Weniger Geschäftsreisen, aber dafür zielgerichteter

Die Zahl an Geschäftsreisen geht zurück; dafür sind diese sinnvoller: So lautet die Einschätzung zehn europäischer Führungskräfte, verantwortlich für Firmen- und Geschäftsreisen. Diese hatte das Hospitality-Unternehmen Accor im Mai 2022 im Rahmen der jährlichen Veranstaltung „Masters of Travel“ in Frankfurt zur Entwicklung von Geschäftsreisen befragt.

„Masters of Travel“ – ein Expertengremium, das sich einmal jährlich trifft – wurde 2021 von Accor ins Leben gerufen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie Meetings und Geschäftsreisen in einer Welt nach der Pandemie aussehen können. Nachhaltigkeit und Wellbeing sind dabei die stärksten Entscheidungsfaktoren für oder gegen eine Geschäftsreise. Denn die Frage nach dem Budget bezieht sich heute längst nicht mehr rein auf die Finanzen, sondern auch auf das Emissions-„Budget“.

Geschäftsreisen werden auf einem niedrigeren Level als vor der Pandemie bleiben. Sophie Hulgard, Senior Vice President Sales Northern Europe bei Accor, erwartet für 2022 einen Rückgang der Geschäftsreisen um 20 % im Vergleich zu 2019, ein weiterer Masters of Travel-Delegierter geht sogar von einem Minus von 50 % aus. Der Grund für diese Prognosen: Die Technologie ersetzt die Notwendigkeit zu Reisen. Was bleibt, sind Reisen, die als erfolgsentscheidend für das Geschäft eingeschätzt werden. 

Allerdings gibt es auch einen zwingenden Bedarf an physischen Meetings. Eine Untersuchung ergab, dass sich Geschäftsreisende als ArbeitnehmerInnen von persönlichen Treffen einen 25 % höheren Umsatz erwarten als bei virtuellen Treffen und dreimal so viel erreichen. Auch das Wohlergehen der Mitarbeitenden darf nicht vergessen werden, wozu die persönliche Interaktion mit KollegInnen beitragen kann.

Thema Nachhaltigkeit. Die Prioritäten bei Geschäftsreisen haben sich stark verschoben. Der Nachhaltigkeitsaspekt ist zu einem entscheidenden Kriterium geworden, ob Reisen im Berufskontext als sinnvoll erachtet werden oder nicht. Wie ein Delegierter es ausdrückte: „CO2-Emissionen zu kompensieren, ist nicht mehr ausreichend. Unsere Hotelpartner müssen nachweisen können, dass sie den CO2-Fußabdruck von Geschäftsreisenden aktiv reduzieren.“ Ein weiterer Gesprächspartner brachte die zentrale Bedeutung von Umweltfragen auf den Punkt und prognostizierte, dass Unternehmen „2023 ein Emissions- an Stelle eines Kostenbudgets haben werden.“ 

Die Covid-19-Pandemie hat die Entwicklung des „achtsamen Reisens“ gefördert, bei dem Geschäftsreisende darauf achten, dass die Reise beruflich, wirtschaftlich, nachhaltig und persönlich sinnvoll ist.

Sophie Hulgard, Senior Vice President Sales Northern Europe bei Accor: „20 % der Geschäftstreffen werden vielleicht nie mehr stattfinden. Wir beobachten aber das Entstehen eines viel zielgerichteteren Geschäftsreisesektors, in dem Unternehmen den Wert jeder Reise maximieren wollen, um Teams wieder zusammenzubringen, die Kultur zu fördern, Strategien zu entwickeln, Geschäfte abzuschließen und die Bindung zu den Mitarbeitenden zu stärken. Geschäftsreisen ermöglichen echte Verbindungen und haben einen unglaublichen Wert, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in Bezug auf die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und damit auch die Loyalität gegenüber dem Arbeitgebenden. Aber die Zukunft der Geschäftsreisen muss inkonsequente Reisen verbannen und sie durch geschäftsentscheidende Reisen ersetzen, die nachhaltig geplant sind und dem Arbeitnehmenden, dem Arbeitgebenden und dem Planeten nützen.“ Quelle: Accor / DMM