VW Konzern vorsichtig optimistisch

Das erste Halbjahr 2020 war durch die Covid-19-Pandemie eines der herausforderndsten in unserer Unternehmensgeschichte. Von den massiven Beeinträchtigungen in sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens durch die Covid-19-Pandemie ist auch der Volkswagen Konzern weltweit betroffen. Es ist dennoch gelungen, die Auswirkungen der Pandemie auf das Geschäft einigermaßen in Grenzen zu halten, heißt es in der Wolfsburger Konzernzentrale. Der Autobauer blickt vorsichtig optimistisch auf das zweite Halbjahr.

Der Volkswagen Konzern geht davon aus, dass die Auslieferungen an Kunden im Jahr 2020 infolge der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie deutlich unter dem Wert des Vorjahres liegen werden. Herausforderungen ergeben sich zudem insbesondere aus der steigenden Wettbewerbsintensität, volatilen Rohstoff- und Devisenmärkten sowie aus verschärften emissionsbezogenen Anforderungen. Infolge der Covid-19-Pandemie werden im Jahr 2020 die Umsatzerlöse des Volkswagen Konzerns voraussichtlich deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Insgesamt rechnet der Volkswagen Konzern für das Jahr 2020 mit einem im Vorjahresvergleich gravierend rückläufigen, aber insgesamt positiven Operativen Ergebnis (vor und inklusive Sondereinflüssen).

Der Volkswagen Konzern verzeichnete bis Ende Juni 2020 einen starken Rückgang seiner Auslieferungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 27,4 % auf 3,9 (5,4) Mio. Fahrzeuge. In einem pandemiebedingt stärker rückläufigen Gesamtmarkt konnte der Konzern jedoch seinen globalen Pkw-Marktanteil ausbauen. Nachdem die Auslieferungen im April rund 45 %  unter dem Vorjahreswert gelegen hatten, verringerte sich der Rückstand kontinuierlich auf noch rund 18 % im Juni. Ein Grund dafür war die Erholung in Westeuropa, dem Heimatmarkt des Konzerns. Hier lagen die Auslieferungen im Mai noch rund 57 % unter dem Vorjahr, im Juni waren es rund 30 %. Im Juli hat sich die Erholung der Märkte weiter fortgesetzt. Der Konzern rechnet daher damit, dass seine Auslieferungen im Juli nur noch um einen einstelligen Prozentwert unter dem Vorjahresmonat liegen werden. Für das zweite Halbjahr rechnet VW mit einer weiteren Erholung der Märkte.

Der Netto-Cash-flow des Automobilbereichs lag mit -4,8 Mrd. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 5,6 Mrd. Euro. Die Forschungs- und Entwicklungskosten lagen im ersten Halbjahr mit 6,7 (7,0) Mrd. Euro um 4,8 % unter dem Vorjahreszeitraum. Die F&E-Quote stieg dennoch aufgrund des Umsatzrückgangs auf 8,7 (6,6) %. Die Sachinvestitionen im Konzernbereich Automobile konnten deutlich um 20,6 % auf 4,1 (5,2) Mrd. Euro gesenkt werden.

