Vietnam plant Schnellstrecke

Die 15. Nationalversammlung (NA) der Regierung von Vietnam genehmigte auf ihrer 8. Sitzung in Ha Noi die Investitionspolitik für das Nord-Süd-Hochgeschwindigkeitsbahnprojekt.

Über 1.500 km lang wird die Hochgeschwindigkeitsstrecke in Vietnam. Grafik

Ob Siemens Mobility oder Alstom oder andere Bahntechnikhersteller zum Zug kommen, ist noch nicht klar. Foto: X

 Im Jahr 2023 ist Bewegung in den zuvor lange vernachlässigten Bahnsektor in Vietnam gekommen. So hat die Regierung den Plan für den Netzausbau für 2021 bis 2030 verabschiedet. Ende Oktober folgte ein Aktionsplan für dessen Umsetzung. Bestehende Strecken sollen modernisiert werden. Höchste Priorität genießt aber der Bau einer neuen Hochgeschwindigkeitszugstrecke von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt. 

Das Milliardenvorhaben soll die wachsende Transportnachfrage decken, zu einer nachhaltigen Umstrukturierung der Transportmarktanteile entlang des Nord-Süd-Korridors beitragen und die Grundlage für die sozioökonomische Entwicklung schaffen, während gleichzeitig die nationale Verteidigung und Sicherheit gewährleistet wird.

Die 350 km/h schnelle Bahnstrecke wird sich über 1.541 km erstrecken und 20 Städte und Provinzen miteinander verbinden, nämlich Ha Noi, Ha Nam, Nam Dinh, Ninh Binh, Thanh Hoa, Nghe An, Ha Tinh, Qu ang Binh, Quang Tri, Hue, Da Nang, Quang Nam, Quang Ngai, Binh Dinh, Phu Yen, Khanh Hoa, Ninh Thuan, Binh Thua, Dong Nai und Ho-Chi-Minh-Stadt. Das Investitionskapital für das Projekt beläuft sich auf insgesamt etwa 1.713,5 Billionen VND (ca. 64 Mrd. Euro). 

Die Hochgeschwindigkeitsstrecke über 1.545 km soll für Geschwindigkeiten von 350 km/h und eine Achslast von 22,5 Tonnen ausgelegt sein. Die Empfehlung sieht zunächst den Bau von Teilabschnitten von Hanoi nach Vinh (281 km) und von Ho-Chi-Minh-Stadt nach Nha Trang (370 km) vor.  Der Bau der ersten Abschnitte von Ha Noi nach Vinh in der Zentralprovinz Nghe An und von Nha Trang in der Zentralprovinz Khanh Hoa nach Ho-Chi-Minh-Stadt soll laut Transportministerium Ende 2027 beginnen. Der Bau des verbleibenden Abschnitts von Vinh nach Nha Trang soll 2028/29 in Angriff genommen werden. Die Regierung strebt die Fertigstellung des gesamten Projekts bis 2035 an. 

Aufgrund des Terrains soll die Trasse zu 60 % über Brücken verlaufen, zu 10 % durch Tunnel und nur zu 30 % ebenerdig. Die Reisezeit zwischen Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt soll laut Ministerium fünfeinhalb Stunden erreichen und mit der Flugverbindung samt Wartezeiten konkurrieren können. 

Die hohe Achslast ermöglicht auch eine Nutzung durch Güterzüge (wie in Deutschland). Die neue Strecke wäre aber zunächst dem Passagierverkehr vorbehalten und würde nur bei Überlastung für Güterzüge in Erwägung gezogen werden. Aus diesem Grund soll auch die alte Strecke, die noch aus der Kolonialzeit stammt, modernisiert werden und dann hauptsächlich dem Güterverkehr vorbehalten sein. Die Kosten für den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke beziffert das Ministerium auf 69 Mrd. US-Dollar (US$), wenn die Strecke ausschließlich für den Personenverkehr gebaut wird. Bei einem Ausbau für den Güterverkehr würde das Projekt etwa 72 Mrd. US$ kosten.

Rennen bei Ausschreibungen noch offen. Während auf europäischen Hochgeschwindigkeitsstrecken sowohl Passagier- als auch Güterzüge verkehren, ist das etwa in China und Japan nicht der Fall. Die Variante, den Güterverkehr in die Planung einzubeziehen, hat deshalb den Vorzug, dass sie allen internationalen Technologieanbietern zumindest theoretisch eine Chance einräumt. 
Die Chancen für europäische Anbieter stehen nicht schlecht, da eine Beteiligung chinesischer Firmen bei diesem strategischen Projekt als unwahrscheinlich gilt. Vietnam und China streiten um Inseln im Südchinesischen Meer und Vietnam will sich eine gewisse Unabhängigkeit vom großen Nachbarn bewahren. Die chinesische Regierung hatte im Rahmen des Besuches von Präsident Xi Jinping im Dezember 2023 für eine chinesische Beteiligung an einem anderen Projekt – dem Ausbau des Bahnkorridors von Lao Cai nach Hai Phong – geworben. Wenn es dazu kommt, dürften bei der Hochgeschwindigkeitsstrecke Anbieter aus anderen Ländern zum Zuge kommen. Quelle: DMM