Viel dummes Geschwätz um EU7

Ab 2025 soll sie für alle in der EU neu zugelassenen Autos gelten: Die Euro-7-Norm. Sie legt niedrigere Obergrenzen für Abgase wie Stickoxid und Kohlenstoffmonoxid fest, um die Luftverschmutzung zu reduzieren. Nun gibt es Gegenwind aus acht EU-Ländern: Frankreich, Italien, Polen, Bulgarien, Rumänien, Tschechien, die Slowakei und Ungarn haben sich gegen die von Brüssel vorgeschlagenen strengeren Emissionsregeln für Verbrenner ab 2025 ausgesprochen. Die neue Norm könne Investitionen der Hersteller in Elektroautos bremsen, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben mit Ziel Brüssel.

Falls die von EU-Kommission geplante Abgasnorm Euro 7 mit einer radikalen Reduzierung der Emissionswerte für Pkw ab Juli 2025 eingeführt werden sollte, hätte das, so warnen einige Fahrzeughersteller, fatale Auswirkungen auf die Automobilindustrie und die Kunden. Teurere Autos und Arbeitsplatzabbau im großen Stil wären die Folgen. Jobabbau ist ohnehin im Zeichen der Transformation hin zur E-Mobilität angekündigt und sich jetzt noch auf umweltschädlichen Verbrenner zu konzentrieren, ist ein Schlag gegen den Umweltschutz, sagen Experten.

Acht EU-Länder, Deutschland ist interessanterweise nicht dabei, wollen bei der Euro-7-Norm nicht mehr mitmachen. Die Gruppe der Acht ist groß genug, um im Europäischen Rat (Gremium der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union) eine Sperrminorität zu bilden. Die Nein-Sager lehnen in einem gemeinsamen Positionspapier „jedwede neue Abgasvorgaben (inklusive neuer Testverfahren oder Grenzwerte) für Autos und kleine Nutzfahrzeuge“ ab. Bleiben diese Länder bei ihrem Nein,  kann die Neuregelung der Euro-7-Norm in ihrer jetzigen Form nicht in Kraft treten.

Während die EU-Kommission bei Einführung der Euro-7-Norm nur einen sehr geringen Anstieg der Neuwagen-Kaufpreise von nur wenigen Hundert Euro erwartet, gehen die acht Länder von weitaus höheren Entwicklungskosten, einem enormen Anstieg der Verkaufspreise und einem möglichen Verlust von bis zu 300.000 Arbeitsplätzen in der europäischen Automobilindustrie aus. Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) hat erst kürzlich vor einer Vervielfachung der direkten Kosten bei Einführung von Euro 7 gewarnt.

Der Euro-7-Vorschlag zu den Schadstoffemissionen würde laut einer neuen Studie von Frontier Economics, auf die sich der ACEA bezieht, die Kosten pro umweltschädlichem Verbrennermodell um rund 2.000 Euro für Pkw und Transporter mit Verbrennungsmotor und fast 12.000 Euro für Lkw und Busse mit Dieselmotor verteuern. Diese Zahlen sind vier- bis zehnmal höher als die Schätzungen der Kommission in ihrer Euro-7-Folgenabschätzung (180-450 € für Pkw und Transporter und 2 800 € für Lkw und Busse). Es ist davon auszugehen, dass die Erhöhungen der Verkaufspreise viel höher ausfallen, als die in der Studie genannten Zahlen der Kostensteigerung. Freilich hätten Neuwagenkäufer ja die Möglichkeit, Elektroautos zu kaufen, die im Unterhalt keine 30 % eines vergleichbaren Verbrennerautos kosten. 

Neben den direkten Kosten wird der Euro-7-Vorschlag auch indirekte Kosten verursachen, wie etwa einen höheren Kraftstoffverbrauch, behaupten die Verweigerer. Über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeugs könnten sich die Kraftstoffkosten um 3,5 % erhöhen, was bei Langstrecken-Lkw einem Mehrbetrag von 20.000 Euro und bei Pkw und Lieferwagen 650 Euro entspricht, warnt ACEA und mahnt: „Diese indirekten Kosten - die in der Folgenabschätzung der Kommission nicht berücksichtigt werden - kommen zu den direkten Kosten hinzu. Sie würden die Gesamtkosten für den Besitz eines klimaschädlichen Fahrzeugs erhöhen und Verbraucher und Unternehmen in einer Zeit hoher Inflation und steigender Energiepreise unter zusätzlichen finanziellen Druck setzen.“ Quelle: EU-Kommission / DMM