  • Die Marke Volkswagen Pkw setzte im Zeitraum Januar bis Juni dieses Jahres 1,1 (1,9) Mio. Fahrzeuge ab; das waren 39,8 % weniger als ein Jahr zuvor. Entgegen dem Trend konnte der T-Cross erfreulicherweise dennoch Zuwächse verzeichnen, auch der Atlas Cross Sport war sehr beliebt. Die Umsatzerlöse gingen um 35,3 % auf 28,6 Mrd. Euro zurück. Das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen verschlechterte sich auf -1,5 (2,3) Mrd. Euro. Geringere Fixkosten und eine verbesserte Preispositionierung konnten die Belastungen aus dem Volumenrückgang infolge der Covid-19-Pandemie nicht ausgleichen. Aus der Dieseltrickserei ergaben sich im Berichtszeitraum Sondereinflüsse in Höhe von -0,6 (-0,4) Mrd. Euro.
  • In den ersten sechs Monaten 2020 ging der Absatz der Marke Audi auf weltweit 416.000 (632.000) Fahrzeuge zurück. Weitere 271.000 (258.000) Audi-Modelle wurden über das chinesische Joint Venture FAW-Volkswagen veräußert. Eine steigende Nachfrage verzeichneten Q3, A6 und e-tron. Die Umsatzerlöse gaben auf 20,5 (28,8) Mrd. Euro nach. Das Operative Ergebnis (im laufenden Jahr vor Sondereinflüssen) lag bei -643 Mio. Euro (2,3 Mrd. Euro). Der Volumenrückgang, Belastungen aus der Bewertung von Rohstoffsicherungsgeschäften und Derivaten sowie negative Währungseffekte und gestiegene Verkaufshilfen wirkten belastend. Im ersten Halbjahr 2020 ergaben sich aus der Dieseltrickserei Sondereinflüsse in Höhe von -100 Mo. Euro. In den Finanzkennzahlen der Marke Audi sind die Marken Lamborghini und Ducati enthalten. Lamborghini setzte im Berichtszeitraum 3.604 (4.710) Fahrzeuge ab und Ducati 22.790 (33.315) Motorräder.
  • Die Marke ŠKODA setzte in der ersten Hälfte dieses Jahres 372.000 Fahrzeuge ab und lag damit um 33,6 % unter dem Vergleichswert von 2019. Die SUVs Kodiaq und Karoq sowie die neuen Modelle Scala und Kamiq waren bei den Kunden besonders beliebt. Die Umsatzerlöse gingen auf 7,5 (10,2) Mrd. Euro, das Operative Ergebnis auf 228 (824) Mio.  Euro zurück. Die Belastungen aus Volumensituation, Wechselkursentwicklung und emissionsbezogenen Aufwendungen konnten nicht durch Produktkostenoptimierungen sowie geringere Fix- und Entwicklungskosten kompensiert werden.
  • Im Berichtszeitraum belief sich der Absatz der Marke SEAT auf 197.000 Fahrzeuge; ein Rückgang von 46,9 % gegenüber Vorjahr. Die SUV-Modelle Arona und Ateca sowie der Leon wurden stark nachgefragt. Mit 3,7 Mrd. Euro fielen die Umsatzerlöse um 40,2 %  geringer aus als ein Jahr zuvor. Das Operative Ergebnis sank auf -271 (216) Mio. Euro, was im Wesentlichen aus dem pandemiebedingten Volumenrückgang sowie emissionsbezogenen Aufwendungen resultierte.
  • Der Absatz der Marke Bentley lag im ersten Halbjahr 2020 bei 4.569 (4.670) Fahrzeugen. Die Umsatzerlöse verbesserten sich mixbedingt auf 860 (835) Mio. Euro. Infolge höherer Abschreibungen sowie Einmalaufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen ging das Operative Ergebnis auf -99 (57) Mio. Euro zurück.
  • Porsche Automobile verzeichnete im Zeitraum Januar bis Juni 2020 einen Absatz von weltweit 116.000 Fahrzeugen; ein Minus von 14,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Umsatzerlöse beliefen sich 11,2 (12,2) Mrd. Euro. Infolge des geringeren Fahrzeugabsatzes sowie aufgrund von Kostensteigerungen insbesondere für Digitalisierung und Elektrifizierung ging das Operative Ergebnis auf 1,1 (2,1) Mrd. Euro zurück. Außerdem wirkte die Währungsentwicklung negativ.
  • Der Absatz von Volkswagen Nutzfahrzeuge gab im ersten Halbjahr 2020 auf weltweit 157.000 (256.000) Fahrzeuge nach. Die Umsatzerlöse waren mit 4,2 Mrd. Euro um 34,7 %  niedriger als ein Jahr zuvor. Das Operative Ergebnis sank auf -334 (506) Mio. Euro; es wurde im Wesentlichen durch den Volumenrückgang und die ab diesem Jahr geltenden CO2-Lenkungsabgaben belastet.

Im Finanzierungs-, Leasing-, Service- und Versicherungsgeschäft der Volkswagen Finanzdienstleistungen wurden in der ersten Hälfte dieses Jahres 3,4 (4,1) Mio. neue Verträge abgeschlossen (-17,4 %). Am 30. Juni 2020 lag der Gesamtvertragsbestand bei 21,3 Mio. Kontrakten; das waren 0,9 % weniger als am Jahresende 2019. Das Operative Ergebnis gab in den ersten sechs Monaten 2020 auf 1,2 (1,3) Mrd. Euro nach.

Hauptversammlung am 30.09.2020 - Dividendenvorschlag angepasst. Volkswagen hat den 30. September 2020 als neuen Termin für die ordentliche Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2019 festgelegt. Nachdem die ursprünglich für den Mai geplante Hauptversammlung aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus verschoben wurde, wird auch die Durchführung im September virtuell erfolgen. Zeitgleich mit dem neuen Termin hat die Verwaltung auch einen geänderten Gewinnverwendungsvorschlag vorgelegt. Von den massiven Beeinträchtigungen in sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens durch die Covid-19-Pandemie ist auch der Volkswagen Konzern weltweit betroffen. Angesichts des Umfangs und des Ausmaßes sowie der nach wie vor nicht verlässlich einschätzbaren weiteren Entwicklung haben Vorstand und Aufsichtsrat entschieden, der Hauptversammlung nunmehr eine Dividende von 4,80 Euro je Stammaktie und 4,86 Euro je Vorzugsaktie vorzuschlagen. Damit passt die Verwaltung der Gesellschaft den bisher für das Geschäftsjahr 2019 angekündigten Gewinnverwendungsvorschlag von ursprünglich bei 6,50 Euro je Stammaktie und 6,56 Euro je Vorzugsaktie an. Quelle: Volkswagen / DMM