Was für ein tolles Fahrzeug - Polestar 3 im DMM-Test

Wenn das mal keine potenten Geschäftswagen sind, Polestar 3 und 4. Letzterer ist eher ein SUV-Coupé (ohne Heckscheibe), und sieht todschick aus. Der Polestar 4 ist gewissermaßen ein Vorbote automobiler Zukunft. Nicht minder phänomenal wirkt der Polestar 3. Er ist ein klein wenig größer und mit noch mehr technischen Finessen ausgestattet als der Vierer, dazu einen Tick teurer. Beide sind hochmoderne und komfortable Fahrzeuge, die in Deutschland zu geschätzten 70 % gewerblich zugelassen werden. DMM hat beide gefahren.

Der Polestar 3 ist ein sehr gutes und alltagstaugliches E-SUV mit skandinavischer Anmutung, tollem Aussehen, technisch an der Spitze des Möglichen und er ist vergleichsweise preiswert. Fotos: G. Zielonka

Die meisten Funktionalitäten lassen sich im Cockpit über das 14,3 Zoll große gestochen scharfe Display steuern.

Die Designer haben beim Polestar 3 tolle Arbeit geleistet.

Der Kofferraum ist ausreichend groß und leicht beladbar dank Absenkung.

Mit ca. 24 Monaten Verspätung bringt die Performance-Elektromarke Polestar ihre Nummer 3 auf den Markt. Der Bestellstart war eigentlich für Oktober 2022 geplant, Probleme mit der Software und die eine oder andere Turbulenz führten aber dazu, dass das SUV nun gemeinsam mit dem Polestar 4 auf den Markt kommt. 

Der Polestar 3 ist ein leistungsstarkes Elektro SUV, das mit einem unverwechselbaren, skandinavischen Design und exzellenter Fahrdynamik alle Sinne anspricht. Es ist vielseitig, kräftig, sieht elegant aus und tritt in direkte Konkurrenz etwa zum Audi Q8 e-tron, zum BMW iX und zum Mercedes EQE SUV und EQS SUV. Und gefährlich werden dürfte er auch dem Porsche Cayenne, der aber aktuell nur als umweltschädlicher Verbrenner bzw. als PHEV zu haben und übertrieben teuer ist. Der Polestar 3 ist mit 4,90 m das längste und mit 380 kW das sportlichste Modell im Programm.

Neben dem Design legt der Hersteller Wert auf Nachhaltigkeit, was nicht nur im PET- und Nylon-Rezyklat der Stoffe, Bezüge und Fußmatten deutlich wird. Polestar kommuniziert auch den CO2-Fußabdruck seiner Modelle in der Herstellung.

Exterieur und Interieur. In Sachen externe Optik wirkt die Silhouette des Polestar 3 sehr stimmig. Allererste Sahne ist auch das Interieur mit seinem aufgeräumten Cockpit, dem zentralen großen Display samt neuer Android-Autoversion und einem riesigen Panoramadach weiter. Die Anmutung im Interieur mit Recycling-Materialien und einem feinen Verhältnis zwischen Kunststoffen und Textilien (Flachs, Wolle und tierfreundliches Leder) wirkt absolut überzeugend. Materialauswahl, Haptik und Verarbeitung liegen auf einem sehr hohen Niveau und haben auf uns einen enorm wertigen Eindruck gemacht. 

Elementare Funktionen, wie Scheibenheizungen oder Lautstärke sind weiterhin per Taste bedienbar, die meisten anderen wie z.B. die zahllosen Fahrassistenzen und Überwachungssysteme über den Screen. Serienmäßig verfügt der Polestar 3 über insgesamt fünf Radarmodule, fünf externe Kameras und zwölf externe Ultraschallsensoren.

Bei einem Radstand von 2,99 m haben auch die Passagiere auf der Rückbank mehr als genug  Beinfreiheit. Die Fahrzeughöhe sorgt für ordentlich Kopffreiheit. In den beiden vorderen zigfach verstellbaren Sitzen sind in den Kopfstützen jeweils zwei 40 mm-Lautsprecher verbaut. 

Der Kofferraum fasst bis zu 597 Liter inklusive Fach unter dem Boden. Mit umgeklappten Rücksitzen (60:40) werden es 1.411 Liter. Die Luftfederung ermöglicht ein Absenken des Hecks, was die Beladung in vielen Fällen vereinfacht. Unter der Fronthaube ist noch Raum für 32 Liter Gepäck.

Öffnen und Schließen. Bevor wir’s vergessen: Es gibt keinen herkömmlichen Autoschlüssel, sondern ein Plastikkärtchen. Geöffnet kann der Wagen mit der Karte werden, indem man sie am linken Ende des versenkbaren Türgriffs an der Fahrerseite hinhält. Man steigt ein, legt die Karte auf die Fläche unterhalb des Bildschirms, das war’s. Noch etwas: Nie die Karte mit dem Smartphone zusammenbringen. Sonst war’s das mit der Inbetriebnahme des Autos.  

