Verbraucherzentrale fordert Bundesregierung auf, Vorkassesystem abzuschaffen

Die Chefin des Verbraucherzentralen-Bundesverbandes (vzbv), Ramona Pop, hat mit Blick auf das Flugchaos in Deutschland erneut die Abschaffung des Vorkasse-Prinzips gefordert. "Die Probleme sind hausgemacht, vor allem von den Airlines."

Es kann nicht sein, dass die Verbraucher das nun ausbaden und für Flüge im Voraus bezahlen, die am Ende gar nicht stattfinden", sagt Pop. "Deswegen muss das Prinzip Vorkasse abgeschafft werden." Diese Forderung hatte in der Vergangenheit auch der VDR gestellt. Freilich ist der "Erfolg" mehr als überschaubar. In 99,9 % aller Fälle kassieren die Airlines ebenso wie Reiseunternehmen lange im Voraus was im Fall von Pleiten oder nicht ordnungsgrmäß durchgeführter Leistungen schnell zum Problem für die Kunden werden kann, werden kann, EU-Fluggastrechte-Verordnung hin oder her. 

Derzeit gäben die Verbraucher den Fluggesellschaften faktisch zinslose Kredite, "damit diese wieder finanziell liquide sind", kritisierte Pop. "Und das gerade jetzt in einer Zeit, in der Verbraucher ihr Geld selbst dringend benötigen." Dieser Sommer habe "wieder einmal gezeigt, dass die Luftfahrtbranche keinen Vertrauensvorschuss verdient hat".

Der Bundesverband fordert unabhängig von der gegenwärtigen Lage bereits seit längerem, dass der Preis für Flüge und Pauschalreisen frühestens zum Zeitpunkt des Reiseantritts fällig werden sollte.

Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte vor drei Wochen das in der Reise-Branche übliche Prinzip der Vorkasse infrage gestellt, sofern die Fluggesellschaften das für stornierte Flüge vorab gezahlte Geld nicht zügig erstatten. Noch setze sie darauf, dass die Unternehmen ihren Verpflichtungen nachkämen.

76 % der Verbraucher ziehen es vor, das Flugticket erst kurz vor Flugantritt zu zahlen, selbst wenn sie für einen Beispielflug 208 Euro statt 200 Euro zahlen müssen. Das entspricht 4 % höheren Ticketkosten. Das zeigt eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Selbst bei einer Umstellung der Vorkassepraxis auf Zahlung bei Flugantritt steigen die Ticketkosten um weniger als 4 %. Das stellten Wirtschaftswissenschaftler aus der Schweiz im Auftrag des vzbv im vergangenen Jahr fest. Der vzbv fordert von der Bundesregierung, sich für eine Veränderung der Vorkasse auf EU-Ebene einzusetzen. 
Die Veränderung der Vorkassepraxis sollte möglichst europaweit in der Luftverkehrsdienste-Verordnung (VO (EG) Nr. 1008/2008) geregelt werden, notfalls erst einmal national im Bürgerlichen Gesetzbuch. Diesem Ziel muss sich die Ampelkoalition annehmen.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft will von einer Abschaffung der Vorkasseregelung nichts wissen. Im Gegenteil: Der BDL wies auf Vorteile des Vorkasse-Systems hin. Durch die Vorkasse könnten die Fluggesellschaften langfristig planen, eine hohe Auslastung der Flugzeuge erreichen und den Verbrauchern im Gegenzug preiswerte Tickets über Frühbucherrabatte anbieten. Im Übrigen seien die Ticketzahlungen über die EU-Fluggastrechte-Verordnung abgesichert. Quelle: vzbv / DMM