Warschau bekommt neuen Super-Airport

Der Chopin-Flughafen Warschau hat voraussichtlich in acht Jahren ausgedient. Seit 2014 legt der Lotnisko Chopina w Warszawie jedes Jahr um mehr als 1 Mio. Passagiere zu. 2017 schaffte er sogar einen Jahreszuwachs von fast 3 Mio. Fluggästen. Nun sind die Pläne für den neuen Zentralflughafen Warschau (Centralny Port Komunikacyjny, CPK) fertig. Bis 2027 soll ein Großflughafen nahe der Autobahn A2 rund 40 km südwestlich der Hauptstadt Richtung Łódź im Powiat Grodziski entstehen. Er soll den Chopin-Airport ersetzen bzw. entlasten.

Warschau bekommt Europas größten Flughafen. Der soll 2027 eröffnet werden. Foto: Gernot Zielonka

Ursprünglich hatten Regierung und Planer in Warschau Bedenken, ob der neue Großflughafen sinnvoll ist. Denn in nicht allzuweiter Distanz ist ja der Berliner Großflughafen BER im Bau. Doch wird der BER, sollte er nach unendlich langer Bauzeit im Oktober 2020 (vielleicht) eröffnen, wird künftig wohl auch mit der Flughafen-Konkurrenz aus Polen zu kämpfen haben. Zunächst hatte Polen wegen der Nähe zum geplanten neuen Airport in Berlin vom Bau eines eigenen bedeutenden Flughafens abgesehen. Doch nun, da die Entscheidung für den Bau längst gefallen ist, könnten die Polen den BER-Verantwortlichen zusätzlich ein Lehrstück in Sachen Flughafen-Bau erteilen. Es wäre nach den negativen Schlagzeilen der vergangenen Jahre eine weitere Schmach - die wohl größte.

Ob das künftige große Drehkreuz für Osteuropa „Solidarność Airport“ heißen wird, ist noch nicht ausgemacht. Bis zur Eröffnung der ersten Bauphase bleibt der Chopin-Flughafen Warschau (Lotnisko Chopina w Warszawie) der internationale Airport der polnischen Hauptstadt. Betrieben wird er von der Polish Airports State Enterprise. Er dient der nationalen Airline LOT zugleich als Drehkreuz und Heimatbasis. Der Flughafen wurde 2001 nach dem polnischen Komponisten Frédéric Chopin benannt. 1934 war er als Flughafen Warschau-Okęcie eröffnet worden.

Werden 2019 voraussichtlich 18 Mio. Passagiere abgefertigt, sollen es beim künftigen Großflughafen nach der ersten Bauphase 45 Mio. werden, im Endausbaustadium dann 100 Mio.. 2021 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Bei der geplanten Eröffnung 2027 soll das Drehkreuz laut Planungen mit 3.000 Hektar fast um ein Drittel größer sein als der Frankfurter Flughafen.

In einer Presseaussendung zeigte die neu gegründete Flughafengesellschaft erstmals einen Lageplan. Darin ist zu sehen, dass der neue Flughafen ein Midfield-Terminal bekommen wird. Danach sind Vorfeld und Terminal zentral angelegt, während außen zwei parallele Start- und Landebahnen den Airport umgeben. Für spätere Phasen sehen die Planer vor, jeweils parallel zu den bestehenden Pisten eine weitere Start- und Landebahn zu errichten.

Mit dem Midfield-Konzept folgen die Architekten einen Trend. So sind beispielsweise Airports wie Dubai World Central, Peking-Daxing oder der neue Flughafen Istanbuls nach demselben Prinzip gebaut worden, das sich schon länger weltweit als erfolgreich erwiesen hat. Die Bauweise bringt eine übersichtliche Anordnung aus Terminal, Vorfeld und Pisten mit und verspricht dadurch wenig Komplexität im Betrieb sowie bei späteren Erweiterungen.

Zunächst wird Warschaus neues Drehkreuz mit nur einem großen Terminal auf der Ostseite des Flughafens versehen. Hinzu kommt inmitten des Vorfelds auch ein lang gezogenes, paralleles Satelliten-Terminal. Das wird per unterirdischem Personentransportsystem vom Hauptterminal aus erreicht. Direkt neben dem Terminal planen die Architekten einen Fernbahnhof sowie ein großes Parkhaus.

Auf der anderen Seite des Airports werden Luftfracht- und Wartungshallen sowie wichtige Infrastruktur-Teile wie Feuerwehr, Treibstofflager, Catering und Energieversorgung beherbergt sein. Vor den jeweiligen Anfängen der Start- und Landebahnen sind zudem Enteisungsstationen vorgesehen.
Der Bau von Stufe 1 mit 45 Mio. Passagierkapazität soll ca. 35 Mrd. Zloty (8,1 Mrd. Euro) kosten. Die schienen- und straßenseitige Anbindung an die Hauptstadt wird ebenfalls mit einer solchen Summe beziffert. Der Chef des polnischen Entwicklungsfonds PFR, Pawel Borys, sagte 2017, dass die staatseigene Finanzgruppe einen groben Plan zur Finanzierung der Ausgaben habe, die nicht den Staatshaushalt belasten würden. Er fügte hinzu, dass der Fonds die Mittel besitze, sich am Projekt zu beteiligen. Vize-Infrastrukturminister Wild hingegen hat angedeutet, dass Bereiche, die nicht im engeren Sinne zum Flughafen gehören, durch EU-Mittel finanziert werden könnten. Doch die EU-Kommission hat ein wachsames Auge auf Flughafenprojekte, um illegale Staatsfinanzierung zu verhindern. Quelle: Polish Airports State Enterprise / DMM