VDA-Präsident Mattes tritt mehr oder weniger freiwillig zurück

Paukenschlag bei Deutschlands größtem Lobbyverband, dem Verband der Automobilindustrie (VDA): Dessen Präsident Bernhard Mattes (63) hat Präsidium und Vorstand des VDA darüber informiert, dass er das Amt des VDA-Präsidenten zum Jahresende 2019 niederlegen wird, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden. Nachfolger soll Gerüchten zufolge Noch-EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) werden, einst Baden-Württembergs Landesvater.

VDA-Präsident Bernhard Mattes tritt in der großen Krise der Automobilhersteller als Präsident des VDA ab. Foto VDA

Mattes war erst am 1. März 2018 vom Vorstand des Verbandes der Automobilindustrie als Nachfolger von Matthias Wissmann (der CDU-Politiker bekleidete den VDA-Präsidentenposten ab 01. Juni 2007 mit seinem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag bis Februar 2018. Damals hatte Wissmann durch unglückliches Taktieren das Vertrauen der Automobilhersteller verloren) berufen worden. Der überraschende Abgang hat möglicherweise auch mit der Entwicklung der Internationalen Automobilausstellung zu tun, die am Donnerstag, 12. September 2019 (nach den beiden Pressetagen) offiziell eröffnet worden ist. Die IAA ist 2019 für den VDA und die Messe Frankfurt eine echte Katastrophe. 22 Automarken sind nicht vertreten. Und die deutschen Hersteller haben ihre Ausstellungsflächen massiv verkleinert. Oberndrein weht den Autoherstellern ein scharfer Wind entgegen, nachdem sie über Jahre hinweg den Übergang zu alternativen Antrieben verschlafen hatten.

Mattes wollte sich möglicherweise der Kritik entziehen, die auf den VDA im Zusammenhang mit der Klimadiskussion niederprasselt. Und er will vermutlich auch nicht schuld sein am Finanzdesaster, das den VDA als Veranstalter der IAA trifft. Denn bekanntlich haben alle großen Autokonzerne ihre Budgets für die diesjährige IAA massiv zusammengestrichen. Und wichtige ausländische Autounternehmen haben der IAA den Rücken gekehrt. Die Zahl der Aussteller ist auf knapp 800 gesunken, die Ausstellungsfläche hat sich auf rund 168.000 m2 verkleinert. Das alles reißt ein großes Millionenloch in die Etats von VDA und Messe Frankfurt. Andererseits wird Bernhard Mattes vorgeworfen, nicht die notwendigen engen Kontakte zur Politik zu haben bzw. zu pflegen, sowie es sein zuletzt ebenfalls ungelittener Vorgänger tat, der es als vormaliger Minister natürlich etwas einfacher hatte, dafür aber auch tief im Abgasstrudel mit steckte.. 

Bernhard Mattes (* 8. Juli 1956 in Wolfsburg), zunächst leitender Angestellter bei Volkswagen, sodass er früh vom Automobilbau geprägt wurde. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim. Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann begann er 1982 seine Berufslaufbahn bei der BMW AG. 1999 wechselte er nach Köln, wo er bei der Ford-Werke AG Vorstand für Vertrieb und Marketing wurde. Am 12. September 2002 wurde er Vorstandsvorsitzender der Ford-Werke AG. Seit der Umfirmierung zur GmbH war er Vorsitzender der Geschäftsführung. Mit Wirkung vom 01. Februar 2006 wurde er zum Vizepräsidenten der Ford Motor Company ernannt und leitete zusätzlich die Ford Customer & Service Division in Europa. Am 01. Januar 2017 hatte er seine Funktion bei Ford Deutschland an Gunnar Herrmann abgegeben. Zwei Monate später wurde seine Berufung zum VDA-Präsidenten bekannt gegeben.

Dem VDA gehören über 600 Unternehmen an. Sie produzieren in Deutschland Automobile, Anhänger, Aufbauten, Busse sowie Kfz-Teile und -Zubehör und sind weltweit aktiv. Dabei sind es nicht nur Großunternehmen: 70 % der Wertschöpfung liegt bei der Zulieferindustrie, viele davon Teil des berühmten „German Mittelstand“. Die Marken der deutschen  Automobile gehören zu den wertvollsten Marken der Welt. Quelle: VDA / DMM