Technisch beruht das SUV auf der Volvo-Plattform SPA2. Alle Varianten haben 111 kWh große Batterien. Bei der Reichweite gibt Polestar 561 km für das Performance-Modell und 628 für die Einstiegsversion an. 631 km sind es mit dem Modelljahr 2025. 490 PS (in der Performance-Version sogar 516 PS), Brembo-Bremsen, Wärmepumpe, eine adaptive Zweikammer-Luftfederung, bidirektionales Laden und massig Sensoren für Außen- und Innenraum zeigen, dass es sich um ein außergewöhnliches Fahrzeug handelt. 

Versionen und Preise. Von den Bändern läuft der Polestar 3 im chinesischen Chengdu sowie im Werk in Ridgeville in South Carolina. Aus den USA kommen alle Fahrzeuge. Die USA-Prodution ist neben dem nordamerikanischen Markt auch für Europa zuständig. Es gibt 3 Versionen: 

  1. Long Range Single Motor )Preis ab brutto € 78.590),
  2. Long Range Dual Motor (ab € 81.590)
  3. und Long Range Dual Motor mit Performance-Paket (ab € 88.190).

Dazu werden noch Upgrade wie das Pilot-Paket, das Piot-Paket mit LiDAR, Das Plus-, das Pro- und das Performance Paket. Interessant: Ohne Anzahlung lässt sich der Polestar 3 mit Long Range Dual Motor für Brutto € 899/Monat über ALD Automotive leasen. Bis Mitte November gibt der Hersteller einen Launch-Rabatt in Höhe von 4.000 Euro auf alle Varianten. Vergleicht man die Listenpreise mit der deutschen Konkurrenz, dann dürfte die Wahl für den Schweden die klügere sein. Denn die vergleichbaren E-Modelle aus Ingolstadt, München oder Stuttgart sind um einige Zehntausend Euro teurer. Auch beim Leasing sind sie nicht günstiger. Auto-Abo wie bei der Schwestermarke Volvo wird nicht angeboten.  

Zum Thema Service ist zu erwähnen, dass man nicht unbedingt zu einem der Spaces (Polestar Service-Betriebe) muss, wenn man nicht in deren Nähe lebt. Die meisten Volvo-Handelsbetriebe bieten sich als passende Anlaufstellen an. 

Die Zielgruppe: Das noble SUV ist für eine Käuferschaft gedacht, die sehr hohe Ansprüche auf Ästhteik, Reichweite, Ausstattung und Sicherheitsaspekte legt. Und die natürlich das nötige Kleingeld dafür hat. Ca. 70 % werden wohl von Firmen zugelassen. Der Wagen kann einen Hänger bis 2.200 kg gebremst ziehen (Single-Motor: 1.500 kg). Eine elektrisch aus- und einfahrbare Hängerkupplung ist optional und gut, wenn man mal seine Fahrräder mitnehmen möchte. 

Fahreindruck. In Front und Heck arbeiten permanent-erregte Synchronmotoren. Dazwischen liegt eine 400-Volt-Lithium-Ionen-Batterie von Batterie-Weltmarktführer CATL. Von den 111 kWh stehen 107 kWh zur Verfügung. Für Unterstützung sorgt eine serienmäßig verbaute Wärmepumpe. Geladen n wird mit bis zu 250 kW. Laden von 10 bis 80 % bei Schnellladesäulen soll etwa ½ Stunde dauern.  Beim AC-Laden muss man sich mit 11 kW begnügen. Einen 22 kW-Bordlader gibt es nicht. 

Das Torque Vectoring, also die automatische Kraftverteilung auf die vier Räder, überträgt die Kraft der zwei E-Motoren präzise auf die Straße. Die aktiven Stoßdämpfer sowie die Zweikammer-Luftfederung sorgen für hoch komfortables Vorankommen. Man spürt so gut wie keine Unebenheiten des Fahrbahnuntergrunds. Und der Wagen fährt in Kurven wie auf Schienen. 
Leider zeigt das Head-up-Display den aktivierten Abstandstempomaten nicht an. Die Einstellung des gewünschten Abstands zum Vorausfahrenden kommt per Update.. Noch etwas: Nur beim Polestar mit Single-E-Motor wird das Tempo bei 180 km/h abgeregelt. Die beiden anderen Versionen dürfen über 200 km/h schnell sein. 

Unser Fazit: Mit dem Polestar 3 hat der Herdteller ins Schwarze getroffen. Das toll aussehende SUV bietet eine aktive Luftfederung, ein Torque Vectoring-System und besteht aus vielen nachhaltigen Materialien. Der Wagen bietet eine sehr hochwertige Anmutung. Wer ein besseres SUV in diesem Segment sucht, wird sich schwer tun. Quelle: DMM