Verdacht: Wer TikTok nutzt, gibt seine Daten an Peking weiter

Die Vereinigten Staaten und zunehmend auch Deutschland haben ein neues Feindbild: das Videoportal TikTok und dessen CEO Shou Zi Chew. TikTok ist das erfolgreichste chinesische Unternehmen im Westen und in Sachen Künstlicher Intelligenz das wahrscheinlich fortschrittlichste Unternehmen der Welt.

Begonnen hatte TikTok vor sieben Jahren als App mit harmlosen Tanzvideos von Jugendlichen in China. 2023 gilt die App als Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA. Und auch die deutsche Bundesregierung macht sich Gedanken. 

Nun musste sich der Konzernchef von TikTok – der singapurische Unternehmer und Harvard Business School Absolvent Shou Zi Chew – am Donnerstag, 23. März 2023, vor dem US-Kongress rechtfertigen. Politiker beider Parteien wollen die Videoplattform verbieten. Sie haben dazu ein Gesetz entworfen, das zu einem Verbot von TikTok führen könnte. Demokraten und Republikaner haben den Verdacht, dass Peking die App für Spionagezwecke missbraucht. Es sind in der Tat schwerwiegende Fragen aufgeworfen, die einer soliden Antwort bedürfen.

Über 100 Mio. Nutzer gibt es in den USA - überwiegend Jugendliche. Die App des chinesischen Unternehmens Bytedance sei ein Risiko für die nationale Sicherheit der USA, sagte FBI-Chef Christopher Wray vor kurzem bei einer Anhörung. Ganz konkret befürchten die Geheimdienste Spionage durch die chinesische Regierung. Auch viele Kongressabgeordnete sind sich sicher, dass die chinesische Führung auf die Nutzerdaten des TikTok-Konzerns zugreifen kann. TikTok ist für die Kommunistische Partei Chinas eine Hintertür, an persönliche Daten oder Passwörter zu gelangen. Tatsächlich kann die TikTok-App laut dem Bericht einer Cybersecurity-Firma auf Mikrofon, Kamera, Standort, SMS-Nachrichten und andere private Daten der Nutzer zugreifen.

Außerdem könnte TikTok chinesische Propaganda fördern oder Inhalte unterdrücken, die der chinesischen Regierung nicht passen, befürchten die Sicherheitsbehörden. Auf Geräten von Regierungsmitarbeitern und im Weißen Haus ist TikTok daher längst verboten. Der Algorithmus hinter TikTok versucht möglicherweise, die jungen Menschen im Westen in eine bestimmte Politische Richtung zu lenken.

Die Sorgen in den USA sind so groß, dass TikTok-Chef Shou Zi Chew vor einem Kongressausschuss erscheinen musste. Er beteuerte, TikTok habe nie Daten von US-Nutzern an die chinesische Regierung weitergegeben. Einer solchen Anfrage würde TikTok niemals nachkommen. Außerdem sehe man sich nicht als Tochter des chinesischen Unternehmens Bytedance, da die App zu 60 % im Besitz westlicher Investoren sei.

Auch in Deutschland gibt es massive Datenschutzbedenken und Befürchtungen über einen Zugriff des chinesischen Staats auf Nutzerdaten von TikTok. "Man muss sehr stark aufklären, dass das ein Konzern ist, der staatlich gehalten wird und wo die Daten natürlich auch abfließen können", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei ihrem Besuch in Washington. Faeser betonte, die App sei auf Diensthandys der Bundesverwaltung aus Sicherheitsgründen "noch nie erlaubt gewesen". Ein grundsätzliches Verbot der App wäre aber "nicht verhältnismäßig". Quelle: tagesschau / DMM