Verbraucherschutz-Bundesverband fordert mehr Anstand von den Airlines

Trotz Milliardenhilfen aus Steuergeldern lassen Airlines ihre Kunden monatelang auf Rückerstattungen warten, klagt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Er fordert eine Abschaffung der bisherigen Vorkasse-Regelungen. Ähnliches hatte in diesem Jahr auch der VDR gefordert. Die Airlines aber lehnen ihre Vorkasseregelung kategorisch mit Verweis auf ihre Flugplanungen ab.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) erkennt zwar die enormen Herausforderungen der Corona-Pandemie, insbesondere für die Luftfahrt-Branche. Damit die Luftverkehrswirtschaft jedoch wieder funktioniert, muss die Nachfrage und somit in erster Linie das Vertrauen der Fluggäste wiedergewonnen werden.

Die Luftverkehrsbranche, allen voran die Fluggesellschaften mit ihren gesetzeswidrigen Rückzahlungsverzögerungen und -verweigerungen, hat viel Vertrauen bei ihren Kunden  zerstört, so der vzbv. „Die Luftverkehrsbranche darf nicht nur auf Rettung durch den Staat hoffen, sondern muss auch selbst das Vertrauen der Passagiere mit kundenorientierten Maßnahmen wiederherstellen“, sagt Verbandsvorstand Klaus Müller.

Die Verbraucherschützer haben eine ganze Reihe von Forderungen, mit deren Umsetzung es den Fluggesellschaften gelingen kann, das Vertrauen der ausbleibenden Passagiere wieder zurückzugewinnen. U.a. ist die gesetzliche Frist von sieben Tagen zur Rückzahlung der Kundengelder einzuhalten und es muss ein Verbot geben, wonach die Airlines ihre automatischen Erstattungssysteme nicht erneut abstellen dürfen.

Bei der Ticketbuchungmuss deutlich und transparent erkennbar sein, zu welchen Konditionen Fluggäste buchen. Airlines sollten möglichst kostenfreie Stornierungsmöglichkeiten für die Fälle anbieten, wenn die Zielregion zum Risikogebiet erklärt wird oder die Inzidenzzahl stark angestiegen ist. Wenigstens müssen weitreichende Umbuchungsmöglichkeiten sowie kostenlose Ticketübertragungen gewährt werden. Das gilt insbesondere für den Fall, dass innerhalb einer Reisegruppe (namentlichFamilien) Einzelne positiv getestet werden oder in Quarantäne müssen.

Weitere Forderungen:

  • Es dürfen keine Zusatzgeschäfte mit der nachvollziehbaren Angst vor Ansteckung gemacht werden. So dürfen Mittelsitze nicht zu überteuerten Preisen angeboten werden. Sicherheit darf nicht vom Geldbeutel abhängen.
  • Fluggesellschaften müssen sich an Gesetze halten. Bei Stornierung müssen die vorausgezahlten Gelder, wie bereits gesetzlich vorgesehen, binnen sieben Tagen zurückerstattet werden. Hierfür müssen permanent automatische Systeme eingesetzt werden.
  • Bei Flugbuchungen wird der vollständige Betrag sofort fällig. Verbraucher haben bereits bei vielen Airline-Insolvenzen sämtliche Vorauszahlungen verloren, nicht nur bei den spektakulären wie etwa bei Air Berlin und NIKI. Verbraucher müssen vor Schäden bei Insolvenzen von Fluggesellschaften geschützt werden. Die Pflicht zur vollständigen Vorauszahlung muss zeitnah abgeschafft oder gemindert werden.
  • Für innerdeutsche Flüge sowie für Kurzstreckenflüge (bis 600 km) sollte sich die Bundesregierung dafür einsetzen, diese auf die Schiene zu verlagern. Bundes-und Landesregierungen müssen sich dafür einsetzen, dass Subventionen z.B. für Regionalflughäfen transparent gestaltet und in Bezug auf Kurzstreckenflüge abgebaut werden. Quelle: vzbv / DMM