VW-Chef begibt sich in Gefahr

VW-Konzernchef Herbert Diess muss möglicherweise um seinen Job bangen. Am Mittwoch, 09. Dezember hatte sich der einst von BMW gekommene Automanager zwar mit den wichtigsten Vertretern im VW-Aufsichtsrat auf die Nachbesetzung von drei vakanten Vorstandsposten geeinigt. Doch habe er laut Handelsblatt diesen Kompromiss zur Beilegung des Konflikts persönlich torpediert, indem er zusätzlich auf seiner Forderung nach einer Vertragsverlängerung um weitere 5 Jahre beharrt.

Der VW-Aufsichtsrat will in einer außerordentlichen Präsenzsitzung in Wolfsburg noch am Mittwoch eine Lösung zu finden. Dies besteht angeblich auf seine Vertragsverlängerung, um den Umbau des Autobauers zu forcieren. Dabei sieht er sich vom Betriebsratschef Bernd Osterloh behindert. Wie das Handelsblatt weiter schreibt, soll der oberste VW-Chef angeblich die Kontrolle über die Führungskräfte verloren haben und er habe keinen Rückhalt im Management unterhalb der Vorstandsebene mehr. Ein Vorwurf gegen Diess lautet, er demotiviere seine Manager, die nicht gut genug seien, um Tesla das Wasser reichen zu können. Beim Krisentreffen am späten Mittwochnachmittag kam es zu keiner Entscheidung; stattdessen wird sich der Aufsichtsrat in seiner regulären Sitzung am Donnerstag, 11. Dezember 2020 der Geschichte annehmen. Gefährlich für Diess: Ihm wird auch vorgeworfen, es gehe ihm bei seiner  Forderung nach einer Vertragsverlängerung nur um sein Eigeninteresse.

Möglicherweise pokert Diess auch deswegen, weil er bei einer jetzigen Vertragsverlängerung um weitere fünf Jahre nach dem bisherigen Vergütungssystem weiter bezahlt würde. 2021 hingegen will VW ein neues Vergütungssystem einführen mit deutlichen Verschlechterungen betreffend die Vorstandsverträge. Außerdem könnte Diess die geplante neue „Clawback“-Klauseln umgehen: Danach kann der Autobauer ausgezahlte Boni künftig bis zu sieben Jahre zurückfordern, wenn sich Volkswagen wirtschaftlich schlecht entwickeln sollte. In einem „normalen Jahr“ kommt der VW-Vorstandsvorsitzende auf ein Gesamtgehalt von etwa 10 Mio. Euro. Quelle: Handelsblatt / DMM