In den USA hat Volkswagen gerade zwei neue Modelle der wiederbelebten Marke Scout vorgestellt. Damit soll der Erfolg auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt beflügelt werden. Rund 2 Mrd. USD fließen in das neue Werk in South Carolina. Aufbruchstimmung auf der anderen Seite des Atlantiks. In Deutschland aber will der Autokonzern drei Werke schießenden und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen.
"Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen", sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen, fügte sie hinzu. Über diese Pläne habe der Konzern nun die Arbeitnehmerseite informiert.
Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hatte. Porsche wird die Produktion des E-Autos nicht wie geplant an den VW-Standort in Osnabrück verlagern. Das bestätigte eine Sprecherin am Dienstag dem NDR Niedersachsen. Dadurch bleibt das Werk ab Ostern 2026 ohne Aufträge. Derzeit laufen am Standort in Osnabrück bis Frühjahr 2026 noch die Produktionen des T-Roc Cabriolet, des 718er-Porsche Cayman und Porsche Boxster. Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, sagte Cavallo. Laut Betriebsrat droht der Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen. Ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden.
"Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!", sagte Cavallo. Sie kündigte Widerstand gegen die Pläne an. "Ich kann nur alle Vorstände und alle an der Unternehmensspitze warnen: Legt Euch nicht mit uns, mit der VW-Belegschaft an", sagte sie unter dem Beifall der Mitarbeiter. "Ihr steht ganz kurz vor der Eskalation!" Die Friedenspflicht endet bei VW Ende November, danach sind auch Streiks möglich.
IG Metall kündigt Widerstand an. IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger erklärte in einer ersten Stellungnahme: "Wir wollen Standorte, Auslastung und Beschäftigung langfristig absichern. Wenn die Chefetage den Abgesang Deutschlands einläuten will, müssen sie mit Widerstand rechnen, den sie sich so nicht ausmalen kann!" IG-Metall-Chefin Christiane Benner hat dem Volkswagen-Management vorgeworfen, im Streit um mögliche Werkschließungen und Entlassungen den sozialen Frieden in Deutschland zu gefährden. „Die VW-Verantwortlichen schüren grundlos Angst, das ist Wasser auf die Mühlen von Populisten mit ihren einfachen Lösungen“, sagte Benner der „Augsburger Allgemeinen“.
VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon etwa die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.
Verhandlung über Haustarif am Mittwoch. Am Mittwoch kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen. Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. Nähere Angaben hatte VW dazu bisher nicht gemacht. Quelle: VW Betriebsrat / BR 24 / DMM