VDR: Drastische Veränderungen im Geschäftsreisemarkt

Deutsche Unternehmen befürchten durch die Corona-Krise drastische Veränderungen im Geschäftsreisemarkt. Das hat eine aktuelle Mitgliederumfrage des Verbands Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR) ergeben. Demnach wird insbesondere die Gefahr von Insolvenzen bei Anbietern als sehr groß eingeschätzt.

Rund 84 % der befragten Travel- und Mobilitätsmanager halten es für wahrscheinlich, dass neben touristischen auch viele Geschäftsreisedienstleister die negativen wirtschaftlichen Folgen der Krise nicht überstehen werden. 82 % der Umfrageteilnehmer plädieren dafür, dass angeschlagene Anbieter staatliche Hilfen erhalten sollten, um finanzielle Einbußen kompensieren zu können. 

„Geschäftsreisen waren schon immer wichtiger Motor und sensibler Seismograph der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Die konjunkturelle Lage in unserem Land ist auch eng mit der Reisetätigkeit der Unternehmen verbunden. Geht es der Wirtschaft gut, wird viel gereist – und umgekehrt. Deutschland benötigt daher weiterhin eine funktionierende und verlässliche Mobilitätsinfrastruktur, um den Motor nach der Krise wieder mit voller Kraft starten zu können. Eine schnelle wirtschaftliche Erholung wird ohne leistungs- und handlungsfähige Mobilitätsdienstleister nicht möglich sein. Wir brauchen daher schnelle und faire Lösungen, die das Überleben auch der kleineren Anbieter gewährleistet und gleichzeitig die berechtigten Erstattungsansprüche der Unternehmen sichert. Wir appellieren ganz klar an die Politik, bei ihren Bemühungen auch die Geschäftsreisebranche nicht aus den Augen zu verlieren. Auch hier wird es staatlicher Hilfe bedürfen, um Liquiditätsprobleme überbrücken zu können“, sagte VDR-Präsident Christoph Carnier.

In Zukunft höhere Kosten und mehr Bürokratie. Die VDR-Umfrage zeigt, dass der Bedarf an Mobilitätsangeboten auch in Zukunft groß sein wird. Aktuell sind die Unternehmen vorsichtig optimistisch, ihre Reiseaktivitäten mittelfristig wieder aufnehmen zu können. 90 % der Befragten gehen zudem davon aus, dass die Zahl der Geschäftsreisen wieder zunehmen wird. Allerdings rechnen 63 % damit, dass die Notwendigkeit von Reisen in Zukunft sorgfältiger geprüft wird.

Dauerhafte unternehmensinterne Reisebeschränkungen halten die Travel Manager aber für unwahrscheinlich (83 %). Knapp 48 % erwarten, dass die Kosten für Geschäftsreisen in Zukunft steigen werden, rund 40 % erwarten diese Entwicklung nicht und knapp 13 % trauen sich aktuell noch keine Einschätzung. Zudem fürchten knapp 80 % der Befragten dauerhafte Einreisebeschränkungen in bestimmte Länder. Weitere 77 % sehen einen größeren bürokratischen Aufwand auf sich zukommen, etwa für Reisedokumente.

Der Job. Travel Manager sehen eigene Arbeitsplätze aktuell nicht in Gefahr. 8 % der Befragten sehen aktuell ihren eigenen Arbeitsplatz gefährdet, während 73 % dieses Risiko derzeit als eher gering einschätzen. Einen allgemeinen Personalabbau im Travel Management halten 78 % der Umfrageteilnehmer für unwahrscheinlich, ebenso Umstrukturierungen (71 %). Kurzarbeit haben aktuell nur rund 11 % der Unternehmen eingeführt.

Negativ wird sich die Krise nach Ansicht der Travel Manager aber auf kurz- und mittelfristig geplante Projekte auswirken. Hier rechnen fast 86 % mit deren Aufgabe oder Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt.

„Grundsätzlich können wir diese frühen Einschätzungen als vorsichtig positive Signale werten, dass die Unternehmen den Wert des Geschäftsreise-Managements auch für ihr Kerngeschäft erkannt haben. Je professioneller die Firmen in diesem Bereich aufgestellt sind, desto effizienter, sicherer, nachhaltiger und auch kostengünstiger können ihre Mitarbeiter auch nach überstandener Krise reisen“, so Carnier. 

VDR-Umfragen geben Stimmungslage der Wirtschaft wider. An der aktuellen VDR-Mitgliederumfrage haben sich 88 Travel- und Mobilitätsmanager aus deutschen Wirtschaftsunternehmen beteiligt. Quelle: VDR / DMM