen ausgesprochen. Foto: ADAC-Achim Otto

Die SPD hat eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h als eines der "Reizthemen" für zusätzliche Vorhaben genannt. Dies leiste einen Beitrag zur Verkehrssicherheit und sei eine "kostenlose Klimaschutzmaßnahme", heißt es in einem SPD-Parteitagsbeschluss von Anfang Dezember. Auch die neue SPD-Chefin Saskia Esken wirbt dafür. Die Union lehnte eine Denatte übver das Thema namens ihres Verkehrsinisters ab. Nach VDA-Darstellung hilft der neuerkiche Vorstoß der SPD weder der Umwelt, auch nicht der Sicherheit noch dem Autofahrer, diese Symboldebatte immer wieder neu zu aktivieren“, sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes. 

Mattes wies darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Autobahnen bereits heute Tempobeschränkungen umfasse. Zudem seien deutsche Autobahnen die sichersten Straßen. Attes glaubt, dass starre Vorgaben vom Bürger nicht wirklich akzeptiert werden. In allen anderen Ländern dieser Welt aber akzeptieren deutsche Bürger sehr wohl die dortigen Tempolimits, weil ihnen im Ausland empfindlich hohe Geldstrafen drohen, u.U. sogar Gefängnis und Beschlagnahme ihrer Autos. Anders als es der VDA weis zu machen versucht, akzeptieren deutsche Autofahrer sehr wohl Geschwindigkeitsbeschränkungen und sprechen im Ausland keinesfalls von einer Bevormundung oder Einschränkung ihrer Freiheit. Das ist alles dummes Gefasel. Intelligente, flexible, je nach Wetter-, Witterungs- und Verkehrsbedingungen ausgestaltete Verkehrsleitmaßnahmen wurden hingegen von den deutschen Autofahrern gut geheißen, sagt der VDA-Präsident. Und fährt fort: Auch klimapolitisch bringe ein starres Tempolimit auf Autobahnen so gut wie nichts. „Wir reden hier über eine CO2-Einsparung im Straßenverkehr von 1,5 %. Wenn wir Klimaschutz wirklich ernst nehmen, muss Deutschland jetzt vor allem rasch und flächendeckend die Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität ausbauen“, betonte Mattes.

Fakr ist: In den letzten beiden Jahren ereigneten sich auf deutschen Autobahnen über 45.000 Verkehrsunfälle mit jeweils mehr als 400 Toten sowie volkswirtschaftlichen Schäden in Milliardenhöhe. Hauptursache laut Statistischem Bundesamt: Raserei. Dafür gibt's genügend Freiraum. Denn zwei Drittel der deutschen Autobahnen sind ohne Geschwindigkeitsbegrenzung befahrbar. Auf den restlichen Strecken gibt es lediglich temporäre Beschränkungen, etwa nachts oder bei Nässe, so die Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt). Statistisch lässt sich tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Tempolimit und weniger Verkehrstoten herstellen: 2018 sind auf deutschen Autobahnen mit Geschwindigkeitsbegrenzung pro Autobahnkilometer 26 % weniger Menschen tödlich verunglückt als auf Autobahnen ohne Tempolimit. Dieser Trend lässt sich auch bei der Anzahl der Schwerverletzten feststellen, besagt eine Auswertung des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR).

Auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht beurteilen Verkehrsexperten ein Tempolimit als positiv. Der Treibstoffverbrauch der Verkehrsteilnehmer sinkt, mit ihm der Kohlendioxid-Ausstoß, reduzierte Spitzengeschwindigkeiten ermöglichen einen flüssigeren Verkehr, unterm Strich kommen alle Autofahrer schneller ans Ziel, weil z.B. Staus aufgrund reduzierter Unfallzahlen abnehmen. Tempolimits reduzieren Tod und Leid und viele Milliarden an Folgeschäden, betonen alle Verkehrsministerien aller Industrienationen der Welt. Nur in Berlin will man das nicht wahr haben, und offensichtlich auch nicht beim VDA.

Malt man eine Europakarte mit den jeweiligen Tempolimits der Länder prangt genau in der Mitte ein weißer Fleck. Frankreich 130, Belgien 120, Italien 130, Spanien 120. Und Deutschland? Hier sind 200 km/h und viel mehr kein Problem. Warum ist das Tempolimit in Deutschland so ein Sakrileg, wenn die Vor- die Nachteile bei Weitem überwiegen? Weniger Tote, weniger Stress, weniger Spritverbrauch, weniger Umweltbelastung, so gut wie keine Zeitersparnis infolge Raserei. Quelle: VDA / Destatis / BaSt / DVR / DMM