VW-Konzern mit nächster Gewinnwarnung

Der kriselnde Volkswagen-Konzern kommt immer stärker unter Druck. Konzernchef Oliver Blume muss die Gewinnaussichten nach gut zehn Wochen erneut kappen, weil das Unternehmen dieses Jahr doch nicht so viele Autos verkaufen wird wie erhofft.

VW hat binnen 10 Wochen eine zweite Gewinnwarnung veröffentlicht. Dem Konzern geht es alles andere als gut. Foto: VW

Vor allem bei der ohnehin stark angespannten Kernmarke VW läuft es schlechter als erwartet, aber auch die leichten Nutzfahrzeuge und die eigene Zuliefersparte schwächeln. Auch VW Financial Services (VWFS, Finanzdienstleistungssparte kränkelt.  Das im Dax notierte Volkswagen-Vorzugspapier verlor im laufenden Jahr schon 15 %. Auch die Dachholding Porsche SE der Eigentümerfamilien Porsche und Piech, die bei VW das Sagen hat, musste ihre Gewinnerwartungen herunterschrauben.  Am Ende dieses Jahres wird VW nur knapp 9 Mio. Autos verkauft haben. 

Vor allem die Profitabilität erwartet Konzernchef Oliver Blume schwächer: Die  operative Ergebnismarge wird nur rund 5,6 % vom Umsatz betragen. Bereits im Juli hatte VW wegen der erwarteten Kosten für das auf der Kippe stehende Audi-Werk in Brüssel die Ergebnisprognose gesenkt. Das Audi-Werk geht vermutlich an den chinesischen Autobauer NIO. 
 Der Konzern begründet die wiederum gesenkte Prognose mit schwächer als erwartet ausfallenden Resultaten bei der Kernmarke VW Pkw, bei den leichten Nutzfahrzeugen von VWN und bei der Komponentensparte. Bei der Kernmarke will das Unternehmen derzeit den Sparkurs massiv ausweiten und hat die seit Jahrzehnten bestehende Beschäftigungssicherung gekündigt. Wie DMM bereits berichtet hat, soll es betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen geben. 

Der VW-Konzern steht mit seinen Problemen nicht allein. Seit insbesondere der Wachstumsmarkt China kein solcher mehr ist, die Chinesen haben gelernt und kaufen lieber ihre eigenen vornehmlich hightechgetriebenen Autos als teure deutsche Fabrikate. Und auch die deutschen VW-Konkurrenten aus Stuttgart, München und Zuffenhausen leiden unter der stark nachgelassenen Nachfrage im Reich der Mitte. Verbrenner gehen kaum noch. Und günstige Elektroautos können die deutschen Hersteller so gut wie nicht bieten. Genau in diese Lücke stoßen die Chinesen mit hochmodernen Elektroautos, die noch dazu viel preiswerter sind als die Modelle von VW, Audi, Porsche BMW oder Mercedes. 

In Deutschland läuft aktuell das Geschäft mit Elektroautos schlecht, in das die Hersteller viele Milliarden investiert haben. Kommendes Jahr drohen auch deswegen Strafzahlungen für die Nicht-Einhaltung von härteren Brüsseler Abgasvorschriften. Nun haben die Wolfsburger angekündigt, den Listenpreis des ID.3-Basismodells sowie der höherwertigen Versionen ab 01. Oktober 2024 zumindest bis Ende des Jahres zu senken. Für das Basismodell sollen nur  29.760 Euro aufgerufen werden. Zum Vergleich: In China kostet die ID.3 mit besserer Ausstattung umgerechnet unter 20.000 Euro. In den USA verkauft VW seine Modelle beinahe generell 40 bis 50 % unter den deutschen Preisen. 

Bis Ende August wurden in Deutschland in diesem Jahr 15.114 ID.3 verkauft. Damit erreicht der einstige Hoffnungsträger nicht einmal ein Viertel der Zulassungszahlen des Autos, das er einmal beerben sollte, denn vom klimaschädlichen Golf wurden in dieser Zeit 70.070 Modelle erstmals zugelassen. Quelle: VW / heise.online / DMM