Volocopter bekommt neuen Chef

Die Volocopter GmbH (ehemals e-volo GmbH), Luftfahrtunternehmen mit Sitz in Bruchsal, ist in Turbulenzen geraten. Dies ist wohl einer der Gründe, weshalb der Geschäftsführer und langjährige Chef des Flugtaxi-Entwicklers, Florian Reuter (42), seinen Posten im September aufgibt. Nachfolger soll Dirk Hoke (52) werden, früherer Chef der Airbus-Rüstungssparte Defence & Space.

 

Reuter verlasse das Unternehmen, das auch Büros und Entwicklungsstandorte in München und Singapur hat,  auf eigenen Wunsch, teilte Volocopter mit. Unter Reuter’s Leitung habe sich Volocopter in sieben Jahren von einem Start-up mit fünf Personen zu einem globalen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten entwickelt.

Die vom Unternehmen entwickelten Luftfahrzeuge können senkrecht starten und landen sowie in der Luft schweben, ähnlich einem Helikopter und werden daher auch mit dem englischen Fachbegriff VTOL (vertical take off and landing) bezeichnet. Im  Dezember 2021 bestellte Saudi-Arabien für die geplante energieautonome Stadt Neom zehn Flugtaxis und fünf Schwerlastdrohnen. Und der Stadtstaat Singapur wollte ab 2024 Volocopter-Fluggeräte als fliegende Taxis einsetzen. 

Dirkt Hoke meint, seine Erfahrungen, die er bei Airbus und Siemens sammeln durfte, werden dazu beitagen, Volocopters führende Marktposition, die unter Florian Reuter geschaffen wurde, zu monetarisieren. Kein anderes Unternehmen sei beim Realisieren dieser Form der Mobilität so weit. Elektrische Flugtaxis in die Städte dieser Welt zu bringen, sei die Verwirklichung eines Menschheitstraums, auch seines, so der künftige Volocopter-Chef. 

Erst vor einem halben Jahr war Christian Bauer (41) als Chief Commercial Officer und Co-Geschäftsführer bestellt worden. Er ließ Investoren wissen, dass die Bruchsaler in drei Jahren mit der Massenfertigung ihrer Flugtaxen beginnen und jährlich mehr als 10.000 Einheiten produzieren wollen. Er äußerte zudem, dass der Umsatz in sieben Jahren mehr als über 9 Mrd. USD betragen soll.  

Verflogene Euphorie. Das unter Druck geratene Unternehmen hatte kürzlich eine Finanzierungsrunde von über 150 Mio. Euro bekanntgegeben und damit inzwischen fast ½ Mrd. Euro an Kapital eingeworben. Zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris wollen die Kraichgauer ihre Flugtaxi-Angebote bereitstellen. Das Problem: Bis heute sind nirgendwo auf der Welt Flugtaxen zugelassen worden und die Euphorie ist inzwischen abgeebbt, auch bei der Konkurrenz Lilium (Die Lilium N.V., ist ein börsennotiertes Luftfahrtunternehmen mit rechtlichem Sitz in Amsterdam und zentralem Standort im bayerischen Weßling) oder Joby Aviation (Santa Cruz, Kaliformien).  

Auszeichnungen. Immerhin: Vor fast zehn Jahren hatte Volocopter den Lindbergh Electric Aircraft Prize (LEAP) für Innovation erhalten. Und im April 2017 zeichnete das American Helicopter Museum and Education Center (AHMEC) „das innovative e-volo Team als Pioniere in der Revolution der urbanen Luftmobilität“ aus. Im Juli 2019 wurde Volocopter vom Weltwirtschaftsforum zum Technologiepionier ernannt. Für sein modernes und futuristisches Design und das damit suggerierte hohe Maß an Sicherheit und Qualität wurde der VoloPort 2020 mit dem Deutschen Innovationspreis ausgezeichnet. Die Jury des Automotive Brand Contest zeichnete den VoloPort 2020 in der Kategorie „Architecture and Event“ aus. Außerdem erhielt der VoloPort den Iconic Award 2020 und den iF Design Award2020. Quelle: Volocopter / DMM