EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich auf dem EU-Autogipfel die Sorgen von Herstellern, Zulieferern, Gewerkschaften und Umweltverbänden angehört. In wenigen Wochen will sie einen Aktionsplan vorlegen, um die Branche zu unterstützen. Es wird auf jeden Fall spannend.
„Die Autoindustrie steht aus fester Überzeugung hinter den Pariser Klimazielen und treibt den schnellen Hochlauf der Elektromobilität weiter entschlossen voran. Allein von 2025 bis 2029 werden unsere Unternehmen rund 320 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung investieren. Hinzu kommen etwa 220 Mrd. Euro in Sachinvestitionen, insbesondere in die Werke. Die Investitionen der deutschen Automobilindustrie steigern sich damit noch einmal deutlich”, erklärte VDA-Präsidentin Müller.
„Mit Blick auf die CO2-Flottenregulierung wird aktuell allerdings immer deutlicher, dass angesichts vielfältiger globaler und handelspolitischer Herausforderungen, den nach wie vor unzureichenden Rahmenbedingungen und der aktuell schleppenden Nachfrage nach E-Autos dringender Handlungsbedarf herrscht. Dieser Handlungsbedarf betrifft nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch die Politik und weitere Stakeholder", so Müller.
VDA-Forderungen:
- Die Reviews der beiden Regulierungen für Pkw und Nutzfahrzeuge sollten auf das Jahr 2025 vorgezogen werden und der Fortschritt regelmäßig politisch überprüft werden. Nur auf dieser Grundlage kann gewährleistet werden, dass die dringend notwendigen Anpassungen der Rahmenbedingungen erfolgen.
- Um in der aktuellen Krise zusätzliche Belastungen für die Industrie abzuwenden und die Investitionsmöglichkeiten der Unternehmen nicht noch weiter einzuschränken, muss die EU-Kommission zudem kurzfristig tätig werden. Konkret geht es dabei aktuell vor allem um ein Abwenden möglicher Strafzahlungen auf Grundlage der in diesem Jahr verschärften Zielwerte. So soll in den ersten beiden Jahren ein bestimmter Prozentsatz der neuzugelassenen Fahrzeuge nicht in der Flottenregulierung berücksichtigt werden. Dieses Instrument sollte sinnvollerweise analog für die geplanten weiteren Zielverschärfungen in den Jahren 2030 und 2035 zur Anwendung kommen.
- Außerdem fordert der VDA im Sinne der Technologieoffenheit weitere Anpassungen der Regulierung, die dann aber nach Meinung aller Klimaexperten dieser Welt nicht dabei helfen, die Klimaziele zu erreichen. Dazu zählen eine Stärkung der Rolle von Plug-In-Hybriden über 2035 hinaus, ein Aussetzen der geplanten Anpassung des Utility Factors ab 2025 sowie eine stärkere Berücksichtigung der CO2-Minderungswirkung erneuerbarer Kraftstoffe. Zudem spielen erneuerbare Kraftstoffe eine wichtige Rolle mit Blick auf die notwendige Schaffung einer Carbon Neutral Fuels-only-Fahrzeugkategorie, die dafür Sorge trägt, dass Verbrenner unmittelbar als 0 g-Fahrzeuge eingestuft werden, die nachweislich und ausschließlich mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben werden dürfen.
Notwendige Fortschritte müssen dabei vor allem im Bereich Infrastruktur und Energie und hierbei insbesondere bei dem Ausbau der Lade- und H2-Tankfinfrastruktur, der Strompreisentwicklung, dem Stromnetzausbau und erneuerbaren Energien gemonitort werden. Auch im Bereich Wertschöpfungskette und Rohstoffe sind zentrale Parameter inklusive Halbleiterversorgung und Batterieproduktion zu überprüfen. Der Nachholbedarf in all diesen Bereichen ist enorm. Nur mit einer umfassenden Strategie für Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität wird hier eine Trendwende gelingen”, so Müller. Quelle: VDA / DMM