VW-Konzern-Chef Diess verlässt das Unternehmen, Nachfolger Blume gleich in Skandal verstrickt

Es ist eben keine Überraschung: VW-Konzernchef Dr. Herbert Diess, einst von BMW nach Wolfsburg gewechselt, verlässt Europas größten Autobauer zum 01. September. Nachfolger wird Porsche-Chef Oliver Blume. Der soll sehr engen Kontakt zu Finanzminister Christian Lindner gepflegt und dafür gesorgt haben, dass die EU, wenn auch zähneknirschend, die schwer umstrittenen E-Fuels im Rahmen des Komplettverbots von Verbrennern ab 2035 akzeptiert hat.

Der 63-Jährige gebürtige Münchner und österreichische Staatsbürger Diess soll sich angeblich einvernehmliche mit dem VW-Aufsichtsrat darauf verständigt haben, mit Ablauf des Monats August 2022 auszuscheiden. Schon in der Vergangenheit war mehrfach über ein "Aus" des Konzernchefs spekuliert worden (DMM berichtete), zumal sich Diess für den Betriebsrat, den Aufsichtsrat und das Land Niedersachsen zunehmend als Reizfigur entwickelte. Dennoch gilt er als Visionär in der Automobilbranche. Zuletzt warf man ihm vor, den Umbau des Konzerns insbesondere in Bezug auf die Softwareentwicklung nicht in dem Maße vorangebracht zu haben, wie es erwartet worden war. Diess gilt als grüner Reformator unter den Autobossen dieser Welt, was letztlich zu seinem Sturz beigetragen hat, wie VW-Insider sagen. Betriebsrat und Aufsichtsrat passte die neue Richtung, den Konzern als besonders klimafreundlichen Hersteller umzubauen, überhaupt nicht, sagen Kreise innerhalb VWs. 

Dabei war der Vertrag von Herbert Diess erst 2021 vorzeitig verlängert worden. Der VW-Boss sollte demnach bis Oktober 2025 an der Spitze des Volkswagen-Konzerns stehen. Bisher war Diess bis zum Frühjahr 2023 als Vorstandsvorsitzender des größten europäischen Autobauers bestellt.

Dass nicht Audi-Chef Markus Duesmann, der ebenfalls bei BMW tätig und zum VW-Konzern gewechselt war, Nachfolger in Wolfsburg wurde, kommt etwas überraschend. Der Aufsichtsrat der AUDI AG hatte Markus Duesmann mit Wirkung zum 01. April 2020 zum Vorsitzenden des Vorstands der AUDI AG bestellt. Gleichzeitig wurde er zum Konzernvorstand mit Verantwortung für die Konzernforschung und -entwicklung bestellt. Zusätzlich ist er mit der Verantwortung für das China-Geschäft der AUDI AG und mit der Leitung des Vorstandsressorts für Baureihen der AUDI AG betraut.

Statt Duesmann übernimmt Porsche CEO Oliver Blume (54) das Steuer. Der gebürtige Braunschweiger wurde 2013 in den Vorstand der Volkswagen-Konzerntochter Porsche AG berufen, wo er für den Bereich Produktion und Logistik zuständig wr. Der Aufsichtsrat des Unternehmens berief ihn dann am 30. September 2015 zum Vorsitzenden des Vorstandes ab 01. Oktober 2015. Blume ersetzte damals Matthias Müller, der im Zuge der Abgasaffäre an die VW-Konzernspitze gerückt war. Blume wird die Position des VW-Konzernchefs mit Wirkung zum 01. September übernehmen und gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Porsche AG bleiben – auch nach einem möglichen Börsengang des Unternehmens, meldet der Sportwagenhersteller. 

Um die schwer umstrittenen E-Fuels zu unterstützen, hielt Blume auch Kontakt zur Politik, sickerte durch Zufall in die Öffentlichkeit. Einen Tag, nachdem Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner innerhalb der Ampelkoalition mit Verweis auf E-Fuels die Zustimmung zum EU-weiten Komplettverbot von Verbrennern verhinderte, soll Blume das laut einem ZDF-Bericht als Erfolg gefeiert haben. "Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten", sagte Blume demnach in einer Betriebsversammlung. "Wir haben sehr großen Anteil, dass die E-Fuels in den Koalitionsvertrag eingeflossen sind. Da sind wir ein Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien." Die ZDF-Sendung "Die Anstalt" hat nach eigenen Angaben "Belege, die diese Aussage verifizieren". Das ZDF- berichtet über die  brisante Verbindung zwischen Finanzminister Christian Lindner und Porsche-Chef Oliver Blume. Das Bundesfinanzministerium und Porsche beeilten sich, die Vorwürfe zu dementieren nd stritten trotz der ZDF-Beweise alles ab. Quelle: VW / Porsche DMM