Eine Geschäftsreisende hat Fotos von ihrem letzten Langstreckenflug im Internet gepostet. Zu sehen sind Bilder mit jeder Menge Kunststoffmüll, gesammelt auf einem Hin- und Rückflug von jeweils zehn Stunden in der Economy Class. Die Frau hatte alle Plastikhinterlassenschaften schnell in einer Tragetasche verstaut, bevor das Kabinenpersonal zum Abräumen kam. Im Post zu sehen sind fünf quadratische Verpackungen aus transparentem Plastik, jeweils Unterteil und Deckel. Drei Plastikbecher, acht Teile Plastikbesteck, zwei Plastiktassen, jede Menge Tütchen und Abdeckfolien und etliches mehr. Und das ist gerade mal das, was bei einem einzigen Passagier anfällt.
Hochgerechnet auf alle über 4 Mrd. Flugpassagiere in 2018 kommen gigantische Mengen an Kunststoffabfall zusammen. Der Dachverband der Fluggesellschaften, IATA, schätzt, dass jeder Passagier pro Flug im Schnitt 1,43 kg Abfall hinterlässt, wobei der Löwenanteil auf Plastik, Pappe und Papier entfällt. Im Jahr entspricht das rund 6 Mio. t Passagierabfälle, vor allem Plastik. Wissenschaftliche Berechnungen, die anders vorgehen, kommen sogar auf ein Vielfaches an Passagierabfall.
Während im Flugzeug die Folienversiegelung von Essbarem noch verständlich ist, ist der Einsatz von Plastik im Fall von Einweggeschirr, derzeit Standard, mehr als fragwürdig. Die Airlines argumentieren damit, Einweggeschirr wiege nur sehr wenig und lasse sich einfach entsorgen, wie auch immer Letzteres erfolgt. Die Formel „Weniger Plastik gleich mehr Umweltschutz“, wie es die Luftfahrt sieht, gilt aber nicht uneingeschränkt.
Allerdings wird in der Luftfahrt vor allem in den Premiumklassen Plastik oft scheinbar sinnlos verwendet: Warum müssen die Bordwaschtaschen, die Wolldecken, die Kopfhörer, die Plastikzahnbürste und die Kabinenschlappen noch mal extra in Folie verschweißt sein? Zum einen, weil das die Tourismusindustrie gern so macht, um bei den Gästen das Gefühl hervorzurufen: „Das hier ist ganz sauber und wurde nur für dich bereitgestellt.“ Viele Hotels schweißen ja auch die Trink- und Zahnputzbecher aus Plastik noch mal in selbiges ein, ohne auch nur eine Sekunden an die verheerenden Auswirkungen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz zu denken. Zum anderen sorgt die Verpackung für Einsparungen bei der Logistik der Airlines und ihrer Bordbeladung.
„Decken, die nicht mehr in Plastik verpackt sind, verursachen zusätzliche Arbeit beim Falten und Einlagern und damit höhere Kosten“, heißt es bei etwa der Lufthansa. Doch zumindest mit dem Einschweißen solcher Komfortartikel ist jetzt bei vielen Fluglinien Schluss, sie haben erkannt, wie schlecht das bei Kunden ankommt, die vielleicht ohnehin schon aus Umweltgründen Schuldgefühle wegen des Fliegens plagen. So hat die Lufthansa gerade für Slipper und Wolldecken die Plastikhüllen abgeschafft – damit sollen pro Jahr 18 t Plastik eingespart werden: „Wir müssen schauen, wie wir Nachhaltigkeit, Kundennutzen und Kosten aufeinander abstimmen“, sagt Kerstin Halfmann-Kleisinger, die sich bei Lufthansa um die Nachhaltigkeit des Bordprodukts kümmert. Quelle: Iata / Lufthansa / DMM